Für St. Martin als Kulturerbe

Aus Kempen und Brüggen kommt die Initiative dafür, dass die Tradition in die Liste der Unesco eingetragen wird. Nun trafen sich 300 Unterstützer.

Für St. Martin als Kulturerbe
Foto: Bernd Thissen/dpa

Kempen/Brüggen. In knapp zwei Monaten wird wieder der St. Martin durch Kempens Straßen ziehen und kleine wie große Kempener feiern begeistert mit. Langsam steigt schon die Vorfreude. An mancher Stelle hat das Fackelbasteln bereits begonnen.

Jeyaratnam Caniceus ist schon seit längerem im St. Martins-Fieber — und das fand am Freitagabend einen vorläufigen Höhepunkt. Zusammen mit dem Brüggener René Bongartz setzt sich der Kempener dafür ein, die Tradition der Martinszüge im Rheinland auf die Kulturerbe-Liste der Unesco setzen ui lassen. Und mit diesem Anliegen sind sie bei weitem nicht allein.

Rund 300 Vertreter von rund 70 St. Martinsvereinen aus dem Gebiet zwischen Rhein und Maas — darunter auch Vertreter aus Kempen und St. Hubert — waren auf Einladung von Caniceus und Bongartz am Freitag in den Bürgersaal nach Brüggen-Bracht gekommen, um die Bewerbung um Anerkennung als immaterielles Kulturerbe der Unesco zu unterstützen. Laut Initiatoren war es die in der 150-jährigen Geschichte der Rheinischen St. Martinstradition die größte Versammlung von St. Martinsvereinen und -komitees. Von der Begeisterung für das Thema war Jeyaratnam Caniceus nach dem Abend schwer beeindruckt. „Wir haben eine überwältigende Zustimmung erfahren“, so Caniceus. Zum Schluss sangen alle Teilnehmer gemeinsam das St. Martinslied.

Zuvor gab es viele Informationen für die angereisten Martinsfreunde. Denn damit ein Antrag wie dieser Erfolg haben kann, muss das Brauchtum gut dokumentiert sein.

Maria Hannack, Mitarbeiterin am Lehrstuhl für das immaterielle Kulturerbe an der Universität Paderborn und Ansprechpartnerin für das Thema in Nordrhein-Westfalen, stellte das Kulturerbe an sich vor und ging in ihrem Vortrag insbesondere auf Verzeichnisse auf Landes-, Bundes- und internationaler Ebene ein. Außerdem dabei war Martin Happ, der 2005 am kulturhistorischen Institut der Universität Köln über die Martinsbräuche und Traditionen promoviert hat. Er ist zugleich einer der beiden fachkundigen Verfasser der Empfehlungsschreiben, die von der Unesco für eine Bewerbung gefordert werden. Er hat über die St. Martinsbräuche und Traditionen vorgetragen.

Die Initiatoren haben unter anderem einen Fragebogen ausgearbeitet, um Gemeinsamkeiten der Martinstradition auszuloten. Daher fragen sie zum Beispiel ab, wo die Mantelszene nachgespielt wird, welche Lieder gesungen werden oder welche Gaben an die Kinder verteilt werden. Auch nach dem Brauch des Singens an der Tür werden die Vereine befragt. Nun werten die beiden Organisatoren die Angaben der Vereine aus. Bis Ende Oktober soll der Antrag bei der Unesco-Kommission abgegeben werden.

Die Initiatoren erwarten Mitte nächsten Jahres Ergebnisse. Nach erfolgreicher Bewertung der Unesco will Caniceus nächstes Jahr alle Vertreter der Vereine nach Kempen einladen. Geplant ist auch eine Ausstellung über das Wirken von St. Martin in Kempen. Ort und Zeit müssen noch festgelegt werden. Angesprochen wurde auch die eventuelle Gründung einer Dachorganisation.

Bereits vor fast vier Jahren hatte Jeyaratnam Caniceus die Idee zu dieser Initiative. Ein Facebook-Kommentar bei René Bongartz hatte die Pläne angestoßen. Es war der Ärger über das zunehmende Interesse an Halloween, der zu der Idee geführt hat.

Jeyaratnam Caniceus freut sich im kommenden Jahr auf den St. Martinszug als immaterielles Kulturerbe der Unesco, der durch die Städte und Dörfer ziehen wird. Für ihn ist es ein Fest für alle Kulturen. Er hofft weiterhin, dass durch die überregionale mediale Aufmerksamkeit vielen Vereinen Mitgliederzuwachs und finanzielle Unterstützung zukommen werden.

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