Julius Louven wird 80: Alles andere als ein „politischer Schweiger“

Der frühere CDU- Abgeordnete im Bundestag, Julius Louven, wird am Montag 80 Jahre alt.

Kempen/St. Hubert. „Ich bin zwar ein politischer Rentner, aber kein politischer Schweiger.“ Julius Louven macht deutlich, dass er nicht alles einfach so hinnimmt, was in Kempen, Düsseldorf und Berlin passiert. Der St. Huberter, der von 1980 bis 2002 für die CDU im Bundestag saß, wird Montag 80 Jahre alt. Und den verbringt er im Skiurlaub — aus einer Art Tradition. „Ich fahre schon seit knapp 30 Jahren über Karneval und meinen Geburtstag in Urlaub“, erklärt Louven im Gespräch mit der WZ. „Früher fielen die Daten immer in die parlamentsfreie Zeit.“

„Parlamentsfrei“ hat der gelernte Bäcker und Konditor nun inzwischen jeden Tag, was sein Interesse an den politischen Geschehnissen keineswegs geschmälert hat. „Ich verfolge alles noch sehr genau“, sagt Louven. „Und ich bemühe mich auch, alles zu hinterfragen und zu analysieren.“

Aus seiner Sicht fehlt das vielen Politikern von heute — auch in der CDU. „Es wird nicht mehr diskutiert und nicht mehr hinterfragt. Das ärgert mich sehr.“ Zuletzt wurde ihm das auf dem Parteitag der Kempener CDU vor Augen geführt. „Da war ich der einzige, der eine kritische Frage zu den Mitgliederzahlen gestellt hat“, erinnert sich Louven. „Das kann doch nicht richtig sein.“

Unter anderem deswegen blickt er gespannt auf den Kreisparteitag der Christdemokraten am 23. Februar. Dort steht eine Kampfstimmung um die Kandidatur für das Bundestagsmandat für den Kreis Viersen an: Der Willicher Uwe Schummer wird vom Nettetaler Dominic Kohnen herausgefordert. „So funktioniert Demokratie. Das sollte gerade innerhalb einer Partei selbstverständlich sein“, kommentiert Louven das für viele Beobachter überraschende Duell.

Mit Blick auf einen Tipp für die Bundestagswahl gibt sich der 80-Jährige nach eigenen Angaben „leidenschaftslos“: „Angela Merkel ist beliebt. Aber die CDU profitiert nicht wirklich davon.“ Natürlich hoffe er, dass die CDU an der Regierung bleibt, aber „nach den jüngsten Ergebnissen bei Landtagswahlen ist das nicht einfacher geworden“. Und sollte es für Merkel nicht mehr reichen, müsse man das akzeptieren. „Dann hat der Wähler es anders gewollt“, so Louven.

Die Stadt Kempen sieht der frühere sozialpolitische Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion auf einem guten Weg. „Auch wenn ich nicht verstehe, warum der Haushalt nicht ausgeglichen werden kann. Aber dafür bin ich nicht nah genug dran“, sagt der St. Huberter. Eine Erhöhung der Steuern hält Louven aber für „kontraproduktiv“.

Im Alter von nun 80 Jahren ist der frühere Bundespolitiker immer noch sportlich aktiv. Neben dem jährlichen Skiurlaub legt Julius Louven pro Jahr etwa 7000 Kilometer mit dem Rad zurück. „Das ist meine Leidenschaft. Damit halte ich mich fit“, sagt der dreifache Vater und siebenfache Großvater. Schon während der politischen Karriere sei das Radfahren ein Ausgleich gewesen. Zunächst in Bonn und später in Berlin. Und auch auf dem Tennisplatz von Casino Kempen steht Louven bis heute. „So wie es ist, bin ich glücklich und zufrieden. So kann es bleiben.“

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