Kempen: Es kann nur Einen geben!

Zwischen Thomasstadt Kempen und dem TuS St. Hubert geht es um den Aufstieg. Die Stadt ist im Fußball-Fieber.

Kempen. Derbys elektrisieren die Fußball-Fans auf der ganzen Welt. Celtic gegen die Rangers in Glasgow, Inter gegen AC in Mailand oder Schalke gegen Dortmund im Ruhrpott - wenn benachbarte Klubs aufeinandertreffen, liegt eine ganz besondere Atmosphäre in der Luft.

In Kempen gibt es zwar keinen Fußball auf Weltklasseniveau, dafür aber am Sonntag ein Derby, das die Stadt in Atem hält. Der SV Thomasstadt Kempen spielt gegen den TuS St.Hubert am letzten Spieltag der KreisligaA. Es geht in diesem Spiel um den Aufstieg in die Bezirksliga. Nur einer der beiden Klubs kann es in die höhere Liga schaffen: Es kann nur einen geben!

Ingo Oelhausen, Trainer TuS St.Hubert

Das Kempener Derby ist ein Spiel, das an Persönlichkeiten beider Vereine erzählt werden kann. Beginnen wir mit dem St.Huberter Trainergespann: Coach Ingo Oelhausen und sein Assistent Oliver "Oli" Dünwald waren lange Jahre beim SVThomasstadt.

"Klar, für uns beide ist das ein ganz besonderes Spiel", erzählt Ingo Oelhausen. "Wir sind beide Mitglied der 98er-Mannschaft, die in die Landesliga aufgestiegen ist. Oli als Spieler, ich als Co-Trainer." Noch heute ist Oelhausen gut befreundet mit Kempens zweitem Vorsitzenden Franz-Josef "Schmicko" Schmitz: "Wir haben ein gutes Verhältnis, das wird auch noch nach dem Spiel am Sonntag so sein." Aber: "Während der 90 Minuten zählt das nicht. Ich will aufsteigen."

Der TuS-Trainer freut sich auf die Stimmung rund um den Rasen. "Es werden viele Zuschauer da sein. Allein aus St.Hubert werden wohl 300 kommen. Unter anderem sind fünf Planwagen für die Fans gechartert."

Oelhausens Gegenüber, Michael "Micky" Foehde, wirkt gelassen: "Ganz ehrlich, ich gehe die ganze Sache sehr entspannt an", gibt der Thomasstadt-Trainer zu Verstehen. Schließlich wäre der Aufstieg schon der siebte in seiner Karriere als Spieler und Trainer.

"Ich muss meinen Spielern auch eine gewisse Gelassenheit vorleben. Es bringt ja nichts, wenn jemand übermotiviert in das Spiel geht." Vielmehr sollen seine Jungs den Tag genießen. "Wir haben trotz vieler Verletzungen eine gute Saison gespielt und können das jetzt am letzten Spieltag krönen."

Foehdes Torhüter Simon Pawlik wird beim Unternehmen Aufstieg nicht mithelfen. Er sitzt auf der Bank. Aber nicht, weil seine Leistungen schlecht waren. Seine persönliche Geschichte ist eine ganz besondere: Pawlik hat vor drei Wochen verkündet, dass er in der nächsten Saison für den TuS St. Hubert zwischen den Pfosten stehen wird. "Klar, ich gehe mit gemischten Gefühlen auf den Sportplatz", sagt der 22-Jährige. "Es ist aber ganz klar, dass ich mit meinen Kempener Jungs aufsteigen will. Die nächste Saison interessiert mich nicht."

Simon Pawlik, Torhüter vom SV Thomasstadt

Trotzdem hat sein Trainer entschieden, dass er nicht spielt. "Ich muss ihn schützen", sagt Foehde. Das kann Simon Pawlik verstehen: "Es ist die richtige Entscheidung. Der Druck wäre für mich zu groß. Wenn ich einen Fehler mache, sagt jeder: Das hat er mit Absicht gemacht." Er wird sich das Spiel also von draußen ansehen und "hoffentlich nachher mit Kempen feiern".

Bleibt zum Schluss noch die Geschichte eines "großen, alten Mannes" des Fußballkreises: Der 36-jährige Stefan Kubsda wird wahrscheinlich am Sonntag für Thomasstadt die Schuhe schnüren, obwohl er seine Karriere schon längst beendet hat. "Der Trainer hat Personalnot, und so ein Spiel bekommt man nicht alle Tage", sagt Kubsda, der lange Jahre Kempens Spielmacher war. Und natürlich hat auch er eine St. Huberter Vergangenheit: "Da habe ich in der Jugend gespielt. Und ich wohne heute noch in St. Hubert." Er sei aber "voll und ganz Thomasstädter" und das wolle er am Sonntag zeigen. Die WZ wünscht viel Erfolg, aber natürlich beiden Teams.

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