Farbenfrohe Jecken drehen am Rad

Was für eine Stimmung in der Stadt! Auch eine ungewollte Pause trübte den Jubel nicht.

Kempen. „In Kempen dreht sich der Karneval“ stand auf dem Prinzenwagen. Und wie! Das stellte der bunte Rosenmontagszug gestern unter Beweis. Knapp 2500 Zugteilnehmer und von der Polizei geschätzte 20 000 Besucher feierten stimmungsvoll in der Thomasstadt und ließen sich auch von einer längeren Pause nicht beirren.

Die Resonanz sei super, die Stimmung wie gewohnt perfekt, hieß es aus den Reihen der Funkengarde der KG Weiß & Blau Kamperlings. „Man wird durch die Menge förmlich getragen, unbeschreiblich“, so Tanzmariechen Ira Wandke.

Mancher feierte gar auf Kosten anderer. „Uns gehört zurzeit die Welt. Wir versaufen euer Steuergeld“, scherzte der Kegelklub Dickerboom’s — in griechischem Look als „Götter vom Olymp“ unterwegs. „Der Zug in Kempen ist halt international“, sagten „Dä Heidekenger“, die sich in japanische Gewänder gehüllt hatten. Doch an den Grenzen der Welt machte der Zug noch lange nicht halt. „Von der Erde bis ins All, Kempen feiert Karneval“, verkündete das Spaceshuttle auf dem Wagen der „NASA“.

Auf jeden Fall landeten alle in Kempen. Und Heimatverbundenheit wurde auch gerne gezeigt. „Hier riecht es immer so schön nach Keksen. Deswegen sind wir die Kempsche Keksköppe“, sagte Anika Vollert in ihrem braunen „Gebäck“-Kostüm.

Um 12.11 Uhr war der Zug am Bahnhof gestartet — bei eisigen Temperaturen. „Macht nichts, Hauptsache trocken. Alles ist gut, nichts kann die Stimmung trüben“, sagte Prinzessin Hildburg I. Dass es nicht regnete, freute alle, auch die „Fische“ vom Schmalbroicher Karnevalsverein. Sie hatten sich ihre „Unterwasserwelt“ gleich mitgebracht.

98 Gruppen fuhren zu Beginn an der Prinzenfamilie vorbei. Und Prinz Heinz II. (Kox) ließ es sich nicht nehmen, die Teilnehmer zu grüßen: die Vampire in ihrer Burg, die „Mönche und Nonnen“ der Stadt, die fleißigen Kamelle-Werfer der Prinzengarde und alle anderen.

„Karneval in Kempen ist bunt und schön, wir wollen ihn hier drehen seh’n“, verkündete Heinz II. sein Motto. Das setzte die „Straßengemeinschaft Ellenstraße“ perfekt um: Mit ihrem bunten Kreisel auf dem Wagen und farbenfrohen runden Kostümen drehten sie sich immer wieder und wieder.

Der Prinz wusste auch über sich zu scherzen. „Wir stehen immer unter Druck“, stand auf dem Wagen seiner Hydraulik-Firma. „Die müssen ja einen schlimmen Chef haben“, sagte Heinz II. Um 13.16 Uhr startete auch der Prinzenwagen, oder besser: die Kempener Mühle samt drehenden Flügeln.

Doch gegen den Stau konnte selbst der Prinz nichts machen. Auf dem Hessenring, vor dem Abbiegen in den Heyerdrink, war die Zugspitze zum Stehen gekommen. Es mussten erst alle Wagen, die vom Möhlenring in die Ellenstraße fuhren, passieren. „Das war nicht geplant. Man hätte vorbeifahren können, doch da im Zug größere Lücken waren, haben wir gewartet“, sagte Zugleiter Theo Balters.

Unmut kam kaum auf. Einige nutzten die Pause zum Essen und Entspannen, viele hielten sich mit Tanz oder Geplauder bei Laune. Als es nach bis zu 30 Minuten Wartezeit weiterging, waren dann aber doch alle froh. „Wird ja sonst kalt“, sagte Heidi Beckers von den „Schwarzen Schafen“ — und genoss wieder die „wie immer tolle Stimmung“. Schließlich drehte sich bunt und laut der Karneval in Kempen.

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