Kempen Bethlehem liegt in der Schulstraße

Schon gewusst: Auch Krippenfiguren sollten ihre Bänder entlasten. Geschichten aus der Propsteikirche.

Kempen: Bethlehem liegt in der Schulstraße
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Einige Figuren der Kempener Propsteikirchen-Krippe übernehmen Doppelrollen. Casper ist zunächst Hirte und Balthasar ein Torwächter — ehe beide als Heilige Könige ihren Auftritt haben. Der Dritte im Bunde, Melchior, liegt hinter der Krippe bereit. Hier steht auch ein Koffer mit den weiteren Gewandungen.

Die Laterne im Stall leuchtet sanft auf das Kind in der Krippe, eingerahmt von Maria und Josef. Über die klassische Bethlehem-Szene hinaus gibt es in der Propsteikirche St. Mariae Geburt in Kempen aber noch viel mehr zu betrachten. Da steht beispielsweise der bereits genannte Wächter unter dem Torbogen.

Es gibt nicht nur die allseits bekannten Hirten und ihre Tiere, sondern es sind weitere Figuren „vor Ort“. Und der Stall liegt auch nicht einfach einsam in der Natur, sondern er gehört zu einem Gebäude. Dabei handelt es sich nicht um irgendein Bauwerk. Vielmehr spiegeln die Kulissen naturgetreu das älteste Gebäude der Kempener Schulstraße wider. Das stammt aus dem Jahr 1609 — natürlich nach Christi Geburt.

„Wir haben eine wirkliche Heimatkrippe“, sagt Gerda Schongen-Schmidt vom Krippenkreis St. Mariae Geburt, der für den Aufbau und die Betreuung der Krippe zuständig ist. Die Krippe verändert sich während der gesamten Zeit, in der sie in der Kirche direkt neben dem Kriegerdenkmal „Grablegung Christi“ zu sehen ist. Es geht los mit der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel. Es folgt der Besuch von Maria bei Elisabeth, die Volkszählung, die Herbergssuche und die derzeit zu sehende Krippe. Am Schluss steht der Einzug der Drei Heiligen Könige.

Eine Woche vor dem ersten Advent startet traditionell der Aufbau, den die Männer des Krippenkreises übernehmen. In Sachen Gestaltung gehen indes die Frauen ans Werk. Bis das erste Bild steht, vergehen so zwischen sechs und sieben Stunden.

Jedes einzelne Teil muss von der Burse herübergetragen werden, denn dort im Keller wird alles das Jahr über aufbewahrt. „Die vollbeweglichen Ton-Figuren werden liegend gelagert, um die Bänder zu entlasten. Statt der Bekleidung packen wir sie komplett in Baumwolltücher, damit der Ton atmen kann“, erklärt Schongen-Schmidt.

Daher ist zunächst immer das Anziehen der Figuren angesagt, wobei es verschiedene Outfits gibt — wegen der wechselnden Rollen. Zudem stehen diverse Requisiten zur Verfügung. „In diesem Jahr haben wir einen Tisch für den Stadtschreiber und eine Gebetbank dazu bekommen. Beide Sachen sind eigens für die Krippe in der entsprechenden Größe getischlert worden“, sagt Mechthild Telaar.

Beim Blick auf die beiden Gegenstände muss die Krippenkreismitstreiterin schmunzeln. Der Stadtschreiber habe an seinem neuen Tisch nicht so richtig sitzen wollen, daher habe Karl-Heinz Verhaeg ihn kurzerhand festgebunden. Für die Besucher war der kleine Behelfstrick allerdings nicht erkennbar.

Ebenso wenig ist ersichtlich, dass einige der Figuren nicht zu denen im Jahr 1957 hergestellten Personen und Tieren gehören. Der Bildhauer Wagner aus Königswinter schuf damals im Auftrag des Kempener Propstes Hermann Lux die 70 Zentimeter großen Tonfiguren. Der später hinzugekommene Verkündigungsengel sowie die Elisabeth sind hingegen aus Kunststoff. Außerdem komplettieren Holzfiguren aus der Kapelle des Heumisch-Hofes das Ensemble.

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