Grefrath „Jeder weiß, wo ich herkomme“

Alexander Kättner ist gebürtiger Grefrather. Mit der WZ sprach er darüber, warum er sich im Ort wohlfühlt und ihm treu geblieben ist. Der Artikel ist der Auftakt zur Grefrather WZ-Serie "Meine Heimat".

Grefrath: „Jeder weiß, wo ich herkomme“
Foto: Friedhelm Reimann

Grefrath. Als seinen „Heimatort“ bezeichnet Alexander Kättner Grefrath. „Hier fühle ich mich wohl. Man mag mich so, wie ich bin. Man kennt mich von klein auf. Jeder weiß, wer ich bin und wo ich herkomme. Maskerade funktioniert nicht“, definiert der 39-Jährige sein Heimatgefühl. Und: „Wenn man zu Fuß durch den Ort geht, sieht man Gesichter, die man kennt, im Idealfall auch schätzt. Wird mit Namen angesprochen.“

Kättner definiert auch, was es heißt, ein gebürtiger Grefrather zu sein. „Da muss man mindestens in zweiter Generation hier geboren sein, sonst ist man nur ein geborener Grefrather.“ Wenn er seiner Mutter von Leuten berichte, die er getroffen habe, würde sie immer noch fragen: „Wer sind die Eltern?“

Die Ausbildung, Grund- und Hauptschule, Höhere Handelsschule, Bankausbildung, Betriebswirtschaftsstudium erfolgte so, „dass ich Grefrath nicht verlassen musste“. Also wurde am Wochenende und abends studiert. Heute ist Alexander Kättner Finanzberater für Ärzte, hat je ein Büro in Mönchengladbach und in Aachen und acht Angestellte. Wenn man sein bisheriges Leben an einem Ort verbracht hat, läuft einem dann nicht manchmal die Vergangenheit hinterher, vor allem Dinge, die vielleicht peinlich oder unangenehm sind? Damit hat Kättner nach eigener Aussage kein Problem. Im WZ-Gespräch berichtet er zwar von rot gefärbten Haaren, über die seine Mutter „sicherlich so einiges sich hat anhören müssen“ und einer Sturm- und Drangzeit in jungen Jahren. „Mein damaliger bester Freund ist auch heute noch mein bester Freund. Wir sind beide vorzeigbar und stehen im Leben“, sagt Kättner selbstbewusst.

Und auch das Miteinander verlaufe in geregelten Bahnen. Man kenne viele Leute, darunter vielleicht ein paar, mit denen man sich nicht gut versteht. „Denen geht man eben aus dem Weg. Es gibt kein Problem, dass sich nicht bei einem Glas Bier regeln lässt“, ist die Devise des Grefrathers.

Zweimal hat sich Kättner bewusst für die Niersgemeinde entschieden. Einmal nach der Bankausbildung. „Da dachte ich, ich könnte mal nach Frankfurt gehen.“ Aber das habe er wieder verworfen. Denn: „Alles, was ich machen möchte, kann ich auch in Grefrath realisieren.“ Eine Plus- Minus-Liste habe ihm damals bei der Entscheidung geholfen. Und das zweite Mal, als er sich mit seiner Frau Christina — einer Kempenerin — entschlossen hatte, mitten im Ortskern zu bauen. Da habe er „Überzeugungsarbeit“ leisten müssen. Bereut habe es keiner von ihnen. Mittlerweile haben beide drei Kinder, Laurenz (8), Johann (6) und Janne (1).

Wer so in einer Gemeinde aufgeht, tummelt sich auch meist in Vereinen. Er habe mehrere Mitgliedschaften, sagt Kättner. Aktiv übe er zurzeit drei Hobbys aus: Schlagzeuger in der Band „Loco“, bei den Antoniusschützen und im Triathlon. Für den Sport musste er nach Kempen auswandern. Dort ist er der Chef der Triathlon-Abteilung der VT. Aber: „Wir trainieren im Grefrather Hallenbad, Treffen uns zum Radeln meist in Oedt und zum Laufen in Kempen.“ Er selbst läuft am liebsten entlang der Niers. Kättner hat auch schon beim Ironman mitgemacht, wenn auch nicht beim berühmten auf Hawai.

Von den Schützen wurde Kättner von Karl-Heinz Jacobs angeworben „als Guido Ellerwald König gewesen ist“. Das war im Jahr 2000. Im ersten Moment habe er gedacht, dass das eine „amüsante Sache“ sei. Doch im zweiten realisiert, dass das eine „Wahnsinnsgemeinschaft“ sei. Die Schützen stellten — auch vereinsübergereifend — eine „Menge auf die Beine, gute und wichtige Sachen “. Besonders schätze er, dass sich „alle grundsätzlich auf Augenhöhe“ begegneten. Minister ist Kättner bei den St. Antoniusschützen schon gewesen. Einmal auch König zu sein, will er nicht ausschließen. Doch im Moment sei er mit Familie, Beruf und Hobbys gut ausgelastet.

Auf die Frage, was ihm Grefrath nicht biete, muss Kättner lange nachdenken. Die Gastronomie sei „zwangsläufig überschaubar“, seine Anzüge kauft er auch nicht im Ort. Und wenn man „über den Tellerrand hinaus schauen möchte und sich mit Kultur auseinandersetzt“, dann käme man auch nicht sehr weit. Kättner: „Aber wir wohnen auf dem platten Land und es sind nur wenige Kilometer nach Düsseldorf, ins Ruhrgebiet oder nach Holland.“ Aber: „Mittlerweile sind wir nicht mehr so viel unterwegs, Kinder, andere Termine, da sind wir froh, wenn wir mal nichts haben.“

Was ist typisch für einen Grefrather? Er sei häufig in Vereinen organisiert, bringe sich ein, kenne Hinz und Kunz. „Neuem gegenüber ist er erstmal kritisch. Aber: Hat der Grefrather etwas Neues erstmal in sein Herz geschlossen, kann es eine nachhaltige Freundschaft werden“, sagt Kättner. Wenn man in Grefrath wohne, müsse man nicht automatisch Scheuklappen haben. Er reise in die Ferne, komme gerne wieder zurück und wolle „definitiv in Grefrath beerdigt“ werden.

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