Hohe Dividendenrenditen nutzen

Anleihen bringen aufgrund der derzeitigen Nullzinspolitik der Notenbanken kaum noch Rendite. Anlagestrategien, die vor allem auf hohe Dividendenausschüttungen setzen, können deshalb eine gangbare Alternative sein.

Die Dividendenrendite einer Aktie berechnet sich aus Dividendenerwartung und ihrem aktuellen Kurs. Die Idee dahinter ist klar: Wenn ein Unternehmen, dessen Aktien 100 Euro pro Stück kosten, eine Dividende von fünf Euro pro Aktie verspricht, dann bedeutet das für einen Aktionär eine zu erwartende Dividendenrendite von fünf Prozent. Dax-Aktien wie Deutsche Telekom, Daimler oder Allianz wiesen in der Vergangenheit oft eine Dividendenrendite um die fünf Prozent oder sogar darüber aus. Verglichen mit den mageren Null-Renditen, die Anleihen mit guter Bonität derzeit bieten, sind das Spitzenwerte.

„Anleger sollten jedoch nicht blind zugreifen“, mahnt Max Schott vom Finanzberater Sand und Schott in Stuttgart. Denn Dividenden sind nicht gleichzusetzen mit Zinsen. Es gibt beispielsweise keine Garantie, dass die versprochenen Dividenden tatsächlich auch ausgeschüttet werden. Fällt der Gewinn eines Unternehmens deutlich niedriger aus als erwartet, können Dividenden auch schon mal komplett gestrichen werden. Das mussten beispielsweise RWE-Aktionäre erfahren, als die Konzernleitung im Februar dieses Jahres eine Nullrunde bei der Dividendenzahlung bekanntgab.

Die über Jahre hinweg an hohe Ausschüttungen gewöhnten Aktionäre des Stromkonzerns mussten lernen, dass selbst historisch stabile Gewinnmargen nicht für alle Zeiten stabil bleiben, zum Beispiel, wenn im Fall der Stromkonzerne eine ganze Branche ins Straucheln gerät. „Anleger sollten zudem bei Unternehmen vorsichtig sein, die starke Schwankungen in den Gewinnen und Cashflows aufweisen. Das ist insbesondere bei zyklischen Werten oft der Fall“, sagt Schott.

Anleger, die dividendenstarke Aktien für einen längeren Zeithorizont suchen, sollten deshalb nicht nur auf die aktuelle Dividendenrendite schauen, sondern auf das Gesamtbild. Doch bei welchen Unternehmen und deren Aktien ergeben sich langfristig Chancen? „Solide Bilanzen sowie gewinnbringende und etablierte Geschäftsmodelle sind unverzichtbar für den langfristigen Erfolg“, sagt Markus Steinbeis von Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung. „Wichtig ist aber vor allem, dass die Unternehmen selbst in konjunkturellen Abschwüngen gute Gewinnmargen erzielen, was eine nachhaltige Dividendenausschüttung sehr wahrscheinlich macht“, sagt Steinbeis.

Bei solchen Qualitätsaktien handelte es sich meist um renommierte Weltfirmen mit einzigartigen Produkten, die aufgrund ihrer besonderen Marktstellung ständig nachgefragt werden. Diese „Dividendenperlen“ blieben in der Regel im Kurs stabiler und erholten sich schneller als durchschnittliche Dividendentitel.

„Investoren, die bei der Aktienauswahl ihre Hausaufgaben gemacht haben, erkennen früher oder später, dass Dividenden einen wesentlichen Teil ihrer Aktienrendite ausmachen“, sagt Markus Steinbeis. Versicherungen wie Allianz, Münchner Rück, Zürich Financial oder Pharmawerte wie Roche, Novartis oder Pfizer seien gute Beispiele für Konzerne, die langfristig solide Gewinne erwirtschaften und ihre Anleger mit hohen Dividenden belohnen.

Anleger, die mit längerem Atem und nicht in ausgewählte Einzeltitel investieren wollen, finden eine Reihe von ETF-Lösungen, die in Dividenden-Titel investieren und regelmäßig Anpassungen vornehmen. ETF (Exchange-Traded Funds) sind Indexfonds, die an der Börse gehandelt werden. Gute Beispiele sind etwa ETFs des Emittenten Wisdom Tree. Das US-Unternehmen hat verschiedene Produkte auf dem deutschen Markt eingeführt, die internationale Dividendentitel beinhalten und quartalsweise ausschütten.

Dazu zählen unter anderem der WisdomTree Europe Equity Income mit der International Securities Identification Number, kurz ISIN — eine zwölfstellige Buchstaben-Zahlen-Kombination zur Identifikation von Wertpapieren — ISIN DE000A14ND38 und der WisdomTree US Equity Income (ISIN DE000A14ND12), die jeweils die Kursentwicklung mehrerer Hundert dividendenstarker Aktienwerte abbilden und die eingezogenen Dividenden vierteljährlich an die Anleger ausschütten. Gerade für Anleger, die auf regelmäßigen Kapitalfluss als Alternative zu Anleihen-Investments setzen, bieten sich solch ausschüttende ETFs an.

Ein weiteres Beispiel ist der ETF Euro Stoxx Select Dividend 30 von iShares (ISIN DE0002635281), der die Wertentwicklung der 30 dividendenstärksten Aktien aus den Ländern der Eurozone nachvollzieht. Der Index, der dem ETF als Basiswert dient, enthält ausschließlich Unternehmen, deren Dividende in den vergangenen fünf Jahren nicht gesunken ist und bei denen das Verhältnis von Dividende zu Gewinn je Aktie höchstens 60 Prozent beträgt. Ebenso wie die WisdomTree-Produkte schüttet der iShares-ETF regelmäßig die Dividenden der im Index enthaltenen Aktien aus.

Weitere Beispiele für Dividenden-Produkte sind die beiden ETFs auf den Stoxx Global Select Dividend 100 Index von db x-trackers (ISIN LU0292096186) und iShares (ISIN DE000A0F5UH1). Der Index, auf den sich die beiden ETFs beziehen, enthält 100 Aktien mit hohen Dividendenausschüttungen aus dem Stoxx Global 1800 Index, der sich aus 600 europäischen, 600 nordamerikanischen und 600 Werten aus dem asiatisch-pazifischen Raum zusammensetzt. Der Index ist dadurch breiter diversifiziert als der Euro Stoxx Select Dividend 30 Index — enthält aber aufgrund der weltweiten Streuung auch ein gewisses Währungsrisiko.

Fazit: Anlegern, die die gesunkenen Aktienkurse und die gestiegenen Schwankungen an den Börsen zum Einstieg nutzen wollen, bieten sich gezielte Dividendenstrategien an. Wer langfristig denkt und die Investition in Einzelaktien oder entsprechende Derivate scheut, kann in spezielle Dividenden-Index-ETFs investieren.

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