Giftköder: Tierarzt rettet Justus

In der Nähe des Heidweihers soll die drei Jahre alte Bordeauxdogge Rattengift gefressen haben. Ein Tierarzt rette dem Rüden das leben — er erholt sich aber nur langsam.

Giftköder: Tierarzt rettet Justus
Foto: Meis

Schwalmtal. Ewelina Meis ist immer noch fassungslos, wenn sie erzählt, was ihrem Hund nach einem Spaziergang in Schwalmtal geschah. Am Mittwoch, 24. Februar, war sie mit dem dreijährigen Rüden Justus unterwegs. Die beiden spazierten am Heidweiher und an den angrenzenden Feldern entlang, wechselten dann auf die andere Straßenseite zum Pferdeweiher. Irgendwo unterwegs muss Justus Rattengift aufgenommen haben, da ist sich Ewelina Meis sicher.

Wo genau, weiß sie nicht. Doch für die Hundehalterin spricht vieles dafür, dass der Hund das Gift bei diesem Spaziergang aufnahm. Denn am Donnerstag war der Hund gar nicht Gassi, sondern nutzte lediglich den großen Auslauf der Familie in Amern. Am Freitag dann erbrach sich der Hund. Im Erbrochenen entdeckte die Hundehalterin Blut. Als der Hund kurz darauf sein Geschäft verrichtete und Meis auch im Kot Blut sah, brachte sie den Hund sofort zum Tierarzt.

Ewelina Meis, Halterin

Ohne das schnelle Handeln des Tierarztes wäre Justus nicht mehr am Leben, glaubt Meis. Der Tierarzt nahm Blut ab, hörte den Hund ab und äußerte dann den Verdacht, das Tier habe Rattengift gefressen. Er gab sofort Vitamin K und überwies die Bordeauxdogge in eine Tierklinik. Auch dort diagnostizierten die Ärzte eine Vergiftung mit Rattengift, berichtet Ewelina Meis, und behandelten das Tier weiter. Mehrere hundert Euro brachte die Familie für die Behandlungskosten auf. Nach schlaflosen Nächten, in denen die Familie den Hund nicht aus den Augen ließ, ist das Tier nun nicht mehr in Lebensgefahr. „Aber über den Berg ist Justus auch noch nicht“, sagt die Amernerin.

Die Hundehalterin informierte am Wochenende die Polizei. Diese ermittelt nun wegen des Verdachts einer Straftat nach dem Tierschutzgesetz. Denn niemand darf einem Tier Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Ob es weitere Fälle in Schwalmtal gab, ist nicht bekannt. Denn nicht immer erstatten Hundehalter Anzeige bei der Polizei, wenn ihr Tier Gift aufnahm oder sie beim Spaziergang Köder entdecken. Doch das ist wichtig. „Wird irgendwo ein Köder ausgelegt, ist das eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung“, erklärt Polizeisprecherin Antje Heymanns. Melden Gassigänger solche Köder dem Ordnungsamt, kümmern sich die Mitarbeiter darum, die Gefahr zu beseitigen. Nimmt hingegen ein Hund solch einen Köder auf und kommt zu Schaden, ist das nicht mehr Sache des Ordnungsamts, sondern Sache der Polizei, weil es sich dann um eine Straftat handelt.

Heymanns rät Hundehaltern, die einen Köder entdecken, diesen sofort mit einem Häufchenbeutel, den Gassigänger in der Regel ohnehin dabei haben, vorsichtig aufzunehmen und den Köder zur Polizei zu bringen. So verhält es sich mit Rattengift. Anders gelagert ist der Fall bei spitzen und gefährlichen Gegenständen, die zum Beispiel in ein Stück Wurst gedrückt und ausgelegt werden. In solchen Fällen muss nicht erst ein Tier zu Schaden kommen, damit die Polizei ermittelt. Denn wer ein Stück Wurst mit Rasierklingen auslegt, tut das, um einem Tier Schaden zuzufügen.

Zwei Fälle, in denen Unbekannte wohl versuchten, Hunden Schaden zuzufügen, wurden bei der Polizei in Viersen seit Jahresbeginn angezeigt, wie Heymanns berichtet.

Am 26. Januar sollen Unbekannte in Bracht eine Tüte über einen Zaun geworfen haben, hinter dem sich ein freilaufender Hund befand. In der Tüte fanden sich Brot- und Wurststücke — und eine Substanz, bei der es sich um Gift gehandelt haben könnte. Am 28. Februar wurde am Klosterweiher in Viersen ein Köder mit Rasierklingen gefunden.

Mitunter melden Hundehalter den Fund eines Köders nicht der Polizei, sondern nur in sozialen Netzwerken oder auf der Internetseite www.giftkoeder-radar.com. Dort wurden seit Jahresbeginn mehrere Köder-Funde in der Umgebung eingetragen: Ein Nutzer meldete am 17. Januar Rattengift an der Straße An den Tonwerken in Niederkrüchten, ein Nutzer fand am 1. Februar am Hohen Busch in Viersen eingerollte Salami, die mit Nägeln gespickt war.

In Mönchengladbach wurden in der Nähe des Finkenberger Bruchs am 24. Februar Fleischstücke mit Rasierklingen gefunden. Damit die Polizei ermitteln kann, ob es mehrere Fälle in einem Bereich gibt, und um den Kreis einzugrenzen, in dem vielleicht ein Tierhasser unterwegs ist, sollten Halter Funde und verdächtige Beobachtungen aber auch der Polizei melden, rät Heymanns.

Ewelina Meis ist froh, dass es Justus langsam wieder besser geht. „Er ist noch krank und sehr schnell erschöpft“, sagt die Amernerin. „Er holt auch wieder sein Spielzeug, will dann aber bald wieder schlafen. Das kostet ihn alles noch viel Kraft.“

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