Grefrath Pinke Polyester-Punkerin setzt derbe Gags

Cindy aus Marzahn hat sich bei ihrer Premiere in Grefrath pudelwohl gefühlt — vor 1200 Fans.

Grefrath. Sie ist sicher schon in größeren Hallen aufgetreten als in Grefrath. „Aber Cindy aus Marzahn hat mir gesagt, dass ihr die persönliche Atmosphäre hier sehr gut gefällt“, freute sich Bernd Schoenmackers, Geschäftsführer der Grefrather EisSport & EventPark.

Grefrath: Pinke Polyester-Punkerin setzt derbe Gags
Foto: Friedhelm Reimann

Und die pfundige Kleinkünstlerin nutzte das aus, pflegte ausgiebig die Kommunikation mit den rund 1200 Fans, die sich ihren Auftritt nicht hatten entgehen lassen wollen.

Cindy aus Marzahn hat ein Problem weniger als andere Frauen: Sie muss vor dem geöffneten Kleiderschrank nie lange überlegen, entscheidet sich immer für den pinkfarbenen Jogginganzug. Pink war aber auch bei den Zuschauerinnen schwer angesagt. Etliche Dutzend von ihnen hatten pinkfarbene, leuchtende Krönchen im Haar. Zwei Zuschauerinnen waren ganz in dieser Farbe gekleidet, dazu blond und mindestens genauso stattlich wie ihr Vorbild.

„Wehlt Pink“, lautet die Parole von Cindy aus Marzahn, die ihr Publikum mit dem Programm „Ick kann ooch anders“ begeisterte. Kritikern nahm sie den Wind aus den Segeln: „Sehr niveauloses Programm, schreiben die meisten Journalisten, aber ich bin nicht dazu da, die Presse zu bespaßen.“

Florian aus Mönchengladbach musste auf die Bühne, wurde für seinen kurzen Auftritt mit viel Applaus und einem pinkfarbenen Jogginganzug belohnt. Die fast 90 Jahre alte Großmutter des Lichttechnikers bekam von Cindy persönlich einen stattlichen Blumenstrauß überreicht.

Ihre Korpulenz war das Hauptthema - ein Thema, mit dem sie sehr rustikal umging: So habe sie sich schon des Öfteren die Brustwarzen lackiert, obwohl es eigentlich die Fußnägel hätten sein sollen. Herrlich sinnfrei, aber lustig, und ihren Fans gefiel’s.

„Die Welt ist grau genug, lasst uns einfach etwas Spaß haben“, erklärte die Frau in ihren rosa Reich, die oft an einem „Schreiptisch“ saß und per Transparent „Mindestlohn nach Körpergewicht“ forderte. Sie verriet, dass ihr legendärer Jogginganzug zu 120 Prozent aus Polyester besteht und dass sie darunter einen Bauchweg-Gürtel trage, und das nun schon seit zwei Jahren: „Ich bin gespannt, wann der mal wirkt.“

Manchmal wurde aus Cindy aus Marzahn fast schon eine Vertreterin des Genres „Politisches Kabarett“. So lehnte sie den 8,50 Euro Job ab mit folgender Begründung: „Soll ich als muffige Oma mit Rollator anschaffen gehen?“

Eine verbale Breitseite bekamen die Rechtsradikalen ab - vorher hatte Cindy noch gefragt, ob diese Spezies im Publikum vertreten sei. Natürlich hatte sich niemand geoutet. Die Frau mit der „Pfütze im Schritt“, die sich gerne als Senfglas verkleidet („Da kann jeder sein Würstchen reinstecken“) machte sich so ihre Gedanken, wie die fast 90-Jährige mit so einem Programm klarkommt. Pikiert schaute eigentlich niemand drein. Fans mögen die derbe Hausmannskost. Allein das zählt doch.

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