Grefrath Eine Straße mit drei Grenzen und einer langen Geschichte

Die Wankumer Straße in Grefrath führte früher bis in den Nachbarort. Heute gibt es auf der Strecke drei verschiedene Namen.

Grefrath: Eine Straße mit drei Grenzen und einer langen Geschichte
Foto: Kurt Lübke

Heute ist diese Straße „namentlich“ dreigeteilt. Was früher eine „lange“ Wankumer Straße war, trägt heute nur noch bis zur Schanzenstraße diesen Namen, dahinter heißt sie innerorts „An der Plüsch—weberei“, außerhalb des Ortes „Wankumer Landstraße“. Diese Dreiteilung war vor Jahrzehnten gewollt, weil die Rettungsdienste bei ihren Einsätzen immer wieder Schwierigkeiten hatten, ihren Einsatzort möglichst rasch zu finden.

Früher führte die Straße direkt nach Vinkrath und von dort in die Nachbargemeinde Wachtendonk-Wankum (Kreis Kleve, früher Kreis Geldern). Sie hat in Höhe der Nette-Brücke drei Grenzen: die Orts-, die Kreis- und die Bistumsgrenze. Die Kreise Kempen-Krefeld (heute Viersen) und Geldern sowie die Bistümer Aachen und Münster stießen an diesem kleinen Fluss aufeinander. Die alte Wankumer Straße wurde aber abgebunden, nachdem die neue Westumgehung geschaffen worden war.

Eine Fahrt über die Wankumer Straße beginnt im Grefrather Ortskern, am Marktplatz. Blicken wir zurück auf das alte Grefrath. Dort lag die Bäckerei Wenders, die Metzgerei Warter, das Geschäft und die Schuhmacherei von Heinrich Schmitz sowie die „Milchbar“, die Gaststätte von Wirt Willi Wiegershaus. In die Milchbar wurde angeblich einst — wegen einer kleinen Auseinandersetzung — der Grefrather Polizeibeamte Martin Klaps gerufen. Er betrat das Lokal und gab zunächst bekannt: „Nicht anfassen, Korsettträger.“ Erst dann widmete er sich den beiden Kontrahenten.

An der Wankumer Straße 9 fand man die inzwischen umgesiedelte Spedition, die vor 120 Jahren von Theodor Köhnen gegründet wurde. Dort steht heute ein Mehrfamilienhaus. An der alten Wankumer Straße befand sich auch einige Jahre die Grefrather Polizeistation sowie der Konsum, Lotto/Toto Hinz, die Arztpraxis von Dr. Paul Reske. Sportarzt Dr. Gudden hatte an der Wankumer Straße seine Praxis. Einige Jahre war auf der Ecke der Wankumer Straße und der Schulstraße der Tüv untergebracht, später auch eine Tankstelle.

Dort heute noch zu finden, ist die Firma Anstötz. Der Eisenwarenladen dürfte das älteste Grefrather Unternehmen sein. Die Huf- und Wagenschmiede wurde im Jahr 1885 gegründet. An der Wankumer Straße gab es zudem die Traditionsgaststätte Mündges. Früher ein beliebtes Speiselokal mit kleinem Saal, in dem Ausstellungen und die SPD-Fraktionssitzungen stattfanden.

An der Wankumer Straße, deren Verlauf durch die Schanzenstraße und den Abriss der Grevelour-Gebäude geändert wurde, lag teilweise die Plüschweberei, später Grevelour. Dort lag unter anderem das Kesselhaus und eine öffentliche Badeanstalt — für die Grefrather, die kein eigenes Badezimmer hatten. Für einen kleinen Betrag konnte man dort ein Bad nehmen.

An der Wankumer Straße — heute An der Plüschweberei — liegen auch die Gemeindewerke und der Bauhof der Gemeinde. Die Grefrather Gemeindewerke wurden dort am 15. September 1901 ins Leben gerufen, als „Gasanstalt zu Grefrath.“ Die ersten Haushalte konnten damals mit Gas kochen und Licht gab es ebenfalls. Wo früher die Plüschweberei war — einst der größte Arbeitgeber in Grefrath — ist heute ein modernes Neubaugebiet entstanden.

Leichenzüge zum Grefrather Gemeindefriedhof an der Schaphauser Straße passierten die Straße. Viele Prozessionen, aber auch Schützenumzüge sind über die Wankumer Straße gezogen.

An der Wankumer Landstraße liegt heute der Festsaal Lenkeshof auf dem Bauernhof der Familie Funken. Und von der alten abgebundenen Wankumer Straße gibt es heute auch die Zufahrt in das neue Gewerbegebiet Am Wasserwerk. Bürgermeister Manfred Lommetz hegt die Hoffnung, dass er in naher Zukunft dieses Gewerbegebiet noch in nördlicher Richtung erweitern kann.

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