Kempen Keine „Vollkasko“ durch Bischofssegen

Hohe Geistlichkeit in der Narrenmesse: Karl Borsch war zu Besuch in seiner Heimat. Witz und Ernst wechselten sich ab.

St. Hubert. Wenn zum Einzug in die Kirche „et Trömmelche jeht“, die Gemeinde zur Predigt „Drink doch eine met“ singt, der Weihbischof Witze erzählt und die Orgel die Kommunion mit einem leisen „Echte Fründe“ begleitet — dann ist Narrenmesse. In der St. Huberter Pfarrkirche St. Hubertus feierten gestern viele kleine und große Karnevalsfreude die Heilige Messe zusammen mit Weihbischof Karl Borsch.

Kempen: Keine „Vollkasko“ durch Bischofssegen
Foto: Friedhelm Reimann

Die Kirche war voll, und kleine Cowboys, Ritter und Batmen, aber auch einige große Kostümierte sorgten zusammen mit vielen Uniformierten der karnevalstreibenden Vereine der Stadt Kempen für ein buntes Bild.

Das Prinzenpaar Rainer I. und Angelika I. mit den Pagen Christoph und Simone zogen mit Gefolge und Vertretern aller Karnevalsvereinen in die Kirche ein. „Schau mir in die Augen“ spielte das Fanfarenkorps Blau-Weiß Kempen unter anderem dazu. Karneval und Kirche, das gehört zusammen, so der Weihbischof. Kein Rosenmontag ohne Fastenzeit, ohne Kanzel keine Bütt. In seiner Predigt stellte der aus St. Hubert stammende Karl Borsch fest, dass einem beim Blick auf die weltpolitische Lage das Lachen eigentlich vergehen könnte. Doch als Christen könne man eine entscheidende Rolle bei der Lösung der Probleme unserer Zeit, wie Nationalismus und Egoismus, spielen.

In der Botschaft des Christentums stecke das Potenzial, die Welt zu verändern. Denn im Evangelium hatten die Gläubigen gehört: „Wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt, dann halte ihm auch die linke hin.“ Und dass man seine Feinde lieben solle. Liebe sei stärker als Hass, so Borsch. Das sei kein politisches Konzept, aber eine Möglichkeit, die Welt zu verändern, indem man bei sich selbst anfängt. So ein gewaltloser Widerstand sei nichts für Feiglinge.

Und was habe das mit Karneval zu tun? „Es ist ein Fest der Gemeinschaft. Keiner feiert Karneval für sich allein“, so Borsch — und das unabhängig von Einkommen, Ansehen, Aussehen oder Nationalität. „Hass und Gewalt haben keinen Platz im Karneval“, so der Weihbischof. Und weil Kirche auch Spaß machen soll, brachte der Weihbischof auch einige Witze zum Besten. Zum Beispiel vom Goldhochzeitspaar, das sich nach 50 Jahren Ehe am Morgen des großen Festes etwas zu gestehen hat. Der Ehemann: „Ich bin farbenblind.“ Seine Frau: „Ich komme gar nicht aus Kevelaer. Ich komme aus Kenia.“

Auch im Karneval sei die Gemeinschaft stärker als der Egoismus, was unter anderem in dem Lied „Drink doch eine met“ deutlich werde. Und da stimmten die Gottesdienstbesucher in das Spiel von Organist Stefan Thomas gerne mit ein. Der Kirchenchor trug mit seinen Liedern ebenfalls zur fröhlichen Stimmung in der Narrenmesse bei.

Zum Kyrie und zu den Fürbitten wurde ebenso fleißig gereimt wie zum Schluss, als Prinz Rainer I. und Prinzessin Angelika I. in einem gemeinsamen Text daran erinnerten, dass der Gottesdienst doch keine lästige Pflicht sein muss und man sich nicht allzu viel aufregen soll, wenn die Messe mal zu lang oder die Orgel zu laut ist.

Mit einem „Amen und Helau“ schloss das närrische Regentenpaar aus St. Hubert. Zum Schluss segnete Weihbischof Borsch die Standarte der Prinzengarde. Der Segen sei keine Vollkaskoversicherung, so Borsch, aber man bitte damit um den Schutz Jesu Christi.

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