Gut Heimendahl: Lagerleben mit Schwertkampf

Auf Gut Heimendahl schlugen am Wochenende Rittersleut ihre Zelte auf.

Gut Heimendahl: Lagerleben mit Schwertkampf
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Selbst ein Zauberer ist gegen Regen machtlos. „Das kostet uns viele Besucher“, ist sich Magius Antonius sicher und schaut in den wolkenverhangenen Himmel. Ein weiterer Schauer zieht übers Mittelalterlager, das am Wochenende auf Gut Heimedahl stattfand. Der Magier war einer von 40 Mitgliedern der Veytaler Ritterschaft, die zum wiederholten Mal auf der Schlosswiese von Gut Bockdorf am Krefelder Weg nahe Kempen gastierten.

Gut Heimendahl: Lagerleben mit Schwertkampf
Foto: Lübke, Kurt (kul)

200 Mitglieder zählt der Zusammenschluss insgesamt. Der Chef der Sippe ist Norbert von Thule. Sein Auftritt ist standesgemäß: Kettenhemd, darunter Leinen, auf dem Kopf ein schwerer Helm mit Kettenbesatz an den Seiten. „Du rostest!“, witzelt Gaukler Denesius, als Norbert von Thule durch den Regen läuft. Der Narr darf diese Wahrheit aussprechen, ohne an den Pranger gestellt zu werden. Ja so waren sie, die alten Rittersleut — oder zumindest so ähnlich.

Allen gemein ist die Freude, aus dem heutigen Leben für eine gewisse Zeit auszusteigen. Eine Armbanduhr trägt Marco nicht. „Das ist Freiheit, zeitlos zu sein. Der Tag bekommt somit eine neue Dimension“, sagt der „Rabenvater“. Auf seiner Schulter sitzt Abraxas, ein etwa fünf Jahre alter Rabe. Der schwarze Vogel zieht die Blicke aller Besucher auf sich. Jeder stellt Fragen, will ihn streicheln. „Abraxas’ Eltern haben einen ganzen Schornstein mit ihrem Nest zugebaut. Das musste entfernt werden. So kam ein Förster, von dem ich den Raben habe, an die Jungtiere“, erzählt Marco.

Vor allem am Samstag wurde viel gesungen und getanzt im Lager — aus gutem Grund. Das älteste Mitglied der Veytaler Ritterschaft, Karl-Heinz Hase, wurde an diesem Tag 85 Jahre alt. Unter guten Freunden feierte er das Wiegenfest. In der Ritterschaft ist Hase das älteste Mitglied. Das jüngste ist gerade einmal drei Wochen jung: Liselotte, die Nichte des Clanchefs Norbert von Thule. „Bei uns kämpfen auch die Frauen“, ließ von Thule die Gäste wissen.

Zur Demonstration führten die Rittersleute mehrere Schaukämpfe durch. Auch der teils heftige Regen konnte sie davon nicht abhalten. Die Rüstungen sind nicht nur nicht wasserdicht, sondern auch schwer: mehr als 20 Kilogramm. „Unterwegs im Einsatz des Erzbischofs zu Köln“ war der lehensverbundene Ritter Heinrich von den Zaunraitern aus Bonn. Die historische Gruppe setzt sich aus vier Erwachsenen und fünf Kindern zusammen und unterstützte die Veytaler vor historischer Kulisse.

Ritter, Knappe, Rittersfrau — zwischen Schwerttraining und Kochen bietet das Lagerleben allerhand Möglichkeiten. „Kein Kind quengelt, alle sind beschäftigt“, nennt Mutter Yvonne einen Vorteil. Selbst der vierjährige Aaron hat am Sauspieß, seinem Holzschwert, viel Spaß. „Historisch mit Grenzen“ beschreibt Ritter Heinrich das Lagerleben. Soll heißen: Auf den modernen Luxus eines Schlafsacks verzichtet er nicht, wohl aber auf die Dusche.

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