Draftex-Mitarbeiter fürchten Kurzarbeit

Das Grefrather Werk bekommt wahrscheinlich erst Ende 2018 einen neuen Großauftrag.

Grefrath. „Die Unsicherheit ist da“, sagt Murat Kizil. Dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden von Draftex macht wie seinen Kollegen Sorge, dass das Unternehmen für das laufende Jahr keinen Großauftrag hat. Erst im vierten Quartal 2018 bekommt Draftex einen Großauftrag seines Hauptkunden BMW. „Bis dahin werden bestehende Aufträge abgearbeitet“, sagt Kizil. Er und seine Kollegen halten es deshalb nicht für ausgeschlossen, dass es beim Hersteller von Gummibändern und -dichtungen für den „Premium Car Sector“ in diesem Jahr Kurzarbeit geben wird. Gespräche darüber mit den Mitarbeitern sind laut Betriebsrat von der Unternehmensleitung für den Anfang dieses Jahres angekündigt worden.

Im vergangenen Jahr wurde bei Draftex 94 Kolleginnen und Kollegen gekündigt. Im Jahr 2015 waren es bereits 77 gewesen. Im Dezember einigten sich laut Betriebsrat weitere 20 mit der Unternehmensleitung der polnischen Muttergesellschaft Stomil Sanok GmbH darauf, das Unternehmen freiwillig zu verlassen. Diese Mitarbeiter hätten teilweise kurz vor der Rente gestanden, eine wenige von ihnen hätten einen neuen Job gefunden. „Diese Entlassungen im vergangenen Jahr waren auch nicht geplant“, sagt Kizil und deutet damit an, dass er und seine Kollegen Angst haben, dass es bei einer anhaltend schlechten Geschäftslage weitere Entlassungen geben könnte.

Kizil erinnert auch daran, dass Draftex bereits zwei Insolvenzen hinter sich hat und von den ursprünglich einmal rund 3500 Mitarbeitern nur noch etwas mehr als 230 übrig geblieben sind. „Die Unsicherheit und der Druck sind gewachsen. Die Bestellungen sind rapide zurückgegangen“, sagt Kizil.

Die Insolvenz endete erst im September 2014. Bis dahin war VW der größte Kunde von Draftex gewesen. Im Oktober 2014 hatte dann das polnische Unternehmen Stomil Sanok das Grefrather Werk an der Bahnstraße übernommen. Der neue Eigentümer hatte damals einen Personalabbau von etwa 200 Mitarbeitern bis Ende 2017 angekündigt. Laut Betriebsrat hatten dafür BMW, VW und Daimler eine unbekannte Summe in einen Sozialplan-Topf eingezahlt. Dieser Topf soll aber inzwischen leer sein.

Bereits im ersten Quartal des vergangenen Jahres waren Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Draftex Automotive von der Arbeitgeberseite für gescheitert erklärt worden. Laut Betriebsrat hatten die Arbeitgeber seine Forderungen als absolut unrealistisch bezeichnet. Im Betriebsrat geht man davon aus, dass Stomil kein Geld in den Sozialplan investieren möchte.

Eine ehemalige Mitarbeiterin äußerte im vergangenen Jahr gegenüber der WZ, dass sie über die gezahlte Abfindung enttäuscht war. Sie sollte nach mehr als 24 Jahren Betriebszugehörigkeit weniger als 10 000 Euro bekommen. Alternativ hätte sie in eine Transfergesellschaft wechseln können.

Dann hätte sie für ein Jahr lang monatlich knapp 1400 Euro bekommen. Das entsprach 80 Prozent ihres monatlichen Nettolohns. Zusätzlich hatte sie eine Einmalzahlung von 5765 Euro erhalten.

Die Angebote für viele andere gekündigte Mitarbeiter könnten ähnlich ausgesehen haben.

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