Kempen: Vorfahrt für Narren-Riese

Am Mittwoch fuhren die drei größten Wagen bei einer Testfahrt durch die Altstadt.

Kempen. Ohne Kamelle, Prunk und Prinzenpaar sind am Mittwoch drei Karnevalswagen durch die Kempener Altstadt gerollt. Zugleiter Karl van Stiphout hatte bei der traditionellen Testfahrt durch die Kempener Gassen nur Augen für die Straßen, die Laternen und die Blumenkübel.

"Wenn die Wagen es mit Trecker schaffen, dann kommen die anderen Rosenmontag auch durch", sagt der 56-Jährige. Die Straßen hätten sich in den vergangenen drei Jahren seit dem letzten Zug verändert, Bäume sind gewachsen, Schilder hinzugekommen - kurzum: es ist enger geworden in der Innenstadt.

Um zu prüfen, ob die Narren mit ihren bis zu 14 Meter langen, 2,50 Meter breiten und bis zu 3,80Meter hohen Wagen unbeschadet den Weg zur Köhlerhalle überstehen, ist die Probefahrt nötig.

Die drei Schlachtschiffe - die Wagen der Prinzengarde, der Straßengemeinschaft Waldschlösschen und der Stadtverwaltung - setzen sich mittags am Bahnhof in Bewegung. Mit flotten 25 Stundenkilometern geht’s los, die erste Vollbremsung an der Ampel auf der Thomasstraße bringt die Wagen gehörig ins Schaukeln.

"Bodo muss noch bremsen lernen", ruft van Stiphout taumelnd und lacht. Der Mitarbeiter des Baubetriebshofs, Bodo Renkens, manövriert zum vierten Mal die Prunkwagen durch die Straßen. "Er kennt die Ecken und Kanten hier in- und auswendig", sagt Stadtsprecher Christoph Dellmans.

Verdutzt bleiben Fußgänger stehen und schauen dem Tross hinterher, mal enttäuscht, weil keine Süßigkeiten von den Wagen geworfen werden, mal mitleidig, weil den ungeschminkten Mitfahrer die Kälte anzusehen ist. Ehrenbürger und Ex-Prinz Karl-Heinz Hermans winkt - natürlich mit seiner Narrenkappe auf dem Haupt - aus seinem Haus an der Ellenstraße. Und Prinz PeterI. und Prinzessin MarianneI. (Croonenbroeck) grüßen von unten. "Ich wunder’ mich, dass die Züge so riesig sein müssen", ruft Richard Maassen vom Straßenrand. Am Buttermarkt werden noch schnell Georgbrunnen wie auch Bänke und Denkmäler mit Spanplatten gesichert. Die Fahrt läuft wie am Schnürchen.

Dann das erste Nadelöhr - die 90-Grad-Kurve von der Juden- in die Engerstraße. Es ist knapp, aber es passt. Nicht unproblematisch wird diese Stelle wie auch die Einmündung von der Raben- in die Peterstraße am Montag sein, wenn sich 30.000 Zuschauer am Straßenrand verteilen.

Mit Absperrgittern wollen Polizei und Ordnungsamt die Karnevalisten von der Straße fernhalten. Nach anderthalb Stunden gibt Karl van Stiphout grünes Licht für den Zug. Zwei Laternen an der Judenstraße müssen weichen, ein Werbeschild eventuell auch. van Stiphouts Fazit: "Die Jecken können trecken."

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