„Heimlicher“ Start für Buslinie über die Grenze

Die Linie 1 verbindet nun Venlo mit Kaldenkirchen — Hinweisschilder auf deutscher Seite fehlen allerdings noch.

„Heimlicher“ Start für Buslinie über die Grenze
Foto: Buschkamp

Kaldenkirchen. Ungewohntes Bild gestern an der Haltestelle Am Schwimmbad in Kaldenkirchen: Ein blau-weißer Bus mit markantem roten Löwen an der Seite hält am Bürgersteig und öffnet seine Türen für Passagiere. Busse dieser Art werden künftig mehrmals am Tag durch die Straßen von Kaldenkirchen über Tegelen in Richtung Venlo fahren. Gestern startete die neue Linie 1. Und das war gar nicht so einfach.

„Es war eine Just-in-Time-Aktion“, erklärt ein Sprecher des niederländischen Busbetriebs Arriva zum Linienstart. Seit Freitag wurden an niederländischen Haltestellen die Pläne für die neue Linie installiert. Was dem Busunternehmen zuvor auch Sorgen bereitet hat, war die Stromversorgung. Würde das Aufladen der 9,90 Meter langen Elektrobusse an den deutschen Ladestationen funktionieren? Rund 250 000 Euro investierte Arriva, um die Busse an der Buschstraße mit „Saft“ versorgen zu können.

Die Busse des Herstellers VDL wurden neu angeschafft, nachdem das niederländische Unternehmen Arriva für den Betrieb von Bussen und Bahnen in der Provinz Limburg den Zuschlag erhalten hat. Und dazu gehört auch die Verbindung zwischen Kaldenkirchen und Venlo. Bisher musste man den Zug, das Auto oder das Fahrrad nehmen, um die Distanz zu überwinden.

„Wir sehen in dieser Linie großes Potenzial“, erläutert ein Sprecher des Unternehmens. Eine große Zielgruppe seien die rund 700 Studenten der Venloer Fontys-Hochschule, die in Kaldenkirchen wohnen. Eine weitere seien alle, die zum Einkaufen in die benachbarte Stadt fahren wollen — sowohl von deutscher, als auch von niederländischer Seite aus.

Auch für die Busfahrer ist die neue Linie erstmal eine Umstellung. „Wir haben zwar Probefahrten gemacht“, erzählt Arriva-Fahrer Gerd Jücken, während sein Kollege den Bus durch Kaldenkirchen lenkt. Aber am ersten Tag sei alles noch ein wenig ungewohnt. In Jückens Tasche steckt ein dicker Fahrplan, zu dem jetzt auch die Linie 1 gehört.

Viel Betrieb habe seit der ersten Fahrt um 7.16 Uhr nicht geherrscht. Auch am späten Vormittag hat nur ein Fahrgast Platz genommen — erst in Tegelen steigen nach und nach weitere Passagiere zu. An der Fontys-Hochschule bleibt es ebenfalls leer — um diese Uhrzeit sind die Hörsäle bereits besetzt. Ein Grund, warum man fast allein im Bus unterwegs gewesen ist: Hinweise auf die neue Linie fehlten gestern bis Nachmittag noch an den beiden Kaldenkirchener Haltestellen. „Das Problem ist uns bekannt“, sagt Nettetals Sprecher Jan van der Velden. Die Verantwortung dafür liege aber nicht bei der Stadt Nettetal.

Auch bei der Arriva kennt man den Informationsmangel und will das Problem „so schnell wie möglich lösen“, erklärt ein Firmensprecher. Wie in den Niederlanden sollen auch an den deutschen Haltstellen die Fahrplan-Informationen montiert werden. Geplant sei ebenfalls eine offizielle Eröffnung der Linie — am ersten Tag sei man erst mal froh, dass der Linienbetrieb reibungslos gelaufen ist. Für Gerd Jücken und seinen Kollegen am Steuer ist diese Jungfernfahrt durch Kaldenkirchen erstmal eine Herausforderung: „Die Straßen sind recht schmal“, meint der Fahrer — und ist erleichtert, als sein Bus wieder über heimisches Terrain rollt. Nahezu lautlos bewegt sich der strombetriebene Linienbus.

Einige Fahrten können die Busse schon zurücklegen, bevor sie an der Buschstraße zum Nachladen an die Steckdose müssen. Am frühen Nachmittag stehen mehrere der markanten Gefährte nacheinander am Schulzentrum. Dieser Platz wurde bewusst gewählt, erläutert Jan van der Velden. Zunächst sei auch der Bahnhof Kaldenkirchen als Park- und Ladeplatz angedacht gewesen. „Doch dort gibt es zuwenig Platz zum Wenden“, sagt van der Velden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort