2000 leuchtende Laternen begeistern in der Altstadt

Rund 30 000 Zuschauer erlebten einen farbenfrohen Umzug. Sie trotzten dem Wetter und feierten friedlich.

Kempen. „Wenn Ferdi kommt, fängt der Martinszug an“, sagt Stadtsprecher Christoph Dellmans, als er um 17.15 Uhr das Geschehen an der Ecke Mülhauser Straße/Hessenring im Blick hat. Und tatsächlich: Kurz nach den zackigen Ansagen von Altstadt-Original Ferdi reiten St. Martin „Jüppi“ Trienekens und seine Herolde Georg Funken und Michael Fander heran. Rote Bengalo-Fackeln weisen ihren Weg — was folgt, ist ein Höhepunkt dieses Kempener Jahres.

2200 Zugteilnehmer, darunter zehn Musikkapellen, begeistern die zahlreichen Zuschauer, die entlang der Zugstrecke zum Teil seit einer Stunde geduldig im Regen ausharren. Sie alle sind Teil der lebhaften Tradition, zu der Glühwein und Püfferkes ebenso gehören, wie auch Fackeln und Martinslieder.

„Wir haben mit fiesem Wetter gerechnet“, sagt Hanna Inderdohnen von der Liebfrauenschule Mülhausen und zeigt auf ihre „Unterwasserwelt“-Laterne. Die ist mit Frischhaltefolie umwickelt, um dem unschönen Wetter standzuhalten. Erhellt wird sie von LED-Leuchten, denn eine Kerze würde die Folie schmelzen. „Die Martinslieder haben wir gut geübt“, sagt Klassenkameradin Hannah Angenvoorth und stimmt „Ich geh‘ mit meiner Laterne“ an.

Während die Klasse 6 b den überdachten Eingang des von-Broichhausen-Stiftes eine halbe Stunde vor Zugbeginn als Regenschutz nutzt, warten drinnen zehn Bewohner darauf, dass es endlich los geht.

„Natürlich sehen wir uns den Martinszug an! Die Kinder haben ja so viel Arbeit in ihre Fackeln investiert. Wir wollen niemanden enttäuschen“, sagt Christa Tenten (72). Ihre Erinnerungen ans Martinsfest sind lebhaft: „Ich habe drei Töchter und 13 Enkel — da habe ich schon so manche Laterne mitgebastelt.“ Alle Senioren kennen jede Strophe der Lieder, die am Martinstag angestimmt werden.

Für den richtigen Ton beim Umzug sorgten diesmal unter anderem 20 Aktive des Musikvereins Weeze. „Alle Klassiker stimmen wir an“, sagt Musikerin Franziska Bergers (17). „In Weeze begleiten wir das ganze Dorfleben musikalisch“, ergänzt Trompeter Christian Kessler.

Lehrerin Katharina Janke-Franz von der Fröbelschule hatte indes ihre Probleme, die Kerzen in den Papagei-Ballonlaternen anzuzünden. „Der Regen erschwert das erheblich“, sagt sie. Das Thema „Dschungel“ war süß anzuschauen, mit lauter giftgrünen Krokodilen und mächtigen Mähnen der Löwen mit freundlichem Gesicht. Trotzdem waren die Kinder wir Rohat (8) frohen Mutes: „Wir freuen uns auf die Blo-es.“

Doch vor der süßen Belohnung ging es durch die Altstadt, samt Feuerwerk an der Burg. Das Martinsfest lockte die Menschen von weit her, so wie Ulrike und Wolfgang Schonefeld aus Iserlohn: „150 Kilometer ist uns dieses schöne Flair wert.“

Die Zwergkaninchen Emma und Paula hatten es auf Fabiennes Fackel geschafft. Die Fünftklässlerin vom Luise-von-Duesberg-Gymnasium hatte beim Thema „Hobbys“ an ihre Fellfreunde gedacht. Schwester Joelle (13/7. Klasse) erinnerte an Olympia in London. Der Zug: ein Augenschmaus!

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