Grefrath Kulturzentrum statt Schrauber-Werkstatt

Morena Hommel hat die Mülhausener Kulturscheune zu einem Ort für Konzerte und Ausstellungen entwickelt. Die 47-Jährige fühlt sich in ihrem Reich an der Hauptstraße entspannt und pudelwohl.

Grefrath: Kulturzentrum statt Schrauber-Werkstatt
Foto: Kurt Lübke

Mülhausen. Entspannt sitzt Morena Hommel auf einem Barhocker. Während sie erzählt, dreht sie sich ab und an eine Zigarette und raucht sie genüsslich. Die 47-Jährige wirkt zufrieden. Das liegt wohl auch daran, dass sie mitten in ihrem Reich sitzt — der Mülhausener Kulturscheune.

Um sie herum stehen bunte Stühle, antike Möbel, eine kleine Theke und die schmale Bühne. Seit 2013 veranstaltet Hommel Lesungen, Konzerte und Ausstellungen in der Kulturscheune. Das Projekt ist für sie eine Selbstverwirklichung. „Ursprünglich wollte ich die Scheune als Autowerkstatt nutzen“, sagt Hommel. Denn sie ist auch Teil der Schrauber-Truppe „IFA-Kollektiv“.

Eine Gruppe, die alte DDR-Fahrzeuge pflegt. Zwischenzeitlich kümmerte sich Hommel, die aus dem Erzgebirge stammt, in Mülhausen um vier Trabbis. Nach einer Geburtstagsfeier in der Scheune im Jahr 2012 entwickelte Hommel die Idee, einen Ort für Kulturveranstaltungen aufzubauen. „Bei dem Geburtstag hat eine Band hier gespielt. Das war so geil. Da habe ich mir überlegt, das weiter zu verfolgen“, sagt Hommel. Sie schrieb einen Musiker, den sie aus ihrer Heimat kannte, an. Der sagte zu. „Zwischenzeitlich habe ich schon gedacht: Hilfe, was mache ich hier?“, sagt Hommel. Aber das Konzept funktionierte.

Einige Zuschauer kamen. Mittlerweile fragen die Künstler selber an, ob sie vorbeikommen dürfen. Hin und wieder spricht Hommel auch potenzielle Gäste an. Besonders dankbar ist sie Freunden, Bekannten und Nachbarn, die sie von Anfang an unterstützt hätten.

Viele hätten ihr ungefragt bei der Gestaltung der Kulturscheune geholfen, Möbel oder Lampen geschenkt. So richtig kann sich Hommel das Engagement nicht erklären. „Vielleicht reizt die Leute das ungewöhnliche Projekt“, sagt sie und schiebt lachend hinterher: „Vielleicht liegt es auch daran, dass ich so nett bin.“ Der Zuspruch aus ihrem Umfeld hat Hommel sehr geholfen: „Es gab immer wieder Punkte, an denen ich gedacht habe, dass ich es nicht schaffe, dass das zu viel für mich ist.“ Doch das Engagement anderer habe sie stets motiviert. Entscheidender Faktor für den Aufbau der eigenen Kulturbühne war das Ende des Jahrs 2013. Hommel hatte einen Burn-out, nach über 20 Jahren Arbeit als Familientherapeutin. „Dabei habe ich alles gesehen“, sagt die Mülhausenerin. Mittlerweile ist sie wieder in ihr Berufsfeld zurückgekehrt. Heute sagt sie: „Ich bin dankbar für die Krankheit.“

„Es war eine schwere Zeit, aber es war gut“, erinnert sich Hommel. In dieser Phase habe sie sich auf das Wesentliche besonnen, habe begonnen, wieder Kunst zu machen. Ab dem Zeitpunkt ihrer Genesung organisierte sie regelmäßig Veranstaltungen auf ihrer eigenen kleinen Bühne. Mit ihrem Einsatz für die Kunst und die Kulturscheune möchte Hommel auch ihre Ideale verbreiten. Sie betreibe die Bühne nicht, um Geld zu verdienen. Die Gesellschaft sei zerrissen, Sorgen seien dominant. „Wir merken, dass Reichtum nicht alles ist. Die Leute sehnen sich nach Liebe, Anerkennung und Sicherheit.“

Diese Gefühle soll die Kulturscheune vermitteln, als Begegnungszentrum für ganz verschiedene Menschen. Ihre Ideale zeigt Hommel auch in ihrer Ausstellung „Frieden, eine Kunst“. Zunächst war diese in der Kulturscheune. Jetzt wechselt sie vom Grefrather Rathaus in den Vorster Sitz der Hilfsorganisation action medeor. „Damit möchte ich ein bisschen was bewegen“, sagt Hommel. Ihr Appell soll mit der Kunst weitergetragen werden: „Frieden fängt bei uns selber an.“

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