„Ich habe Franck Ribéry an die Physiotherapie herangeführt“

Jupp Heynckes war auf Einladung des Krankenhauses zu Gast in Nettetal. Mit Ärzten sprach er über Sportmedizin, Regeneration und natürlich Fußball.

Lobberich. Zu einem interessanten Symposium mit dem Titel „Sportmedizin und Sportorthopädie“ hatte das Nettetaler Krankenhaus in die Werner-Jaeger-Halle eingeladen. Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion unter Fachärzten, die mit einem besonderen Gast aufwartete: Fußballlegende Jupp Heynckes bereicherte die eloquente Gesprächsrunde aus Fachärzten durch praktische Beispiele aus seiner Laufbahn als Profifußballer und Trainer.

„Ich habe Franck Ribéry an die Physiotherapie herangeführt“
Foto: Busch

„Damit es lockerer wird, haben wir Stehtische aufgestellt. Wir wollen uns nicht fühlen, wie bei einer trockenen Talkshow aus dem Fernsehen“, gab Enno Steinheisser zu Beginn die Richtung vor. Und dann erzählte auch schon Heynckes. Der Fußball habe sich weiterentwickelt, meinte der ehemalige Profifußballer: „Heute wird schneller, intensiver und umfangreicher gespielt.“ Nahtlos ging der 71-Jährige auf medizinische Aspekte über. „In meiner Trainerzeit in Spanien zum Beispiel waren im Club Mediziner angestellt. Wenn man aber als Mediziner im Krankenhaus angestellt ist, hat man mit vielen verschiedenen Verletzungen zu tun und folglich viel mehr Erfahrung.“

Bei Bayern München habe man sich immer kurz geschlossen und bei Verletzungen intensiv nachbehandelt, so Heynckes. „Es ist vor allem wichtig, dass der Sportler sich wohlfühlt“, insistierte der ehemalige Trainer. „Ich habe Franck Ribéry an die Physiotherapie und an professionelle Ernährungspläne herangeführt, um ihn erfolgreich an die Weltspitze zu bringen.“

Auch Stefan Hertl, Mannschaftsarzt von Borussia Mönchengladbach, ist überzeugt: „Wenn man die gesamte Entwicklung sieht, den ganzen Tag, sieben Tage die Woche, dann ist der Fußball heute mitsamt seiner kompletten Betreuung enorm fortgeschritten.“

Jupp Heynckes

Beim Profisport werde eine große physische Leistungsfähigkeit voraus gesetzt, sagt Heynckes, in den Fußballclubs gebe es große Unterschiede. „So wie man sich bettet, so fällt man. Woraus folgt: Wie man trainiert, so spielt man. In meinem letzten Jahr meiner Amtszeit bei Bayern München, im Jahr des Triples, haben wir wahnsinnig intensiv trainiert.“ Die Laufleistung jedoch könne man nicht allein am Umfang der Kilometerzahl messen. „Die Fußballer müssen lernen, sich zu entwickeln und sich selbstkritisch zu hinterfragen“, sagte Heynckes.

In seiner eigenen Laufbahn als Profifußballer habe er Trainer gehabt, die rücksichtslos vorgegangen seien. „Da habe ich mir geschworen, das machst Du nicht. Statt den Spieler wieder so schnell wie möglich aufs Feld zu bringen, ist Regeneration wichtig“, sagte der 71-Jährige.

Dieser Überzeugung ist auch Thomas Stock, Mannschaftsarzt der Kölner Haie. „Wenn zwischen Trainer und Spieler die Kommunikation in Ordnung und Vertrauen da ist, gehen die Verletzungen deutlich runter“, ergänzte er.

Einen kritischen Blick hatte der Arzt Jan Marin: „Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Menschen sich fühlen wollen. Viele kennen ihre Grenze nicht und ignorieren ein notwendiges Signal — ihre Schmerzreize.“

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