Altstadt-Geflüster Kempen: Tüten-Packen im Akkord

5000 Blo-ese sind liebevoll für die Kinder vorbereitet. Ferner: Fröhliches Waffelbacken, Zoff um Hundertwasser, Esche ersetzt Esche.

Kempen. Klar, der schönste Tag im Leben fällt für Kempsche auf St.Martin. Das gilt für Lars Weegen ganz besonders. Für den 32-Jährigen, als Furagemeister verantwortlich für den Inhalt der Tüten, läuten am Montag die Hochzeitsglocken.

Besser gesagt: Um 12 Uhr schaut die Standesbeamtin Renate Schmitz-Trienekens dem Lars und seiner Katharina Spohr (27) im Haus Basels an der Neustraße32 tief in die Augen, worauf erfahrungsgemäß ein gehauchtes "Ja", ein Ringetausch- und ein Kuss folgen. "Wir waren froh, dass wir am Martinstag überhaupt heiraten durften", freut sich Lars Weegen, der gestern erst mal im Rathaus mit seiner Crew 5000 Blo-ese packte.

Am Sonntag geht’s in Sachen St.Martin nach St.Hubert, wo Katharina aufgewachsen ist und natürlich mitfeiert, inklusive Martinsball am Abend. Tja, und der Montag wird auch hammerhart. Um alles fit zu überstehen, hat das Paar zwischen Trauung und Martinszug in der heimischen Ellenstraße eine Gans im Ellen-Poort bestellt.

Als am Donnerstag die Brüggener Bauwerkstatt Reuter das Gerüst am Südturm der Burg abbaute, ging ein Seufzer der Erleichterung durch die City: Martin und seine Feuerwerker können kommen, 2008 kein Chrysanthemen-Regen von der Burg mit Blick auf eingerüsteten Backstein- 2007 war ja der Westturm betroffen. Hut ab, ihr Maurer!

Alles strömt zu St.Martin, nur einen lässt das kalt: Eis Brustolon ist ab Samstag geschlossen. Dabei nahm das Café am Buttermarkt 13 in den letzten Jahren immer noch das Samariter-Fest mit, um sich dann für drei Monate in die Winterpause zu verabschieden. Diesmal scheinen Veneziens Gestade den Vorzug gegenüber dem Bischof von Tours bekommen zu haben. Dafür gab’s an der Brustolon-Theke für die netten Kunden gestern das eine oder andere Bällchen umsonst.

Ein anderer, der viel mit Teilen und St.Martin zu tun hat, würde gerne bleiben, sitzt allerdings auf gepackten Koffern: Dieter Sandmann mit seiner Martinus-Hilfe. Spätestens mit dem Dienstantritt des neuen Dezernenten Stephan Kahl sind die Tage der alten Wache an der Orsaystraße3 gezählt- die Stadt macht Druck für ein Geschäftszentrum Orsay-Center.

Also muss Martinus, Betreiber der Kempener Tafel für Bedürftige, weichen und sucht jetzt händeringend nach einer neuen Bleibe. Sandmann: "Es muss auch kein Gebäude sein." Kontakt über Tel.02152/14190.

Über St.Martin hätten wir fast verdrängt, dass nächsten Dienstag ja der 11.11. ist- Hoppeditz-Erwachen! Wo sind denn in der Altstadt die jecken Geister los? "Wir starten traditionell am folgenden Samstag", berichtet Prinz TheoI. (Balters). Die Narren der sechs Kempener karnevalstreibenden Vereine versammeln sich um 18 Uhr am Prinzenbaum an der Mühle/Ellenstraße und marschieren fröhlich zum Lokal Schmitz-Gilsing an der Oedter Straße 83.

Dort wird der Hoppeditz ab 19.11 Uhr wachgekitzelt. "Wegen des Kneipen-Festivals weichen wir nach Kamperlings aus", begründet Theo, warum es die Jecken diesmal in den Kempener Süden treibt. Diese Form der Sessions-Eröffnung hatte 2004 Theos Vorgänger HubertI. (Jansen) entwickelt. Zuvor war der Hoppeditz eine reine Angelegenheit der KG Weiss & Blau Kamperlings. Diesmal also zurück zu den Wurzeln...

Waffel und Puderzucker für Bildung - unter diesem Slogan wollen am Samstag Thomaeer etwas Gutes tun: Mit der verkauften Leckerei sammelt die 8b Geld für ihr Patenkind in Malawi. Neben einer Brieffreundschaft mit dem 18-jährigen Jafali wird der Afrikaner finanziell unterstützt, damit er in die Schule gehen kann. Die Gymnasiasten stehen am Samstag von 10 bis 14 Uhr vor dem Juwelier Martens am Studentenacker1.

