Mühlhausen Fastenzeit: Freimachen fürs wirklich Wichtige

Schulseelsorger Frank Reyans bezeichnet die Fastenzeit als Möglichkeit, „uns selbst und andere in den Blick zu nehmen“. Wie sehen Sie diese Zeit zwischen Karneval und Ostern? Das will die Rollende Redaktion von Ihnen wissen.

Mühlhausen: Fastenzeit: Freimachen fürs wirklich Wichtige
Foto: privat

Mülhausen. Fastenzeit, das klingt schon nach Verzicht und Buße für Vergangenes. Wenn Pfarrer Frank Reyans, Schulseelsorger der Liebfrauenschule Mülhausen, an die Fastenzeit denkt, denkt er an eine besondere Zeit, die auf Ostern vorbereitet.

Mühlhausen: Fastenzeit: Freimachen fürs wirklich Wichtige
Foto: Friedhelm Reimann

Das Hier und Jetzt soll ins Bewusstsein gerückt werden. „Es ist eine Möglichkeit, bewusst zu leben und uns selbst und andere wieder in den Blick zu nehmen“, sagt der katholische Geistliche. Es gehe nicht darum, in Sack und Asche zu gehen. Mit dem Blick auf Ostern kann man den bedrückenden Todesängsten, die uns immer wieder begegnen, etwas entgegensetzen. Der Mittelpunkt ist das Leben. Im Alltag werde man oft mit vielen Dingen „zugeschüttet“. Sich davon einmal frei zu machen, kann helfen, sich selbst intensiver zu spüren und darüber klar zu werden, was wirklich wichtig ist.

Wie das praktisch aussehen kann, überlegt sich jeder selbst. Er kennedas Beispiel, dass sich Menschen in der Fastenzeit bewusst Zeit für ihren Partner nehmen und sich abends gemeinsam ein Glas Wein gönnen. Reyans selbst hat sich vorgenommen, in der Fastenzeit auf seine abendliche Pfeife zu verzichten.

Die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit in den Blick zu nehmen, was nicht in Ordnung ist — sei es nun im eigenen Leben, in unserer Gesellschaft oder in der Weltpolitik. So gibt es auch eine Verbindung zur aktuellen Flüchtlings-Lage. Auf dem Gelände des Klosters werden im Antoniushaus Jugendliche untergebracht, die ohne ihre Familien nach Deutschland gekommen sind. Das sorgt vereinzelt für Ängste. Auch die Ereignisse zu Silvester in Köln haben die Schüler beschäftigt. Diese Ängste nehme man in der Schule natürlich auf. Mit Offenheit auf die Menschen zugehen, hilft irrationale Ängsten hinter sich zu lassen. „Wir wollen der Hoffnung Raum geben, nicht den Ängsten“, sagt Frank Reyans.

Für die Schüler und Lehrer der Liebfrauenschule gibt es an Aschermittwoch einen Wortgottesdienst, in dem das Aschenkreuz gespendet wird. Auch wenn Fasten für die meisten Schüler weniger wichtig sei, will die Schule ihnen doch immer wieder Impulse dazu mit auf den Weg geben. Fastenzeit, Kar-Tage mit Kreuzweg und Leiden, Osterzeit — das alles sind Zeiten, die zum Rhythmus des Jahres gehören. Ein solcher Rhythmus kann dem eigenen Leben Struktur geben. Auch das versuche man, an die Schüler weiterzugeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort