Grefrath Fischdosen erzählen Geschichten

Ein witziger Titel und einige ausgewählte Künstler: Die Ausstellung „ARTige Weg zum Mais - Kunst und Kunststück“ begeisterte die Besucher.

Grefrath: Fischdosen erzählen Geschichten
Foto: Friedhelm Reimann

Mülhausen. Bilder stehen auf kleinen Staffeleien in Blumenbeeten, hängen in Bäumen und die lehnen an der Brücke, die über den Teich führt. Sie alle ziehen die Blicke der Besucher auf sich. Skulpturen sind vor der Kulisse einer Hecke zu bewundern. Versteckt zwischen Hortensien lugen weitere künstlerische Arbeiten hervor. Wohin man im Garten von Uschi Bolten auch blickt, überall sind Kunstwerke zu sehen.

„Rund 200 sind es sicherlich“, meint Bolten und lässt ihre Augen über das bunte Potpourri schweifen, das sie zum nunmehr zweiten Mal arangiert hat. Nachdem vor zwei Jahren „Kunst am Acker“ in ihrem Garten ein durchschlagender Erfolg gewesen war, hat sie nun mit „ARTige Wege zum Mais — Kunst und Kunststück“ die Nachfolge angetreten und ihren Garten erneut in ein Kunst Eldorado verwandelt.

Zu ihren eigenen, mit Schwamm- und Pinseltechniken gestalteten Bildern, kommen die Arbeiten von neun weiteren Künstlern, die Bolten alle über ihre Aktivitäten in zwei Kunstvereinen kennen gelernt hat. Im Garten summt und brummte es vor Gesprächen. Überall stehen Grüppchen von Besuchern und Künstlern zusammen. Sie tauschen sich aus. Künstler erzählen von ihren Arbeiten und lassen die Besucher an Schaffungsprozessen teilhaben.

Karen und Udo Kneer gestalten Objekte aus Holz und Beton. „Wir trocknen das Mammutholz zwei Jahre, bevor es in Scheiben geschnitten wird. Bei diesem Prozess brechen Stücke aus dem Holz, die wir durch Betonformen ersetzen“, erklärt Karen Kneer. Dazu hat sie noch etwas anderes mitgebracht. Am Atlantik gesammelte Steine, die mittels Nassschliff zu Schmuckanhängern an Kautschukketten geworden sind.

Ob die Fotografien von Frank Gruska, die von Claudia Gruska-Hagedorn verfremdet werden oder die Bilder von Ulrike Wiesemann — im Garten von Bolten bummeln die Besucher angeregt entlang der unterschiedlichsten Arbeiten.

Ein Hingucker sind die Fischdosen von Nada Vitz. In jeder der unterschiedlich großen Dosen, die dreidimensional gestaltet sind, erzählt sie eine Geschichte. Einmal ist es der Skifahrer, der vor verschneitem Wald über die Piste brettert. Daneben ist es ein Garten mit Vögelchen und Gartenstuhl. „Ich habe schon immer Raumgestaltung in Kartons und Streichholzschachteln umgesetzt. Dazu sind jetzt die Fischdosen gekommen“, erzählt die Künstlerin.

Masken aus Ton hat hingegen Morena Hommel im Gepäck. Im Obstbaum und an einer Leiter hängen die künstlerisch gestalteten Gesichter. Ungewöhnlich geht es bei Renate Siems zu. Folientechnik, mit dem Bunsenbrenner bearbeitet, ziert ihre Bilder genauso wie Marmor- und Steinmehl. Mit Rotband herausgearbeitete Strukturen und der Einsatz von Gewebe führen zu ungewöhnlichen Oberflächengestaltungen.

Klare Linien zeichnen die Frauen- und Gartenskulpturen von Beate Begovic aus. Die Diplom Designerin schafft Keramikarbeiten, deren Details zum Verweilen einladen.

Zur Kunst gesellt sich zudem Kultur. „Der Zauberlehrling“ von Goethe, gerappt von den Viertklässlern der Oedter Grundschule, löst lauten Applaus aus. Dass die Ausstellung ein einmaliges Ambiente hat, darin sind sich Künstler wie Besucher einig. Und das Schild „Ausstellung hier“ lässt auch so manchen zufällig vorbeiradelnden Ausflügler einkehren, der dann mehr als nur erstaunt ist, was ihm im Mülhausener Garten von Uschi Bolten geboten wird.

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