Kempen: Rathaus fest in Möhnehand

Altweiber: Am Buttermarkt regieren die jecken Frauen. Rund 300 kostümierte Narren tanzen fröhlich im Foyer. Für zwei Spitzenbeamte gibt’s Prinzenorden.

Kempen. Donnerstag, kurz vor 12 Uhr in der Altstadt: ein ganz normaler Donnerstag. Aber nur fast. An einer Stelle sind sämtliche Gesetze von Raum und Zeit ausgehebelt. Im Rathaus wird dieser Donnerstag nachhaltig in Erinnerung bleiben. Altweiber-Donnerstag halt.

Und so stürmte um Schlag 12.17 Uhr ein Dutzend maskierter Weiber die Bühne im Foyer. Währenddessen tanzten, schunkelten und sangen rund 300 kostümierte Jecken zu Musik von DJManfred Bolenz: Rot und Blau, Kempen Helau!

Bereits um 11.55 Uhr hatte das Prinzenpaar mit Moderator Heinz Börsch und Adjutant Rainer Pasch die Bühne geentert. "Endlich ist hier mal der Pub ein bisschen weg", rief PeterI. in die Runde. Derweil ließ MarianneI. die Hüften kreisen und verteilte Bützchen im geschmückten Saal.

Bis die Möhnen schließlich das Regiment übernahmen, gab es weitere närrische Spitzen gegen die Verwaltungs-Hochburg. "Hier herrscht Friede, Freude, Eierkuchen, wenn man nur einen Bau-Antrag einreicht", spielte Börsch auf allzu lange Wartezeiten für Bauwillige an.

Doch die Rathaus-Retter konnte das nicht verdriesen- im Gegenteil: Alles, was zwei Beine hat in der Verwaltung, schlüpfte flott ins Kostüm und ließ sich anstecken von der frechen Gaudi. Hier kurvte Stadtsprecher Christoph Dellmans mit dem Biertablett als närrischer Oberkellner durch die Reihen. Dort schickte Schulamtsleiterin Elfi Böhm ihr Team als Kätzchen-Crew ins raderdolle Volk: "Wir kratzen nicht."

Spannend wurde es, als die zwei Längsten sich Aug in Aug gegenüberstanden und Drohgebärden ausstießen: Erster Beigeordneter Hans Ferber (200 Zentimeter) im Kostüm des verwegenen Piraten mit Sonnenbrille stieß gegen Prinz PeterI. (195Zentimeter) folgenden Satz aus: "Größe allein kommt nicht durch Körperlänge." Den Möhnen überließen die Beamten zwar liebend gerne das Regiment, presste Ferber raus. Aber am Sonntag, spielte Ferber auf den nahen Rathaussturm an, da würde die Stadt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das Haus am Buttermarkt1 verteidigen. Und es kam Bewegung in Prinzengarde und die Polizisten Norbert Wans und Heinrich Eggert, deren grünes Kostüm verdächtig nach einer Uniform aussah.

Woraufhin Zar Peter nur müde lächeln konnte und statt einer Antwort auf den Ferber-Affront Ihrer Tollität einen Wink gab: "Nimm ihn!" Und schon fand sich der Technische Dezernent Stephan Kahl auf närrischem Tanz-Parkett in den Armen der Prinzessin wieder. Wobei Kahl, wie Ferber dröger Münsteraner, gar keine schlechte Figur machte...

Zur Versöhnung gab’s schließlich Prinzenorden für Ferber (Kahl hat schon einen) und Ordnungs-Amtsleiter Franz Heiner Jansen, der mit Blick auf die Fußball-WM in Südafrika als Ball anrollte.

Helau, alles wird gut- aber nur bis Sonntag...

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort