Kempen Filmdreh mitten in Kamperlings

Der 19-jährige Moritz Wimmer aus Kempen hat mit Mitstreitern aus ganz Deutschland ein aufwendiges Projekt umgesetzt. Gedreht wurde in seinem Elternhaus am Erlenweg.

Kempen: Filmdreh mitten in Kamperlings
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Das Filmgeschäft ist mitunter ganz schön eklig. So kann es passieren, dass die Requisite für künstliches Erbrochenes sorgen muss. Etwa wenn den Protagonisten nach einer durchzechten Nacht die Übelkeit plagt. Mit dieser drastischen Szene soll der Kurzfilm des 19-jährigen Moritz Wimmer beginnen.

Gedreht wurde vor wenigen Tagen am Erlenweg in Kamperlings, im Elternhaus von Regisseur Wimmer. Ein Schuppen, ein Lagerraum sowie weite Teile des Kellers wurden dafür von der bunt zusammengewürfelten Crew in Beschlag genommen.

Die Mitglieder des insgesamt 15-köpfigen Teams kamen unter anderem aus Krefeld, Köln und Neuss. Die Beleuchterin war extra aus dem oberfränkischen Bayreuth angereist. „Und einen der beiden Schauspieler haben wir via Skype in Berlin gecastet“, erzählt Moritz Wimmer. Es sind allesamt junge Leute, deren Leidenschaft die Filmkunst ist.

Die Story, geschrieben vom Regisseur, geht in Kürze so: Der Schriftsteller Cornelius, Mitte 20, führt ein ziemlich kaputtes Leben. Eines Tages klingelt ein Beamter an seiner Wohnungstür und eröffnet dem Autor, dass er bald „gelöscht“ werde — Franz Kafka lässt grüßen.

Das Wohn- und Arbeitszimmer der verkrachten Existenz — plus Bad — hat das Team in mühevoller Kleinarbeit fast aus dem Nichts geschaffen. Rigips-Wände wurden gezogen. Eine alte Badewanne, ein Klo und ein Waschbecken wurden herangeschleppt. „Wir haben auch Fliesen verlegt“, erzählt der 22-jährige Julian Davids, zuständig für die Ausstattung.

Besonders aufwendig war es, 1200 falsche Bücher für die Behausung des Schriftstellers herzustellen. Echte Romantitel vor der Kamera wollten die jungen Filmer nicht riskieren — das könnte bei öffentlichen Vorführungen zu urheberrechtlichen Problemen führen, erklären sie.

Rund drei Monate dauerten die Vorbereitungen. Im Film wird die ganze Arbeit auf wenige Minuten zusammenschrumpfen. Doch so ist es nun mal in diesem Business. Und an Begeisterung mangelt es den Beteiligten nicht. „Ich mache Filme, seit ich sechs Jahre alt bin“, sagt Moritz Wimmer, der im vergangenen Jahr sein Abitur in Mülhausen gemacht hat. Sein großes Ziel ist das Studium an der Filmhochschule in München.

Die gesamte Familie unterstützt ihn dabei. Seine Schwester Clara-Marie hat zehn verschiedene Drehbücher gelesen und ihm schließlich den Plot von der drohenden „Löschung“ zur Umsetzung empfohlen. Und Mutter Monika Wimmer war für das Catering zuständig. Am ersten Drehtag gab es beispielsweise „Tante Marthas Kartoffelsuppe mit Curry“.

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