Grundschüler lernen Selbstbehauptung

280 Kinder aus Breyell und Schaag nehmen am Projekt „Kinder stark machen“ teil.

Grundschüler lernen Selbstbehauptung
Foto: jobu

Nettetal. Ein Schritt nach vorn, die Hand schnellt vor — und greift ins Leere: Tahsin hat sich beiseite gedreht, packt nun den Arm seines Trainers, der den Angreifer spielt, schüttelt den Kopf, hebt mahnend den Zeigefinger. Denn Anfassen gilt nicht, Gewalt schon gar nicht, und zur Not muss sich Tahsin aus der Klasse 1b zur Wehr setzen. Wie’s geht, lernen die Jungen und Mädchen des Grundschulverbundes Breyell/Schaag jetzt beim Projekt „Kinder stark machen“.

Zur Gemeinschaftsgrundschule Breyell gehört die ehemals selbstständige katholische Hubertusschule Schaag als Teilstandort. Das Projekt „Kinder stark machen“ wird drei Wochen lang in allen Klassen an beiden Standorten des Schulverbundes angeboten. „Kindern zu helfen, heil aus einer heiklen Situation herauszukommen, das ist ein Ziel“, erläutert Volker Pellen, Trainer der WingTsun-Schule in Grefrath. Jedes noch so kleine Erfolgserlebnis, so der Trainer, stärke das Selbstbewusstsein. Das lasse sich auch schon Erstklässlern spielerisch und mit Nachdruck vermitteln.

Genau darum geht es der Schule: „Zwar gibt es auch unter Grundschülern mal Gerangel. Das Projekt soll helfen, Konflikte schon im Vorfeld abzuwenden“, sagt Iris Dickmanns, stellvertretende Schulleiterin. Aber die Kinder würden auch lernen, eine bedrohliche Situation mit einem Erwachsenen richtig einzuschätzen, notfalls geschickt zu entkommen oder nach Hilfe zu rufen, um andere auf sich aufmerksam zu machen. Damit ist das Projekt ein weiterer Baustein, um Schüler „stark zu machen“, wenn Unvorhergesehenes in ihre Lebenswelt dringt: „Wir hatten gerade erst das Präventionsprogramm gegen sexuellen Missbrauch mit Theaterwerkstatt und Elternabend in den dritten Klassen“, erzählt Schulleiter Host Gerlach.

Die Schüler in allen Klassen können mitmachen. „Basis ist das chinesische Selbstverteidigungskonzept WingTsun. Daraus haben Therapeuten, Pädagogen und Polizisten ein Schulungsprogramm zur Gewaltprävention und Selbstbehauptung speziell für Kinder entwickelt“, erklärt der ehrenamtliche Trainer Pellen.

Bereits die Erstklässler begreifen beim Training schnell, warum die höchste Stufe der Gewaltprävention dabei ist, mögliche Übergriffe im Vorfeld abzuwenden: „Der andere soll mich gar nicht erst anfassen“, hat Tahsin schon gelernt. Nur wenn es nicht anders geht, soll man den Spieß umdrehen und selbst zupacken: „Dann merkt der, dass Gewalt nichts bringt!“ Dabei soll das Training lange nachwirken, hebt Britta Müller, Klassenlehrerin der 1b in Breyell, hervor: „Wir werden alles im Sachkundeunterricht nachbereiten.“

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