„Kempen wird nicht geschluckt“

Friedhelm Sicking ist seit einem Jahr Verwaltungsdirektor am Heilig-Geist-Hospital.

Kempen. Anfang 2008 hat Friedhelm Sicking Harald Jansen an der Spitze des Kempener Krankenhauses abgelöst. Der 51-jährige Krefelder, der zuvor bei der AOK in führender Position tätig war, leitet das 279-Betten-Haus an der von-Broichhausen-Allee 1 mit rund 500 Mitarbeitern.

WZ: Herr Sicking, wie sind Sie ins neue Jahr gekommen?

Friedhelm Sicking: Nicht so gut, als ich hörte, dass wir dieses Jahr viel weniger Geld als erwartet bekommen. Das hängt mit der politisch verordneten Budgetierung zusammen, die die Leistungen der Krankenhäuser immer noch nicht ausreichend finanziert. So dürfen die Krankenhäuser nur die Hälfte der Tarifsteigerungen auf die Fallpauschale aufschlagen. Den Rest sollen die Kliniken aus Einsparungen finanzieren.

WZ: Was heißt das konkret für Kempen?

Sicking: Nun, die Tarifsteigerung 2008 hat knapp 700000 Euro gekostet, in 2009 werden es um die 900000Euro sein. Davon bekommen wir jeweils nur die Hälfte über die Erhöhung der Fallpauschalen-Preise refinanziert. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann will gegen dieses Gesetz aber klagen, weil er die Finanzierung der Krankenhäuser in NRW nach dem neuen Gesetz im Vergleich zu anderen Bundesländern für ungerecht und damit für verfassungswidrig hält.

WZ: Was haben Sie in Ihren ersten zwölf Monaten in Kempen bewegt?

Sicking: Zunächst: Ich habe hier ein hochmotiviertes Team vorgefunden, das die Herausforderungen offensiv angeht. Mit Dr. Hajo Wilkens als Leiter der Geburtshilfe/Gynäkologie haben wir einen hervorragenden Arzt für Kempen gewonnen. Wir sind erfolgreich in die Knie-Endoprothetik - also künstliche Kniegelenke- eingestiegen und haben die erforderliche Mindest-OP-Zahl von 50 gleich im ersten Jahr um sechs überschritten. Nach 2005 sind wir erneut nach KTQ zertifiziert worden, und dies mit einer noch besseren Bewertung. KTQ steht für Kooperation Transparenz und Qualität. Dahinter steht ein im Gesundheitswesen bundesweit anerkanntes Institut.

WZ: Was haben Sie sich 2009 auf die Fahnen geschrieben?

Sicking: Wir haben damit begonnen, den gesamten Prozess von der Aufnahme bis zur Entlassung des Patienten neu zu strukturieren. Dadurch sollen Wartezeiten und Bürokratie für die Patienten sowie der Stress für unsere Ärzte und Pfleger vermindert werden. Dem aufnehmenden Arzt wird beispielsweise ein Helfer zur Seite gestellt, der sich um alles Administrative kümmert, zum Beispiel das Einlesen der Chipkarte.

WZ: Das heißt, Sie nehmen eine andere Gewichtung vor?

Sicking: Ja, die Patienten-Aufnahme ist uns so wichtig, dass wir hierfür einen Leitenden Arzt eingestellt haben, nämlich Dr.Thomas Nieberding, der mit seiner Erfahrung die Assistenzärzte führt. Gleiches gilt für die Intensiv-Station, wo mit Dr.Laurentius Kolodziej erstmals ein Leitender Arzt eingesetzt ist.

WZ: Im Zuge der WZ-Gesundheitsserie hat Gerold Eckardt, der Sprecher der Krankenhäuser im Kreis Viersen, angedeutet, dass das Hospital Kempen isoliert dasteht, was Kooperationen betrifft. Und sich in gefährlicher Nähe zum privaten Helios-Konzern befindet, der in Krefeld bereits das Klinikum und das Hülser Krankenhaus betreibt...

Sicking: Das ist Unsinn. Natürlich wollen wir Kooperationen eingehen. Und zwar dort, wo es Sinn macht. Hier bewegt sich momentan einiges. Wir haben zu Helios keine Berührungsängste- die Krefelder Kollegen machen auch nur ihren Job, und zwar um einiges besser als zuvor. Also, Befürchtungen, dass Kempen geschluckt wird vom "schlafenden Riesen" Helios, kann ich nicht teilen.

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