Baggersee in Kempen Illegales Baden und Vandalismus an Kempener Baggersee

Prügel werden angedroht, Sicherheitspersonal beleidigt - die Situation am Baggersee bleibt angespannt. Stadt, Polizei und Eigentümer scheinen ratlos und überfordert.

Auch Absperrungen halten die illegalen Badegäste nicht davon ab, ihren Weg zum Bagger-See zu finden: Die Flex schneidet das Hindernis auf. Bereits am frühen Nachmittag stehen die ersten Wagen von Badegästen am Straßenrand.

Auch Absperrungen halten die illegalen Badegäste nicht davon ab, ihren Weg zum Bagger-See zu finden: Die Flex schneidet das Hindernis auf. Bereits am frühen Nachmittag stehen die ersten Wagen von Badegästen am Straßenrand.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Dass Stadt, Polizei und Eigentümer auch hilf- und ratlos sowie überfordert sein können, zeigte sich am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss. Ingrid Wistuba, Fraktionsvorsitzende der FDP, fragte nach Lösungsmöglichkeiten, um das illegale Baden am Baggersee auf dem renaturierten Gelände der Firma Klösters zu unterbinden. Und der Erste Dezernent Hans Ferber wie auch Bürgermeister Volker Rübo mussten mit einer zufriedenstellenden Antwort passen.

Wistuba fragte unter anderem, ob dort nicht mehr Knöllchen verteilt werden könnten. Das geschehe schon längst, so Ferber. Er erläuterte, warum diese Maßnahme nicht wirklich greift am Beispiel des 27. Mai, als sich bis zu 500 illegal Badende Zugang zum See verschafft hätten: „An diesem Samstag wurden innerhalb von zweieinhalb Stunden 90 Bußgelder verhängt.

Das Problem ist aber, die Kosten von zehn Euro schrecken nicht ab. Die Leute zahlen lieber lächelnd und denken: ,Ein Schwimmbadbesuch kostet mich mehr.’“ Mehr Knollen würden es nicht bringen, zumal der Ordnungsdienst auch an anderen Stellen aktiv werden müsse, wie am Schwimmbad, wo es oft Ärger mit falsch geparkten Wagen gebe.

Räder beschlagnahmen und Autos abschleppen sei rechtlich nicht machbar, sofern keine privaten Zufahrten oder Rettungswege blockiert würden, so Ferber. Das gelte auch für den Vorschlag von Monika Schütz-Madré (Grüne), es doch wie in den Niederlanden zu halten und die Reifen mit Krallen zu blockieren sowie 250 Euro zu kassieren. Eine Erfahrung, die sie auch einmal persönlich gemacht habe. Ferber: „Die Niederländer haben viele pfiffige Ideen, von denen ich gerne einige übernehmen würde. Doch wie Sie wissen, ist in Deutschland alles reglementiert. Eine Kralle ist eine Vollstreckungsmaßnahme, das dürfen wir nicht machen.“ Gegen den Müll, der auf dem Gelände der Firma Klösters liege, könne die Stadt nichts tun, denn das sei Privatgrund, so der Dezernent weiter.

Bei einem Treffen von Stadtverwaltung, Polizei, einem Vertreter der Firma Klösters sowie des Segel- und Surfclubs sei ausgiebig über die Problematik gesprochen worden. Dabei habe die Polizei erklärt, dass sie sich außer stande sehe, bei den Massen mit der Besetzung eines Streifenwagens aktiv zu werden. Die Beamten legten keinen Wert darauf, mit den „Badegästen im Clinch“ zu liegen. Die Stimmung sei „gereizt“, der Ton der Leute rau. Man höre schon mal ein „Maul halten“ und Zigaretten würden in Richtung der Beamten und des Sicherheitspersonals von Klösters geschnippt oder Prügel angedroht. Diese Aggressivität habe dazu geführt, dass der letzte von Klösters engagierte Wachdienst gekündigt habe.

Ferber betonte die „kriminelle Energie“, die die Badegäste an den Tag legten. Mit der mitgebrachten Flex würden Tore und Zäune zersägt, Mauern abgebrochen. „Das sind richtige Vandalen“, sagte Rübo zu diesem Vorgehen.

Was kann man tun? Ferber gab einen Hinweis: „Anzeige erstatten.“ Denn bisher seien bei der Polizei „0 Anzeigen“ von Anwohnern oder anderen Betroffenen eingegangen. „Auch wenn die Polizei nicht gleich kommt, es lohnt sich, sich zu melden.“ Denn ohne diese Grundlage sei ein Eingreifen der Polizei schwierig. Gebe es eine Reihe von Anzeigen, dann würden der örtlichen Polizei auch mehr Beamte für einen Einsatz zugestanden. Dies sei eine Lösung, die kurzfristig greifen könnte.

Auf lange Sicht müsse das Problem anders angegangen werden: „Da waren wir uns alle einig. Es muss ein anderes Konzept her.“ Er würde sicherlich kein Geheimnis ausplaudern, wenn er die „Blaue Lagune“ in Wachtendonk in den Raum werfe. Denn Vorschläge wie diese kursierten bereits. Ferber: „Doch Pläne in dieser Richtung stehen uns nicht zu. Wir sind nicht die Eigentümer.

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