Gott spricht Nettetaler Plott

Mundart: Mit Musik und Texten begeistern zwei Ur-Lobbericher das Publikum. Der Name ist Programm: „Wörr kalle Plott“.

Lobberich. "Statt alle seve Joar en Neue, bin ich für ewige Treue!" sinnierte "Kamps Mattes", nachdem er sich mit den "revolutionären Ideen der bayrischen Landrätin Bariele Pauli" ausführlich beschäftigt hatte. Überwiegend sprach er den "himmlischen Dialekt", denn, dass war für den "Denker und Dichter aus Lobberich" klar: Der Liebe Gott spricht zwar nicht "Lobbriker" aber mindestens "Nettetaler Plott".

Etwa 150 Besucher kamen zur elften Ausgabe von "Wörr kalle Plott... Mundart + Musik" mit Matthias Kamps (Texte) und Willi Wolters (Akkordeon) in die Aula der "Schule am Ingenhovenpark". Die Gäste kamen aus allen Stadtteilen. Ihr Alter: überwiegend 55 plus. Aber auch die (wenigen) Jugendlichen verstanden den Humor, die Texte im niederrheinischen Platt.

13 Stuhlreihen mit je 13 Stühlen waren aufgereiht - und die waren trotz wolkenlos blauem Himmel und Sonnenschein fast alle besetzt. Exakt fünf mal 15 Minuten dauerte die Veranstaltungen, die Willi Wolters immer wieder nach fünf bis sechs Themenblocks mit seinem Akkordeon musikalisch unterbrach. Nur wenige kannten noch die Texte, aber viele summten die Melodien, die früher mal Gassenhauer waren, mit.

Kamps und Wolters sind zwei Ur-Lobbericher, die in der Textilindustrie gearbeitet haben. Beide entschieden sich aber- wie viele ihrer Generation- in den 60er-Jahren für andere Berufe. Matthias Kamps wurde Werklehrer, Willi Wolters brachte es bis zum Polizeihauptkommissar. Die Freude an der Musik und an Geschichten im heimisch-himmlischen Dialekt sind beiden geblieben.

Kamps las Spöttisches, Deftiges, Frivoles, machte aber auch nachdenklich. Er beschäftigte sich mit Liebe, Literatur, Krankheit, Schönheit und brachte die Hörer immer wieder zum Lachen. "Wie die Stars an die Titel ihrer Bücher kommen?", sinnierte er augenzwinkernd. Boris Becker bekam den Literaturpreis für "Raum ist in der kleinsten Besenkammer" und Franz Beckenbauer für "Fruchtbar bis ins Rentenalter".

Und Kamps warnte vor der Sonnenbank: "Do wirst Du ruht wie en Aapefutt, davon jeht die Haupt kaputt!" Sein Rat bei Krankheiten im Alter: "Macht Euch enne schöne Lenz, vergesst die Wehwehchen."

Kamps berichtete auch von einem Telefonat mit der britischen Queen: "Die hab ich jefrocht, ob se die selbstjemäkte Lord von die Hinsbecker Wenkmühl och kennt? Ha ich Doa jett verpennt, frocht mich do die Queen..."

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