Kempen „Der Buchs darf nicht sterben“

Der Zünsler frisst die Pflanzen kahl. Gärtner sind alarmiert und beugen dem Blattfraß vor.

Kempen: „Der Buchs darf nicht sterben“
Foto: Kurt Lübke

Kempen/Kreis Viersen. Gefräßige Raupen versetzen Gartenbesitzer und Liebhaber von Buchsbaumhecken und -kugeln in Alarmbereitschaft. Die gelb-grün-schwarz gefärbten Tierchen, die ursprünglich aus dem ostasiatischen Raum stammen und vor etwa zehn Jahren nach Europa gekommen sind, nagen in diesem Sommer den Buchs kahl bis unter die Rinde. Letzteres kann das Aus für den Buchs bedeuten. Er stirbt ab, wenn den Schädlingen namens „Buchsbaumzünsler“ nichts entgegengesetzt wird.

Kempen: „Der Buchs darf nicht sterben“
Foto: Kurt Lübke

Philipp Joeden, Garten- und Baumschulmeister, berät in seinem Center an der Tönisvorster Straße zwischen Süchteln und Vorst täglich Kunden, deren Pflanzen gravierende Schäden aufweisen.

„Der Buchsbaumzünsler ist seit dem vergangenen Jahr in der Region“, sagt Joeden. Er breite sich seit einigen Jahren von Süddeutschland aus nach Norden aus. Es sei die Raupe, die den Buchs schädige. „Man muss von zwei bis drei Raupen-Generationen pro Jahr ausgehen.“ Joeden spricht von einer Plage. „Im März, April, bei Temperaturen ab 15 Grad, beginnt die Fraßtätigkeit der Raupen.“ Im Mai setze die Verpuppung ein, die vier Wochen andauere. „Juni, Juli schlüpft die zweite Raupengeneration.“

Problematisch sei, dass die Fraßtätigkeit der Tiere lange unentdeckt bleibe. „Die Raupen fressen den Buchs von innen an.“ Sobald Schäden außen sichtbar würden, sei die Pflanze schon zu 70 Prozent geschädigt.

Joeden: „Der Zünsler hat hier keine natürlichen Feinde.“ Heimische Vögel fliegen offenbar einen großen Boden um ihn. Den Raupen zu Leibe rücken könne man mit biologischen und chemischen Pflanzenschutzmitteln. Mit einem einmaligen Einsatz der Mittel ist es aber nicht getan. „Der Zünsler bleibt mittel- bis langfristig ein Problem“, meint Joeden. Man werde ihn über Jahre bekämpfen müssen. „Ich erlebe schon, dass meine Kunden weniger spritzen, eher den Buchs durch andere immergrüne Pflanzen ersetzen.“

Auch die Landwirtschaftskammer NRW warnt auf ihrer Homepage vor dem Buchsbaumzünsler. Als Bekämpfungsmaßnahme im Haus- und Kleingarten rät sie: Raupen absammeln, Gespinste und Befallsnester herausschneiden und über den Restmüll entsorgen.

Bisher habe er, sagt Philipp Joeden, den robusten, unempfindlichen Buchs immer empfehlen können, nun reduziert er ihn im Sortiment. „Dramatisch ist die Situation auch fürs öffentliche Grün, für Kloster- und Schlossgärten.“

Herrmann-Josef Steeger aus Kempen, pensionierter Gärtnermeister und als passionierter Hobbygärtner weiter im Reihenhaus- und Nutzgarten aktiv, öffnet an der Dinkelbergstraße regelmäßig seine Gartenpforte für Besucher. Formschöne Buchsbäume, Kugeln und kleine Hecken, prägen seinen Garten. Schockiert war er, als er den Zünsler vor 14 Tagen im Vorgarten entdeckte. „Eine Kugel sah anders aus als noch am Morgen“, sagt er. „Ich schaute nach und dachte: ,Nein, das ist er!’“

Steeger zieht Buchspflanzen selber groß. Zehn Sorten hat er allein in seinem Garten. Fünf Jahre wächst eine Kugel bis zum Durchmesser von 20 Zentimetern, zwei Pflegeschnitte im Jahr bekommt sie.

Steeger hat die befallenen Pflanzen gespritzt. Er ist aber noch auf eine andere Bekämpfungsmöglichkeit gekommen. „Haben Sie schon mal ein Butterbrot mit Sand gegessen?“ Den Effekt für Zünsler erreiche er, indem er Gesteinsmehl streut. „Am besten wartet man, bis die Spritzbrühe von den Blättern abgetrocknet ist“, rät er. Günstiger als Spritzmittel ist das Gesteinsmehl auch. „Ein Zehn-Kilo-Sack kostet rund 7,50 Euro.“ Eine längere Trockenperiode wie zuletzt war ideal. Steeger: „Ich habe keine weiteren Schäden im Moment.“ Der Gärtnermeister erwartet von Baumschulen, dass sie auf unempfindliche Arten umstellen. „Bei uns weit verbreitet ist der Buxus arborescens. Er ist am stärksten befallen. Der Buxus microphylla mit seinen Unterarten Herrenhausen, Faulkner und Greengem ist es aber nicht.“

Bei der offenen Gartenpforte am 17. und 18. September will Hermann-Josef Steeger Besucher über die Gefahr und die Bekämpfung des Zünslers informieren. „Der Buchs benötigt bald mehr Pflege als eine Rose. Aber der Buchs darf nicht sterben. So etwas Schönes!“

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