„Kinder trauern viel unbefangener“

Heike Wolters-Judisch ist gelernte Erzieherin. Sie bietet eine spezielle Hilfe, um den Abschied zu verarbeiten.

Kempen. Kinder trauern anders. Es kann passieren, dass sie in einem Augenblick traurig sind und im nächsten wieder lachen. „Kinder trauern viel unbefangener“, sagt Heike Wolters-Judisch.

Sie ist gelernte Erzieherin und hat nun auch eine Ausbildung zur Bestatterin abgeschlossen. In ihre Arbeit mit Trauernden bindet sie auch ihre Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern ein. So gibt es bei Wolters Bestattungen in Kempen zum Beispiel Bilderbücher, die den Kleinen helfen zu verstehen, was passiert ist.

Denn oft würden die Kinder beim Trauerprozess nicht mitgenommen. „Eltern stehen oft etwas hilflos da, wenn sie selbst gerade einen Elternteil oder einen anderen Verwandten verloren haben“, hat Heike Wolters-Judisch festgestellt. Vor den Kindern zu trauern und über Gefühle zu sprechen, falle den Eltern schwer. Außerdem wollen sie ihre Kinder vielleicht vor schmerzhaften Erinnerungen behüten.

Dabei sei es wichtig, den Nachwuchs einzubinden. Auch bei Jungen und Mädchen im Kindergartenalter sei das schon möglich. „Wir empfehlen, die Kinder zur Beisetzung mitzubringen. Nur so ist der Ablauf auch für sie vollständig“, sagt Wolters-Judisch. Hat man Urne oder Sarg gesehen, fällt es leichter zu verstehen, was passiert.

„Wir raten im Beratungsgespräch auch die Kinder und Enkelkinder mit in die Gestaltung der Trauerfeier einzubeziehen, zum Beispiel, indem sie ein Bild malen oder gemeinsam Fotos aussuchen, die dann mit in die Urne oder in den Sarg gelegt werden“, erzählt Wolters-Judisch. Man kann auch gemeinsam den Sarg bemalen. Eine individuelle Trauerfeier sein ganz wichtig, findet Wolters-Judisch.

In ihrer Ausbildung war ein Schwerpunkt neben der Beratung von Hinterbliebenen die hygienische Versorgung von Verstorbenen, die insbesondere bei einem Abschied am offenen Sarg sehr wichtig ist. Dabei gehe es darum, ein insgesamt ästhetisches Bild vom Verstorbenen zu schaffen, das sich die Hinterbliebenen einprägen und als Erinnerung in sich tragen.

So wird der Verstorbene noch einmal gewaschen, Wunden versorgt und wenn gewünscht, auch mit eigener Kleidung angezogen. „Nichts ist beruhigender als die Gewissheit, dass der Verstorbene gut aufgehoben ist. Eine Verabschiedung am offenen Sarg ist oft ein wichtiger Schritt in der Trauerbewältigung. Nimmt man doch so bewusst wahr, dass der Lebenskreis sich nun geschlossen hat“, sagt Heike Wolters-Judisch.

Schon seit mehr als sieben Jahren steht Heike Wolters-Judisch ihrem Mann Stephan Wolters im Bestattungsunternehmen zur Seite. Nun hat sie auch den Schritt gemacht und ihre Prüfung vor der Handwerkskammer Düsseldorf erfolgreich bestanden.

Heike Wolters-Judisch ist es nicht schwer gefallen, in die Arbeit als Bestatterin einzusteigen. „Ich war da sehr offen. Es ist ein interessanter Berufszweig. Meine Aufgabe als Bestatterin sehe ich in der Begleitung und Unterstützung der Hinterbliebenen, um den letzten Weg des Verstorbenen so persönlich wie möglich zu gestalten.“

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