Interview Bürgermeister Lommetz: „Grefrath punktet durch Infrastruktur“

Im Sommerinterview mit der WZ sieht Bürgermeister Manfred Lommetz die Gemeinde gut aufgestellt. Nach den Ferien steht die Entwicklung Oedts im Mittelpunkt.

Interview: Bürgermeister Lommetz: „Grefrath punktet durch Infrastruktur“
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Wenn die letzte Ratssitzung vor den Sommerferien vorbei ist, geht die Politik in die Sommerpause. Sprich es gibt keine Ausschüsse mehr, die Ratsfraktionen schnaufen weitestgehen durch. Doch wie steht es mit der Verwaltung, vor allem mit deren Chef, dem parteilosen Bürgermeister Manfred Lommetz? Die WZ hat nachgehorcht, was sich denn im Rathaus während des Sommers so tut — ein Sommerinterview.

Herr Lommetz, Sommerpause, was heißt das? Kann die Verwaltung ihre Aktivitäten runterschrauben? Wird langsamer gearbeitet?

Manfred Lommetz: Nein. Wir haben genug zu tun. So wird der Haushaltsplan für 2018/19 erstellt. Das heißt, die Ämter listen auf, welche Bedürfnisse sie für diesen Zeitraum haben. Wir nennen das Haushalts-Anmeldungen. Diese sind für den nächsten Haushaltsplan, den die Politik genehmigen muss, notwendig. Auch die Politik meldet Bedürfnisse an.

Und wie halten Sie es in dieser Zeit? Sitzen Sie schon mal im Hawaiihemd am Schreibtisch?

Lommetz: Nein. Allerhöchstens komme ich bei heißem Wetter mal mit Schlappen und bloßen Füßen ins Büro.

Nutzen diese Zeit für einen Urlaub?

Lommetz: Nein. Ich bin nur ein paar Tage weg. Zum Schützenfest in Vinkrath bin ich wieder da.

Und wo geht es hin?

Lommetz: Nach Paris mit meiner Tochter und vielleicht machen wir dann noch eine Runde und besuchen Freunde in Frankreich.

Paris? Haben Sie da mit Blick auf die Lage in der Welt keine Sorge wegen Anschlägen?

Lommetz: Nein. Man kann nicht alle Dinge sein lassen, die man machen möchte. Man kann sich doch nicht aus dem Leben zurückziehen.

Haben Sie einen Lieblingsplatz in Grefrath?

Lommetz: Da muss ich überlegen. Ich mag den Schwingbodenpark. Und laufe gerne mit meinem Hund Laska über heimische Wiesen und Felder. Das habe ich schon immer mit Begeisterung getan.

Steigen wir doch mal ein in wichtige Grefrather Themen: Sie hatten in der Juli-Ratssitzung berichtet, dass die Gemeinde wächst. Ist der Ort, salopp gesagt, ein Kempen für die, die sich die dortigen Preise nicht leisten können bzw. wollen?

Lommetz: So würde ich es nicht ausdrücken. Grefrath punktet durch seine gute Infrastruktur, wie Anbindung an die Autobahn, seine Schullandschaft von Grund- über Sekundarschule bis zum Gymnasium. Grefrath hat eine gute Kinderbetreuung. Wir haben ausgezeichnete Freizeitangebote, Fußballplätze, Museen, Eisstadion, Schwimmbad. Wir haben ein Superangebot an Vereinen. Und wir haben einige Neubaugebiete gewonnen. Ich würde die Nähe zum schönen Ort Kempen als großes Plus von Grefrath bezeichnen. Das Neubaugebiet Klostergarten in Mülhausen dürfte allerdings eine Dependance von Kempen sein.

Apropos Bauen: Wann beginnt die Firma Hamelmann, an der Nordstraße zu bauen? Über den Verkauf des Grundstücks gab es ja ein wenig Wirbel. Sie hatten als A gument pro Hamelmann erklärt, dass das Unternehmen zugesagt habe, „sofort anfangen“ zu können.

Lommetz: Losgehen kann es, wenn die notariellen Verträge beurkundet sind. Ich denke, dass das im Herbst soweit sein wird. Hamelmann wird dann zunächst mit der Entsorgung beginnen. Mit dem Bau der ersten Häuser kann erst nach dem Beschluss des Bebauungsplans begonnen werden. Dies wird erst im Herbst nächsten Jahres sein.

