Kempen Kempen Klassik: Wenn am Annenhof die Cellos erklingen

Blechbläser auf dem Buttermarkt, Klezmer am Kuhtor, Gitarrenspiel auf der Judenstraße — die Klingende Altstadt hatte am Samstag einige musikalische Genüsse zu bieten.

Kempen. 20 Jahre Kempen Klassik, dieses Jubiläum wurde am Wochenende gefeiert. Das Eröffnungskonzert am Freitagabend (siehe Text unten) war ausverkauft, aber draußen regnete es in Strömen. Trotzdem beschlossen die Verantwortlichen, für die „Klingende Altstadt“ am Samstag keine Alternativen zu den Open-Air-Veranstaltungen vorzusehen. „Wir haben voll auf Risiko gesetzt“, erklärte Peter Landmann, der künstlerische Leiter des Vereins Kempen Klassik. Die Rechnung sollte aufgehen, es regnete nur einmal kurz vor Mittag etwas. Die Resonanz war insgesamt zufriedenstellend. An neun Standorten traten jeweils bis zu drei verschiedene Solisten beziehungsweise Chöre oder Ensembles auf.

Die Jungen Blechbläser NRW traten zum ersten Mal in Kempen auf. Die 16 Musiker im Alter zwischen 13 und 22 Jahren unter der Leitung von Professor Tobias Füller aus Mülheim eröffneten auf dem Buttermarkt die „Klingende Altstadt“ mit „Fairy Queen“. Nach und nach kamen auch die Zuschauer auf den Platz, es hätten aber durchaus noch etliche Dutzend mehr sein dürfen.

Justus Stricklings Auftrittsort war eine kleine Bühne vor dem Pfarramt an der Judenstraße. Der 18-Jährige, der beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ auf Bundesebene den ersten Platz gemacht hatte, bewies eindrucksvoll, dass ein Akkordeon zu mehr zu gebrauchen ist, als einen Shanty-Chor zu begleiten — die Toccata von Johann Sebastian Bach kam sehr eindrucksvoll rüber. Angst um sein wertvolles Instrument bekam der Mönchengladbacher Schüler, als plötzlich leichter Regen einsetzte. Schnell wurde improvisiert, er wechselte die Seiten, stand im Eingang des Modehauses Vögele und spielte munter weiter.

Zuvor hatte Timo Brauwers aus Waldniel eigene Kompositionen mit der Gitarre gespielt — der 36-Jährige ist Dozent an der Musikschule des Kreises Viersen. Ein Stück hatte er zur Geburt seines Neffen geschrieben. Am Kuhtor war schon von weitem kräftiger Applaus zu hören. Das Bernsteyn-Trio, bestehend aus Peter Hohlweger (Akkordeon), Ute Bernstein (Geige) und dem Sänger Achim Lüdicke aus Oedt beziehungsweise Nettetal begeisterte die zahlreichen Zuschauer mit traditionellen jüdischen Liedgut. Am Annenhof war das Cello-Orchester der Musikschule Krefeld „Cellissimo“ zu hören.

Das Franziskanerkloster war eines der Epizentren der „Klingenden Altstadt“: David Nethen, Leiter des Kempener Chores „Libera Voce“, der durch die Pianisten Andreas Cavelius und Mai Lan Bui am Steinway-Flügel verstärkt wurde, brachten vor großem Publikum den Liebesliederwalzer von Brahms, während es im überfüllten Rokokosaal elf Querflötistinnen vom Niederrhein Meisterwerke von Bach, Händel und Bizet zelebrierten.

In der Propsteikirche begeisterte unter anderem das Vokalconsort Kempen das Publikum. Kantor Christian Gössel spielte Klavier, Salome Amend hatte nicht nur das Vibrafon voll im Griff, sondern auch eine Fülle von kleinen Instrumenten wie Becken oder Bongos. Der vierstimmige Gesang war ebenso ein akustischer Genuss.

Landmann hatte zur Eröffnung daran erinnert, die etwas abseits gelegene Bahnhofsarena nicht außen vor zu lassen: Dort sollten die Youth Brass Band NRW und die Kempen Big Band ihr Publikum begeistern.

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