Grefrath Kirchen sprechen sich gegen Rechts aus

Im Cyriakushaus sprach Professor Klaus-Peter Hufer über rechte Parolen und die AfD.

Grefrath: Kirchen sprechen sich gegen Rechts aus
Foto: Wolfgang Kaiser

Grefrath. Nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, dem Votum der Briten zum EU-Austritt und mit Blick auf die NRW-Landtagswahl am Sonntag wollen sich die evangelische und katholische Kirche in Krefeld und im Kreis Viersen für christliche Werte einsetzen. Mit einem zweieinhalbminütigen Videoclip, der in den sozialen Netzwerken zurzeit oft geteilt wird, rufen auch Christen aus dem Kreis Viersen auf, wählen zu gehen. Mit dem Titel „Ich will, dass Du’s tust!“ motiviert Poetry-Slammerin Fee Brembeck, die Demokratie mitzugestalten.

Um gegen rechtes Gedankengut die Stimme zu erheben, hatten die Grefrather Kirchengemeinden zudem am Montagabend ins Cyriakushaus eingeladen, wo der Kempener Klaus-Peter Hufer, Professor an der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Duisburg-Essen, im Gespräch mit Rolf Tophoven über das Thema „Parolen von rechts. Gefahr für die Demokratie?“ sprach.

Hufer erklärte den rund 50 Zuhörern, wo konservatives Denken aufhört und wo rechtes Gedankengut anfängt. Wenn das Bewahren von Traditionellem zu Ausgrenzung führe, komme es zu Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und ähnlichen Phänomenen. Es gebe ein großes Potenzial an rechtem Gedankengut. Laut einer Umfrage, die Hufer anführte, stimmten mehr als 40 Prozent der Befragten der Aussage „Muslime sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden“ zu. Gut ein Drittel sehe die Bundesrepublik durch viele Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet. Knapp ein Viertel hält Homosexualität für unmoralisch. Wenn diese Einstellungen mit der Bereitschaft einhergingen, diese mit Gewalt durchzusetzen, spreche man von Rechtsextremismus, was bei bis zu neun Prozent der Bevölkerung vorhanden sei, so Hufer.

Bei der AfD, so Hufer, sei es noch nicht entschieden, in welche Richtung sie gehe. Es gebe rechtsextreme Mitglieder, aber die Partei bezeichnet Hufer zurzeit eher als rechtskonservativ und rechtspopulär. Die Anknüpfung an die bürgerliche Mitte, wie sie Parteichefin Frauke Petry angestrebt hatte, sei nicht gelungen. Wenn sich aber die wirtschaftliche Situation ändere und eine charismatische Person in der AfD auftrete, könnte das rechte Potenzial in der Gesellschaft ausgeschöpft werden.

Aber es gebe auch gute Nachrichten. Viele Organisationen würden sich für demokratische Grundwerte einsetzen. Auch die Kirchen gehören dazu. Hufer zitierte den Kirchenpräsidenten der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, der erklärt hatte, dass für ihn als Christ die AfD nicht wählbar sei.

Viele junge Menschen würden sich engagieren — auch wenn es eher in Organisationen wie Greenpeace oder Amnesty International sei als in den institutionellen Politikformen. Dem müsse man gerecht werden. In die rechte Szene würden junge Menschen meist über die Erlebniswelt — über Musik, Mode, Freizeitangebote — hineingezogen. Daher sei es wichtig, die Jugendarbeit nicht aus wirtschaftlichen Gründen den Rechten zu überlassen.

Hufer rief dazu auf, etwas gegen rechte Parolen zu sagen, wenn sie einem begegnen. Er gab zum Beispiel den Tipp, generalisierte Kritik an „den Ausländern“ aufzulösen, indem man nach konkreten Erfahrungen fragt. Und auch wenn einem gerade keine kluge Argumentation einfällt: „Jede Reaktion ist besser als keine.“

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