Jugendliche erhalten Einblick in die Nettetaler Kommunalpolitik

Dieses Jahr soll es erstmals ein sogenanntes kommunalpolitisches Praktikum mit Planspiel geben. Voraussetzung: Genügend Teilnehmer.

Jugendliche erhalten Einblick in die Nettetaler Kommunalpolitik
Foto: Busch

Nettetal. Drei Minuten: Länger haben die Politiker nicht, um die Jugendlichen von sich und ihrer Partei zu überzeugen. Die Schüler stellen Fragen, die Volksvertreter antworten. Nach 180 Sekunden bimmelt die Glocke, die Jugendlichen wechseln zur nächsten Partei. Am Ende können sie entscheiden, ob jemand überhaupt und falls ja, wer ihre Zusage bekommt. Zwei Wochen später beginnen sie bei ihm ein Praktikum.

In Nettetal sollen Jugendliche ab der neunten Klasse in diesem Jahr direkt in die politischen Vorgänge ihrer Heimatstadt hineinschnuppern können. Vorbild für das sogenannte kommunalpolitische Praktikum ist die Stadt Viersen. Im Jahr 2006 wurde das Projekt dort von Mitgliedern der SPD-Fraktion ins Leben gerufen. Seitdem haben Hunderte Schüler einen Blick hinter die Polit-Kulissen werfen können.

„Wir halten den Zweck für sehr sinnvoll und finden das Viersener Format gut“, sagt Nettetals Erster Beigeordnete Armin Schönfelder: „Es ist der beste Einstieg in die Politik, denn die Jugendlichen merken: Es betrifft sie ganz unmittelbar.“

Jugendpflegerin Jasmin Vögeler will in den weiterführenden Schulen Werbung machen und möglichst viele Interessenten gewinnen. Langfristig soll das Praktikum im Fachbereich Kinder, Jugend und Familie angesiedelt werden. Das Praktikumsende markiert eine gespielte Ratssitzung, für die die Teilnehmer einen Stadtrat wählen und bei der sie zu einem vorher festgelegten Thema Stellung beziehen. Die Politiker sitzen währenddessen auf den Zuschauerplätzen und hören zu. Es müssen sich mindestens 46 Jugendliche finden, damit ein solches Planspiel stattfinden kann, denn „der Nettetaler Rat soll eins zu eins dargestellt werden“, heißt es in der Vorlage, die der Jugendhilfeausschuss jüngst beschlossen hat.

Zunächst sollen die Schüler beim eingangs geschilderten „Speed-Debating“ nacheinander auf Vertreter der Parteien treffen und sie zu Themen ihrer Wahl befragen. Nach dem schnellen Frage-Antwort-Spiel entscheiden sie, bei wem sie das Praktikum machen wollen. Nächstes der insgesamt vier Module ist die Teilnahme an einer Fraktionssitzung, danach dürfen die Schüler bei einer Ausschusssitzung dabei sein. Dort sollen sie etwa sehen, wie sich Fraktionen auf einen Konsens verständigen. Als Letztes folgt das Planspiel.

In den kommenden Monaten soll sich zeigen, ob genügend Schüler an dem Praktikum Interesse zeigen — und bereit sind, ihre Freizeit zu opfern. Die Sitzungen sind abends, das Planspiel ist für einen Samstag vorgesehen. Zur Belohnung gibt es vom Bürgermeister ein Zertifikat.

Für die erste Auflage des Praktikums, für das es noch keinen Starttermin gibt, sind Kosten von etwa 3300 Euro eingeplant: für zwei Referenten, die das Planspiel vorbereiten und durchführen, sowie für Flyer, Plakate und Zertifikate. Das Geld für die Verpflegung der Teilnehmer übernehmen die Fraktionen.

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