Grefrath Vom Wertverlust der Rokal-Eisenbahn

Der Rückgang des Interesses an den Modelleisenbahnen hat Folgen für die Sammler.

Grefrath: Vom Wertverlust der Rokal-Eisenbahn
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Es waren überwiegend Männer im Rentenalter, die am Wochenende im Freilichtmuseum glänzende Augen bekamen: Sie konnten nämlich auf der Tauschbörse nicht nur ihre Rokal-Sammlung ergänzen, sondern sich auch mit Gleichgesinnten austauschen. Mit Männern wie Hartwig Harms — er war eigens aus Hamburg angereist — und Manfred Albersmann — er hatte die Geschichte von Rokal niedergeschrieben — waren ausgesprochene Kenner vor Ort.

Was die Sammler leider feststellen müssen: Das Interesse am Hobby „Modelleisenbahn“ sinkt, als Geldanlage taugt sie selbst in Zeiten von extrem niedrigen Zinsen nicht mehr. Ein Sammler brachte es auf den Punkt: „Meine Rokal-Sammlung war früher 30 000 Euro wert - heute sind es nur noch rund 10 000 Euro.“

Walter Brandt aus Lobberich (71), der einen Stammtisch für Rokal-Freunde ins Leben gerufen hatte, war zufrieden: „Das Hobby ist finanzierbar, die Stückzahlen waren relativ hoch.“ Hartwig Harms (71) aus Hamburg kennt die Rokal-Geschichte, als wäre er ebenfalls Lobbericher: „Die Modellbahnen wurden von 1957 bis 1970 produziert, das Besondere war die Spur 1:120.“

Und Harms erzählte, wie ein arbeitsloser Ingenieur, ein gewisser Eugen Engelhard, den Chef des Lobbericher Druckgusswerkes, Robert Karmann, überzeugte, Modellbahnen zu produzieren. „Raumsparend, vorbildtreu“ — mit diesen Eigenschaften wurde geworben. Trotzdem sollte der Marktanteil mit fünf Prozent bescheiden bleiben — den Platzhirschen Märklin, Fleischmann und Trix konnte Rokal nie wirklich gefährlich werden.

Hartwig Harms präsentierte stolz eine unscheinbare Holzkiste an seinem Stand: Eine Rarität, einen kleinen vierstelligen Betrag wert, diese Erstausrüstung „Modelleisenbahn“, wie Karmann sie einst an Kunden verschenkt hatte.

Jürgen Otto war aus Lohmar angereist, wie schon so oft: „Irgendetwas finde ich hier immer“, hat er festgestellt. Diesmal war es nur Kleinkram, aber das sei auch in Ordnung so: „Mein Sohn, er ist jetzt 20, hatte schon als Kind kein Interesse an meiner Rokal-Sammlung.“ Die Zahl der Sammler werde immer kleiner, damit einher gehe ein schleichender Wertverfall.

Das sind zwar keine rosigen Aussichten, so richtig ließ sich davon jedoch niemand die gute Laune vermiesen. Und so traurig es für die Fans auch gewesen sein mal, dass Rokal die Produktion 1970 eingestellt hat: Die TT-Spur lebt weiter, dafür sorgt unter anderem die sächsische Firma Tillig, die heute in China produzieren lässt. „Die Spur TT ist nicht totzukriegen“, sagt Hartwig Harms. Und der Hamburger hofft wohl insgeheim, dass das auch für die treue Schar der Rokal-Sammler am Niederrhein gelten möge.

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