Bierchen trinken, tuppen, Dart spielen

Seit fast zehn Jahren führen Corinna und Frank Föhles die Gaststätte „Zum Alten Wasserturm“ in Oedt.

Bierchen trinken, tuppen, Dart spielen
Foto: Kurt Lübke

Oedt. „Hier in Oedt gibt es nur noch drei echte Kneipen und die dürfen nicht auch noch aussterben“, sagt ein 74-Jähriger, der sich gerade in der Gaststätte „Zum Alten Wasserturm“ das erste Bierchen des Tages genehmigt. Es ist noch früh, gegen 16.30 Uhr. Unter den Gästen ist unter anderem der 79-jährige Paul Pude. „Paul werde ich nie vergessen, denn er war am 18. Januar 2008, als wir die Kneipe eröffneten, unser erster Gast“, sagt Wirtin Corinna Föhles, die ab diesem Zeitpunkt den gastronomischen Betrieb mit ihrem Ehemann Frank pachtete.

Wirtin Corinna hat die Ruhe weg. Sie spielt erst noch an der Theke mit zwei Gästen die Runde „Knobel-Poker“ zu Ende, ehe die gelernte Friseurin von den Anfängen erzählt. „Damals führten wir schon einige Jahre die Kantine beim Kempener Unternehmen Richter Chemie“, erinnert sie sich, dass sie dann zufällig bei Edeka Ende 2007 die damalige Eigentümerin der Immobilie an der Oedter Johannes-Girmes-Straße 51, Christel Rennes, traf. „Wäre das nichts für Euch?“, war das Angebot, zumal dort ein Speiselokal mit überwiegend indischer Küche aufhören wollte. Die beiden, die seit 1995 miteinander verheiratet sind, sagten Ja, führten noch einige Monate den Kantinenbetrieb weiter und machten sich dann in Oedt selbstständig.

„Wir haben dies nicht bereut, obwohl die Zeiten nicht besser geworden sind“, sagt Corinna Föhles und meint vor allem das Rauchverbot, das bei ihr zu Umsatzeinbußen von immer noch etwa 20 Prozent geführt habe. Im hinteren Teil gibt es draußen eine überdachte Fläche, auf der die Raucher ihrer Sucht nachgehen können.

Das Haus hatte in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Girmes-Geländes in den Jahren 1898 und 1899 Franz Pasch als ein „Wirtschaftslocal“ gebaut. Seine Geschwister, Elisabeth und Karl Pasch, hatten kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges den offiziellen Antrag auf eine neue Schankerlaubnis gestellt. Diese Genehmigung wurde am 21. Februar 1944 erteilt. 1955 kam der Anbau einer Küche hinzu, die sanitären Anlagen wurden 1971 erneuert.

Das Eigentum wechselte zuletzt im Jahr 2011 zu Vanessa de la Motte. Einem „Kempener Kind“, das seit längerem in Grefrath wohnt und schon in der Welt herumgekommen ist. Vanessa ist nämlich Schlagersängerin, ist auch mit ihren eigenen Texten unter anderem in den USA aufgetreten. „Und im November gastiere ich wieder mit eigenem Programm im Café „Marlene“ in Gran Canaria“, erzählt die lebenslustige Sängerin, die das Verhältnis mit Corinna und Frank Föhles als „total super“ bezeichnet: „Die sind beide total lieb, hoffentlich führen sie noch lange das Geschäft.“ Per Handschlag haben sie gerade erst den Pachtvertrag über den Januar 2018 hinaus erst einmal auf unbestimmte Zeit weiter verlängert.

Im Laufe der Zeit hat Corinna Föhles die Gaststätte etwas aufgehübscht. Neben den etwa 45 Innen-Plätzen gibt es einen Gesellschaftsraum, in dem bis zu 40 Personen feiern können, außerdem gibt es einen großen Biergarten und einen kleinen Wintergarten.

Corinna Föhles kocht selbst. Von Muschel- bis zu Schnitzelgerichten. „Der Renner ist zweifelsohne die herkömmliche Curry-Wurst“, sagt sie schmunzelnd. Im Ausschank: Diebels, Bolten und Bitburger. Und außerdem der Rotkäppchen-Sekt. „Der Sekt ist hier genauso teuer wie das Bier oder die Limo, nämlich das 0,1 Liter-Glas für 1,50 Euro“, erzählt die Wirtin.

Das Schweineblut, der Tanz in den Mai oder die obligatorischen Tupp-Turniere zwischen Grefrath („Bürgerhof“) und Oedt („Zum alten Wasserturm“) gehören unter anderem zu den besonderen Ereignissen. Einige Clubs spielen dort außerdem Dart, wie Corinna und Frank Föhles in der Mannschaft „Mix Chegger“.

Groß gefeiert werden soll das zehnjährige Bestehen im Januar 2018. Gibt es einen Jubiläumswunsch? Worauf Corinna Föhles sofort sagt: „Eine Kegelbahn wäre nicht schlecht.“ Es gibt sogar noch alte Pläne dazu. Schon Franz Pasch wollte im August 1909 dort eine Kegelbahn bauen. Daraus wurde aber nichts. „Aber man sollte nichts ausschließen“, ließ dies die jetzige Eigentümerin offen.

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