Ebenfalls um Waffeln geht es bei einer Aktion der SPD-Frauen. Mit den süßen Leckereien und herzhaften Reibekuchen will die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) am Samstag die Leute auf der Engerstraße/Ecke Burgstraße verwöhnen.

Zwischen 11 und 14 Uhr wird die Tchibo-Ecke duften. Mit in der Freiluft-Backstube steht neben Daniela Schiefner, Heidi Grochtmann, Hannelore Gronow, Irene Steeger und Marga Nieting die SPD-Landtagsabgeordnete Monika Ruff-Händelkes.

Die 48-Jährige kommt extra von der anderen Kreisseite - aus dem heimischen Helenabrunn - angereist. Der Erlös des Verkaufs geht an die St.Huberter Klinik Scheifeshütte, wo suchtabhängige Frauen betreut werden.

Im Stradivari, St.Huberter Straße 20, steht am Samstag die nächste Musik-Session an. Chris Kramer, Jens Filsers und Josef Kirschgen bringen den Blues in die Gaststätte am Rande der Altstadt. Ab 20 Uhr wird gerockt, Einlass ist eine Stunde vorher. Tickets à neun Euro gibt es an der Abendkasse.

www.stradivari-kempen.de

Die bekannte Lehrer-Eltern-Band Niers-Boys der Liebfrauenschule Mülhausen um Theo Rütten, Theo Jentjens, Hans Peter Schneider, Hans Gerd van de Rieth gastierte kürzlich im Treppchen an der Ellenstraße 36.

Während des Auftritts wurden von der Band Demo-CDs gegen eine Spende verkauft. Der Spendenbetrag wurde von Wirt Armin Horst auf 100 Euro aufgestockt und wird jetzt dem Annenhof übergeben. "Wir hoffen, den Kindern damit eine Freude zu bereiten", so Horst und seine Niers-Boys.

Noch nie hat eine Kunstschau in Kempen für solche Furore gesorgt wie die Hundertwasser-Ausstellung (14.10.2007- 13.1.2008). Daraus sind so schöne Dinge entstanden wie das Hundertwasser-Zimmer im altehrwürdigen Café Peerbooms am Buttermarkt 21, das seit 267 Jahren für gute Kempener Backtradition steht.

Doch jetzt hat Inhaber Manfred Oomen Ärger: Die Wiener Hundertwasser-Stiftung pocht auf Urheberrechte. Oomen soll beispielsweise die dem Malergenie nachempfundenen Bilder in seinem Vorzeigezimmer überpinseln und nicht so tun, als habe der gute Friedensreich persönlich die Schokolade für die Pralinés angerührt.

Bis zum 11.November wollen die eingeschalteten Münchener Advokaten Vollzug sehen- ansonsten... Sollte Oomen vor Gericht mit der Stiftung die Klingen kreuzen, wird gleich mal ein Streitwert in Höhe von 50 000 Euro angegeben. Oje!

Ab Mittwoch machen die vier Poller zwischen Buttermarkt und Kirchplatz (Bastelstudio und Niermann) wieder Dienst nach Vorschrift. Die hydraulischen Bolzen hatten bereits im Sommer die Arbeit quittiert, nachdem ein Markthändler sie rüde mit seinem Wagen angerempelt hatte.

Seitdem galt es, sich versicherungstechnisch zu einigen. Diese Kuh ist jetzt vom Altstadt-Pflaster. Ab Mitte der Woche herrscht also wieder Ordnung An St.Marien, und Thomas hat seine Ruhe: Zufahrt nur noch für Kirchenbesucher während der Gottesdienste und für Anlieger.

Die Mühle ward schon traurig, dass der hübsche Eschen-Ahorn im Grüngürtel an der Promenade Hessenring vor kurzem gefällt werden musste. Ein Fall für die Menschenrechtler? Durchaus! "Wir pflanzen dort einen Baum der Menschenrechte", sagt Agnes Mellage von der Kempener Gruppe von "amnesty international".

Dies als Dankeschön-Geste: "Die Stadt und deren Bürger zeigen sich stets sehr offen, wenn es um Anliegen unserer Gruppe geht." Der Menschenrechts-Baum- übrigens ebenfalls ein Eschen-Ahorn- soll vor der Mühle Wurzeln schlagen, "so wie die Menschenrechte weltweit Wurzeln fassen".

Am 14./15.November lädt Petra Lingen-Heyer in ihren Blumenhof an der Hülser Straße 32 zur Advent-Ausstellung. Die Floristin bietet an diesen Tagen (Freitag von 16-21Uhr, Samstag von 12-18Uhr) nicht nur Kränze, Gestecke, Gehänge und Deko für die Weihnachtszeit an.

"Wer will, kann sich auch unser altes Hof-Ensemble beispielsweise mit dem historischen Pferdestall einmal ansehen", sagt die 34-Jährige. Der Heyerhof ist übrigens der einzige verbliebene Bauernhof im Innenstadtbereich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort