Heros-Prozess: Letzter Akt im Millionenspiel

Fast acht Jahre ist es her, dass der Betrug um das Geldtransportunternehmen aufflog. Jetzt geht es um Betrug und Hehlerei.

Heros-Prozess: Letzter Akt im Millionenspiel
Foto: jungmann

Kreis Viersen. Wenn jemand „Heros“ sagt, dann klingelt es bei den meisten. Ganz leise und ganz hinten im Kopf inzwischen, denn schließlich ist der Skandal, bei dem Millionen-Unterschlagungen in einer Viersener Geldtransport-Firma auffielen, inzwischen fast acht Jahre her.

Aber Udo M. (57), der zwar nicht unmittelbar, sondern über seine Ehefrau damit zu tun gehabt haben soll, steht erst ab Dienstag vor dem Landgericht Mönchengladbach.

Rückblick: Es ist der 16. Februar 2006, als ein Schock große deutsche Handelskonzerne, Banken und Versicherer erfasst. Vier Manager des Geldtransportunternehmens Heros werden verhaftet.

Bei dem Unternehmen sollen mehrere hundert Millionen Euro unterschlagen worden sein. Gerichte sehen später die Vorwürfe als erwiesen an, die Manager wandern für sechs bis zehn Jahre hinter Gitter.

Und es klärte sich auch die Frage, warum ein solches Schneeballsystem so lange — man geht von einem Anfang zu Beginn der 90er Jahre aus — unentdeckt bleiben konnte. Denn die Ermittler fanden Angestellte, denen sie vorwarfen, erpresst und unterschlagen zu haben. Geld gegen Schweigen.

Eine Schlüsselrolle hatte dabei die Schwalmtalerin Silke M. gespielt, die sich in Viersen zur leitenden Angestellten hochgearbeitet hatte. Sie soll, nachdem sie hinter die Machenschaften ihrer Chefs gekommen war, immer wieder Geld unterschlagen und erpresst haben.

Diese Vorwürfe räumte sie in einem Prozess 2007 auch ein, gab aber an, sie sei von ihrem Ehemann dazu gezwungen worden, so zu handeln. Sie wurde zunächst zu sechs Jahren Haft verurteilt, später wurde die Strafe in einem Revisionsverfahren auf fünf Jahre und vier Monate gesenkt.

Im Sommer 2009 stand dann auch ihr Mann Udo M. vor Gericht. Aber sein Prozess platzte schon am zweiten Tag. Sein Anwalt forderte nämlich „vollkommene Einsicht in sämtliche Akten“, was zwingend zu einer Aussetzung des Verfahrens führen müsse.

Diesem Antrag folgten die Richter dann auch. So kommt es am Dienstag zur Neuauflage vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts. Die Vorwürfe lauten auf Hehlerei und Kreditbetrug.

Letzterer bezieht sich auf ein Sparkassendarlehen. Für den Bau des „Vogelsrather Hofs“, einer Gaststätte in Schwalmtal, hatte M. im Oktober 2003 von der Sparkasse 600 000 Euro als Kredit erhalten. Er soll aber frei erfundene Daten zu Eigenkapital, Rendite und Bonität vorgelegt haben.

Bei der Hehlerei geht es um einen Vorwurf aus dem Jahr 2004. Da musste M. nach einem Besuch der Steuerfahnder eine größere Nachzahlung an das Finanzamt befürchten. Er soll seine Frau gedrängt haben, wiederum Geld bei ihrem Chef zu verlangen. Es soll zur Übergabe von 500 000 Euro gekommen sein, wovon M. 300 000 Euro erhalten haben soll.

Im Prozess im Jahr 2009 hatte es weitere Vorwürfe gegeben. Dass das so ist, bestätigt ein Gerichtssprecher auf Nachfrage. „Ob die eine Rolle in dem neuen Verfahren spielen werden, muss die Hauptverhandlung ergeben“, sagt er.

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