Kempen: Jecke Hymne für Karlchen & Co.

Altweiber: Seit Donnesrstag ist Kempen fest in Narrenhand. Vor allem im Rathaus und im Finanzamt war die Stimmung richtig gut.

Kempen. "So schön und herzergreifend war Karneval noch nie hier bei uns in Kempen." Mit diesen Worten sprach Bürgermeister Karl Hensel "seinen" Närrinnen und Narren im Rathaus stellvertretend für alle Thomasstädter ein dickes Lob aus.

Rund 200 Jecken feierten zur Musik von DJ Manfred Bolenz im Rathausfoyer - für Hensel war es der letzte närrische Ansturm aufs Amt in seiner Funktion als Bürgermeister. "Erst jetzt merke ich, was ich 2010 alles entbehren werde", sagte Hensel, dem die Möhnen eine liebevoll gebastelte "Karriereleiter" um den Hals gehangen hatten.

Mit ihrer Altweiberhymne für Karlchen & Co.rührten die Weiber den Bürgermeister fast zu Tänen. Im "platten" Refrain heißt es: "Du bess dee Mann op dee mer all he stonn, du häs für Kempe schon so füel jedonn, Du wars de Captain för os lange Ti-ied, Un diene Abschied dee is nich mehr wi-iet."

Aber auch zwei andere scheidende Jecken waren vertreten: Theo I. und Karin I. (Balters) machte samt Prinzengarde einen Abstecher in die Amtsstuben.

Beigeordneter und CDU-Bürgermeisterkandidat Volker Rübo wurde von den Weibern reich beschenkt: "Die haben mich zu ihrem König genannt", lacht Rübo. Mit Blick auf die kommende Wahl verpassten ihm die Möhnen Zepter und Pappkrone samt Stadtwappen.

Gut eingelebt hatte sich auch der Technische Dezernent Stephan Kahl. Der Münsteraner erlebte im letzten Jahr seinen ersten Rathaussturm und ist vom karnevalistischen Treiben angetan: "Die Superfete hier gefällt mir sehr gut", sagt der Mann, der extra für Altweiber ein Opfer gebracht hat.

Der eingefleischte Hobbyradler gab eine rote Krawatte mit Rennradmotiv scherenfrei. Die Weiber dankten es ihm und bestachen Kahl mit einem gelben Bauhelm plus Abrisshämmerchen. Ihre politischen Forderungen standen auf dem Helm zu lesen: "Abriss fürs Orsay-Center".

Die Bediensteten des Ordnungsamtes starteten ins Modejahr 2009 und präsentierten sich in Fliederfarben. "So, so, so und so - bei uns im O-Amt ist das so", titelten sie mit Anspielung auf "Bauer Heinrich" von RTL. Des O-Amts neuer "Schäfer" und Leiter heißt Uli Eckerleben. Sein Konterfei war auf den T-Shirts zu sehen, und auch er feierte feste mit.

Auch im Finanzamt jenseits der Bahnschranke steppte zur selben Zeit der Bär. Genauer: Dort war die Hölle los! 21 Teufel und der einzige Engel Volker von der Abteilung Betriebsprüfung feierten mit Kollegen aus allen Abteilungen eine Sause im Souterrain.

"Wir sind die schlimmsten Finger hier, denn wir machen höllische Hausbesuche", erklärt Teufelin Yvonne scherzhaft ihre Verkleidung. Und ehe man sich’s versieht, befindet sich auch der Reporter in einer heißen Polonäse, die im Aufzug endet. Wie viele Teufel passen in einen solchen? - Antwort: zu viele! Mit dem Schlachtruf "Jetzt geht’s los, wir sind nicht mehr aufzuhalten! Jetzt geht’s los, hier spielt die Musik!", durchkämmen die Schwarzroten sämtliche Stockwerke.

Jedes Jahr schmeißt jeder Finanzbeamte etwas in die Kasse, von der die prima Sause veranstaltet wird. Höhepunkt war der Auftritt der Vorster Stimmungsband "DeFroende". Spätestens da war allen klar, dass nicht alle hier Engel sind...

Weniger dramatisch verlief Altweiber in der City. In vielen Kneipen herrschte ab Mittag zwar Topstimmung, ansonsten blieb es ruhig. Sparkasse und Volksbank schickten ihr Personal närrisch auf die Piste- die einen als "Krötenwanderung" (Volksbank), die anderen als Matrosen (Sparkasse) mit dem Leuchtturm fest in der Hand.

Nur drei Gymnasiasten- Bär Gero, Clown Sebastian und "Lampe" Jan- durchkämmten nach Schulschluss etwas verloren die Straßen. Ihr Karnevals-Höhepunkt kommt aber noch: die große Vorabi-Fete am Sonntag in der Köhlerhalle.

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