Gebaut werden soll auch Am Reinersbach. Sprich, eine der beiden Unterkünfte soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Wie ist der Stand der Dinge dort?

Lommetz: Dort sind wir im Bezuschussungs-Verfahren. Unsere Pläne sind eingereicht worden. Jetzt warten wir darauf, dass die Förderung genehmigt wird. Ohne die können wir nichts machen. Ich denke, dass wir frühestens in drei Monaten mehr wissen.

Noch mal zurück zur letzten Ratssitzung. Dort hatte die Kämmerei die frohe Botschaft verkündet, dass unter anderem eine einmalige Steuerrückzahlung in Höhe von etwa 1,1 Millionen Euro der leeren Kasse der Gemeinde ausgesprochen gut getan hat. Und es sollen noch kleinere Summen dazu gekommen sein. Wie hoch ist Grefrath jetzt verschuldet? Können Sie das auf eine Pro-Kopf-Verschuldung herunterrechnen?

Lommetz: Noch befinden wir uns im Haushaltssicherungskonzept, welches wir schon zum Ende des Haushaltsjahres 2018 verlassen werden. Die Verschuldung zum Ende 2016 betrug 20,6 Millionen Euro, was 1385,99 Euro pro Kopf ausmacht.

Können Sie noch etwas zu den Gewerbegebieten sagen?

Lommetz: Wir konzentrieren uns auf das Gebiet Wasserwerk. Die Grundstücksverhandlungen laufen im Moment und wir hoffen, eine Erweiterungsfläche von etwa 45 000 Quadratmetern bekommen. Die Flächen Johnson-Controls und Girmesgelände werden von privaten Investoren entwickelt.

Was wird das große Thema nach den Sommerferien sein?

Lommetz: Das werden die Baumaßnahmen in Oedt sein — die Planungen rund um Oedt live sowie der Wohnungsbau. Dabei geht es nicht nur um ein Projekt, sondern die Planungen müssen sich detailliert mit der sozialen Struktur in Oedt und der vorhandenen Bausubstanz auseinandersetzen, damit es eine Förderung gibt. Da kommen auch wieder Themen wie die Albert-Mooren-Halle auf den Tisch. Und auch die Eigentümer vom Girmesgelände sollten ihre Vorstellungen mit in das Projekt einbeziehen, denn nur eine Gesamtbetrachtung des Ortsteils Oedt ist förderfähig.

Und was ist mit dem Thema Glasfaser? Da hat sich die Gemeinde zuletzt doch sehr für die Firma Deutsche Glasfaser eingesetzt. Bislang liegt die Vertragsquote aber erst bei acht Prozent.

Lommetz: Wir haben erkannt, dass das Thema sehr wichtig ist und uns nach gründlicher Prüfung dafür eingesetzt. Glasfaser muss sein. Wenn das jetzt nicht kommt, was geschieht dann? Dann kommt nichts mehr. Aber wir stehen Gewehr bei Fuß, um den Ausbau Meter für Meter zu kontrollieren. Aber auch was die Telekom in Mülhausen und Vinkrath macht, ist gut. Wenn es dabei bleibt, sind wir nicht bei Null.

Blicken wir noch einmal kurz zurück. Haben Sie sich mittlerweile mit den Vereinen wegen der Hallennutzungsgebühren ausgesöhnt?

Lommetz: Die Frage müsste eigentlich lauten: Haben sich die Vereine zwischenzeitlich mit mir ausgesöhnt? Bis auf einige Unbelehrbare haben sich die meisten mit einigem Widerwillen mit der für die Vereine nicht einfachen Situation arrangiert.

Zum Schluss unseres Gesprächs von der Politik im Kleinen zur großen Bundespolitik. Wie geht die Bundestagswahl aus?

Lommetz: Die CDU wird gewinnen und bei etwa 38 Prozent liegen. Die SPD wird etwas steigen, auf 28 Prozent. Die FDP wird sicherlich gut im Bundestag drin sein, und die AfD hat die Fünf-Prozent-Hürde noch nicht geschafft.

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