Kempen: Der Blick eines Lehrers auf China

Bernd Westermann hat in dem asiatischen Land gelebt. Seine Eindrücke entsprechen nicht dem üblichen China-Klischee.

Kempen. Bernd Westermann beschäftigt sich seit acht Jahren mit China. Der ehemalige Mathe- und Informatik-Lehrer des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums bereist das Land regelmäßig und pflegt Kontakte zu in Deutschland lebenden Chinesen.

WZ: Herr Westermann, sprechen Sie Chinesisch?
Bernd Westermann:
Ich lerne die Sprache seit zwei Jahren und kenne nun 1000 Zeichen, die jeweils für eine Silbe stehen. Damit kommt man im Alltag gut klar und kann sich unbekannte Ausdrücke erschließen. Es gibt viele interessante chinesische Weblogs; um die oder auch eine Zeitung wirklich verstehen zu können, benötigt man schon mehr als 2000 Zeichen.

WZ: Und was halten die Chinesen von uns?
Westermann:
Ich habe erfahren, dass man in China sehr viel von Deutschland hält. Viele Chinesen schätzen unser Land für seine Ordnung und gute Organisation. Übrigens ist auch klassische Musik von deutschen Komponisten hoch im Kurs.

WZ: Wie haben Sie China erlebt?
Westermann:
Ich war acht Mal dort, habe mehr als neun Monate in China verbracht. Teilweise als Tourist, ich habe aber auch zwei Monate bei einer Familie im Hinterland gelebt. 2004 war ich der Leiter der GDCF-Delegation (Gesellschaft für deutsch-chinesische Freundschaft) bei einem Schüleraustausch mit Hangzhou. Als Lehrer finde ich das chinesische Bildungssystem spannend und habe auch privat mehrere Schulen besucht. Der Mathematik-Unterricht läuft gar nicht so anders ab als bei uns.

WZ: Worum geht es bei Ihrem VHS-Vortrag am Montag?
Westermann:
Es geht um den Wandel, den China in den letzten 30Jahren vollzogen hat und der noch lange nicht abgeschlossen ist. China hat enorm viel Power, und die meisten Chinesen blicken mit einem gesunden Optimismus in die Zukunft. Das heißt aber nicht, dass man Angst vor China haben muss. Wenn wir im Bildungssystem nicht den Anschluss verlieren, können wir im friedlichen Wettbewerb auf jeden Fall gegen China bestehen.

WZ: Haben Sie etwas vom verheerenden Erdbeben mitbekommen, das China in diesen Tagen erschüttert?
Westermann:
Ja, es gab haufenweise Reaktionen. Allerdings ist die Erdbeben-Region weit weg von den Gegenden, die ich besucht habe. China ist ja ein Riesenland, so groß wie ganz Europa. Das Erdbeben macht mich sehr betroffen, China ist ja insgesamt tektonisch unruhig.

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