Kempen wird keine „Fairtrade-Stadt“

Der Antrag der Grünen zur Förderung des fairen Handels wurde abgelehnt.

Kempen. Es war wohl eine der kürzesten Ratssitzungen in der Geschichte der Stadt Kempen. In knapp 20 Minuten flogen die Fraktionen am Dienstagabend durch die mit 24 Punkten bestückte Tagesordnung des öffentlichen Teils.

Der Grund: Die Änderungen verschiedener Gebühren waren allesamt bereits einstimmig im Haupt- und Finanzausschuss beschlossen worden. Im Rat gab es dann keinen weiteren Beratungsbedarf und auch kein anderes Abstimmungsergebnis.

Einziger längerer Diskussionspunkt war der Antrag der Grünen, dass Kempen sich als „Fairtrade Stadt“ zertifizieren lassen soll. Dieses Siegel vergibt der internationale „Verein zur Förderung des Fairen Handels“ an Kommunen. Weltweit sind nach Angaben des Vereins mehr als 1000 Städte mit dabei — in NRW zum Beispiel Düsseldorf, Bonn und Aachen.

Zur Erlangung des Siegels müssen die Kommunen fünf Kriterien erfüllen:

1. Es liegt ein Beschluss vor, dass bei allen Sitzungen der Ausschüsse und des Rates sowie im Bürgermeister-Büro „Fairtrade“-Kaffee sowie ein weiteres Produkt aus fairem Handel angeboten werden.

2. Es wird eine lokale Steuerungsgruppe gebildet, die die „Fairtrade“-Aktivitäten koordiniert. Für Kempen regten die Grünen an, diese Gruppe im Amt für Presse- und Marketingarbeit anzusiedeln.

3. Entsprechend der Einwohnerzahl der Stadt werden in acht Einzelhandelsgeschäften gesiegelte Produkte aus fairem Handel angeboten und in vier Cafés sowie Restaurants „Faitrade“-Produkte ausgeschenkt.

4. In Öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Vereine und Kirchen) werden „Fairtrade“-Produkte verwendet und Bildungsaktivitäten zum Thema angeboten.

5. Die örtlichen Medien berichten über alle Aktivitäten auf dem Weg zur „Fairtrade-Stadt“. Es sollten mindestens vier Artikel pro Jahr publiziert werden.

Die Verwaltung sah in diesen Kriterien einen „zu hohen Arbeitsaufwand“. Die Personalkapazitäten im Rathaus reichten dafür nicht aus. Ähnlich sahen es SPD und CDU. „Der Aufwand ist zu groß. So eine Arbeitsgruppe kann nicht kostenneutral arbeiten“, so SPD-Fraktionschef Andreas Gareißen.

„Grundsätzlich stehen wir zum ,Fairtrade’-Gedanken. Wir sind aber gegen dieses aufgeblähte Verfahren.“ Von FDP und Freien Wählen Kempen gab es keine Wortmeldung zum Thema.

Somit standen die Grünen ohne Fürsprecher da: „Mit diesem Siegel würden wir als Stadt ein Zeichen gegen Armut setzen“, so Fraktionschef Achim Straeten. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Grünen abgelehnt.

Einen Wunsch gab es zum Schluss von Politikern verschiedener Fraktionen doch noch: Vielleicht schaffe es der Kempener Martinsverein ja, 2013 wenigstens ein faires Produkt in der Tüte für die Kinder unterzubringen. Dies wird bislang vom Verein abgelehnt. „In St. Hubert gibt’s das schon“, sagte Vize-Bürgermeister Hans-Peter van der Bloemen (CDU/St. Hubert).

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