33 Ehejahre und sechs Söhne — da gibt’s viel zu erzählen

Das Kabarettisten-Paar Margie Kinsky und Bill Mockridge eröffnete die Kempener Kleinkunst-Saison.

33 Ehejahre und sechs Söhne — da gibt’s viel zu erzählen
Foto: Friedhelm Reimann

St. Hubert. Die neue Saison in der „Kleinkunstkneipe“ Forum St. Hubert ist eröffnet: Den Anfang machten jetzt Margie Kinsky & Bill Mockridge. Die gebürtige Römerin und der Kanadier haben ein Buch über 33 turbulente Ehejahre geschrieben mit dem Titel „Hurra, wir lieben noch“. Sie wären aber nie auf die Idee gekommen, einfach stocksteif dazusitzen und vorzulesen. Es sollte ein vergnüglicher Abend werden, der jede Menge Grund zum Schmunzeln bot, mitunter aber ein wenig zu beliebig war. Bislang waren sie getrennt aufgetreten, jetzt standen sie zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne. Wer glaubte, sie seien jetzt doppelt so gut wie alleine, dürfte aber ein wenig enttäuscht gewesen sein.

Selbstverständlich hatten die Kleinkunstprofis einiges zu erzählen — kein Wunder, bei sechs Söhnen. Margie Kinsky brachte es wie folgt auf den Punkt: „Ich habe sieben Männer — sechs davon habe ich selber gemacht.“ Klar, hätten sie sich gestritten. Und jetzt ließen sie die Eheberater raushängen: „Man darf sich nicht so streiten, dass es keinen Weg zurück gibt“, erklärte Bill. Und Margie fügte hinzu: „Das Licht bleibt an, die Tür auf.“

Dann ging es mit „Lockerungsübungen“ weiter — wie dieser: „Sagen Sie Ihrem Nachbarn, an welches Tier er Sie erinnert.“ Margie will sogar „irgendwo da hinten“ das Wort „Sackratte“ gehört haben.

Erwin und Lore wurden als das Paar im Publikum ermittelt, das es am längsten miteinander ausgehalten hat — 57 Jahre. Dafür gab’s in der Pause ein Exemplar von „Hurra, wir lieben noch“.

Viele Männer dürften sich wiedererkannt haben, wenn Bill sein Leid klagte, wie die Frau seinen Haushalt komplett umgekrempelt hatte getreu dem Motto „Ordnungsamt trifft Wanderzirkus“. Eine Erfahrung im Umgang mit Frauen: „Willst Du Recht oder Sex haben? Beides geht nicht.“

Das Ganze stand unter einem großen Augenzwinkern, denn man merkte den beiden an, dass sie sich noch immer lieben, auch wenn sie seinen Kopf als „Bowlingkugel mit Bart“ beschrieb. Ansonsten war der Kanadier schlicht und einfach „der Holzfäller“. Die sechs Söhne kamen in dem Programm natürlich auch nicht zu kurz.

Apropos „kurz“: Bill erzählte, der Urlaub mit der Familie habe für ihn sieben Sekunden gedauert: Er meinte die Zeitspanne zwischen dem Schließen der Schiebetür des VW-Busses und dem Öffnen der Fahrertür — sieben Sekunden lang Ruhe.

Margie trug sich mit Rachegedanken: Wenn sie die Söhne besucht, will sie die Klamotten in den Flur schmeißen, meckern, dass der Kühlschank leer ist und 30 Euro fordern, um mit der Freundin einen Aperol Spritz trinken zu können.

Aber man merkte: Die beiden Kabarettisten sind schon stolz auf ihre Jungs — und machen sich Sorgen wegen der geringen Geburtenrate: „Das ist ein Trauerspiel, selbst der Vatikan droht uns zu überholen.“ Humor, Gelassenheit und Lebensweisheit sind die Zutaten“ für „Hurra, wir lieben noch“ — eine insgesamt sehr bekömmliche Mischung.

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