Grefrath Sanierung oder Abriss am Reinersbach?

In vier Wochen will man im Grefrather Rathaus mehr über die Zukunft der Unterkunft für Flüchtlinge wissen.

Grefrath: Sanierung oder Abriss am Reinersbach?
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Wie es um die Flüchtlingsunterkünfte Am Reinersbach bestellt sei, wollte Bettina Wimmers (Grüne) in der jüngsten Ratssitzung wissen. Es gebe Gespräche mit einem Unternehmen, um herauszufinden, was eine Sanierung kosten würde, erwiderte Bauamtsleiter Norbert Enger. Dies verwunderte Wimmers, sie war der Überzeugung, dass eine Sanierung vom Tisch sei, da sie sich nicht lohnen würde. Sie bat um eine schnelle Lösung, da „bald wieder Winter“ sei.

Die Knackpunkte bei den Gebäuden Am Reinersbach sind die Kohleöfen und Schimmel. Das bestätigte auch Enger im WZ-Gespräch. Er geht davon aus, dass der Gemeinde in drei bis vier Wochen Details von der Firma über eine schnelle und kostengünstige Sanierung in den Händen halten wird.

Im Februar wurde im Sozialausschuss von Gesprächen zwischen Gemeindewerken und dem Bauamt berichtet. Thema: Heizung statt Kohleöfen. Der Einbau einer zentralen Beheizungsmöglichkeit stehe „von den Kosten in keinem Verhältnis zu den übrigen Mängeln der Bausubstanz“, wurde damals mitgeteilt. Den Bewohnern wurden zunächst noch Elektroradiatoren zur Verfügung gestellt. Damit die Stromkosten für die Bewohner nicht zu hoch würden, sei für die Heizperiode ein bestimmtes Kontingent freigeschaltet worden.

Ebenfalls im Februar war die Lage Am Reinersbach Thema in der Politik. Werner Mülders (FDP) wollte wissen, wie es dort weitergeht. Sozialamtsleiter Volkmar Josten hatte berichtete, dass es Verhandlungen mit zwei Anbietern von System- und Modulbauten gegeben habe. Auch die Standortfrage eines möglichen Neubaus müsse noch geklärt werden. Drei stünden zur Auswahl.

Einen Beschluss, neu zu bauen, gebe es nicht, sagt Josten im WZ-Gespräch, aber der Tenor der Parteien sei in diese Richtung gegangen. „Der Bürgermeister hat uns beauftragt, die Kosten für eine Sanierung zu ermitteln, um sie mit denen eines Neubaus zu vergleichen“, so der Sozialamtsleiter. Die Summen sollten dann den Ratsmitgliedern vorgelegt werden. Egal, wie die Entscheidung ausfallen wird, Josten braucht „ein funktionierendes Gebäude“. Bei einer Sanierung bedeutet das für ihn: „Neue Grundleitungen wie Wasser und Strom sowie eine neue Heizung und neue Bäder und Küchen.“ Dazu sei im Moment im Gespräch, eine Zwangsbelüftung einzurichten, um das Schimmelproblem in den Griff zu bekommen.

Vor einem Jahr hatte die WZ die Häuser Am Reinersbach besucht, die vor gut 56 Jahren gebaut wurden, wie auch die am Bruchweg in Oedt. „Bewährungswohnheime wurden sie früher genannt“, erinnerte sich damals Sozialamtsleiter Volkmar Josten. Gedacht waren sie hauptsächlich für Obdachlose. Heute wohnen in den Häusern überwiegend Asylbewerber.

In den zwei Gebäuden Am Reinersbach leben zurzeit 68 Personen, teilte Sozialamtsleiter Josten auf Anfrage mit. Einige Plätze seien noch frei.

„Einfacher Standard“, so bezeichnete Josten vor einem Jahr die Ausstattung der vier großen und zwölf kleinen Wohnungen. Die Wohnungen haben drei Räume mit etwa 57 Quadratmetern oder zwei mit 47 Quadratmetern. Wohnküche, Duschbad, Trocken- und Waschraum sowie Keller stehen den Bewohnern zur Verfügung. Zur Ausstattung gehören Tische, Stühle, Bett, Schrank, Bettwäsche sowie Haushaltgegenstände wie Besteck und Töpfe. Familien bekommen die großen Wohnungen, die kleinen sind meist mit zwei Einzelpersonen belegt.

Damals bestätigte Josten eine „ungenügende Beheizbarkeit“ der Räume wegen der Kohleöfen. Dazu, so Josten, werde die Möglichkeit zu lüften „nur ungern wahrgenommen“. Beides führe zu Kondenswasser, das wiederum dem Schimmel gute Lebensbedingungen schaffe. Eine Fachfirma sei schon mal mit der Beseitigung des Schimmels beauftragt worden. Doch damit würden nur die Symptome bekämpft.

In Oedt dagegen wurden die drei Wohnblocks vor zehn bis 16 Jahren saniert, Heizung und Sanitäranlagen erneuert. Ansonsten seien die Wohnungen baugleich mit denen Am Reinersbach, so Josten.

Im Oktober vergangenen Jahres packten die Bewohner selbst an und strichen die Flure neu. Ein Grefrather hatte die Idee dazu und bei Unternehmen und Händlern um Farben, Rollen, Pinsel, Abdeckfolie und vieles mehr gebeten. Mit Erfolg.

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