Fronten bei Standortfrage zur Rettungswache bleiben verhärtet

Mackenstein oder Ransberg? In der Sondersitzung zur Rettungswache gab es zwischen Stadt und Kreis keine Einigung, dafür aber viel Kritik.

Fronten bei Standortfrage zur Rettungswache bleiben verhärtet
Foto: Schüller

Viersen. Es kommt nicht oft vor, dass sich zwei Dezernenten im Ratsausschuss öffentlich gegenseitig Gesetzestexte vorlesen. In der Sondersitzung des Ordnungsausschusses zur Zukunft des Rettungsdienstes in der Stadt Viersen ist genau das passiert. Es zeigt, wie verhärtet die Fronten bei der Frage sind, wo in Dülken eine Rettungswache angesiedelt werden soll.

Ein vom Kreis in Auftrag gegebenes Gutachten empfiehlt den Standort Mackenstein; von dort sei auch Schwalmtal abzudecken. Die Stadt Viersen favorisiert den Standort Ransberg, von dort ließe sich auch Süchteln innerhalb von acht Minuten erreichen. Gesetzlich vorgeschrieben ist dort eine zwölfminütige Rettungsfrist, weil Süchteln trotz seiner knapp 17 000 Einwohner nicht zum städtischen Gebiet zählt.

Zu der Sondersitzung war der Gutachter geladen, um Fragen zu beantworten. Es war aber auch das erste öffentliche Aufeinandertreffen der zuständigen Dezernenten von Stadt und Kreis. Thomas Heil, Ordnungsdezernent des Kreises, räumte Fehler ein: „Natürlich haben wir nicht alles richtig gemacht.“ Es sei falsch gewesen, die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens einen Monat vor dem Gutachten selbst vorzulegen. „Und wir haben versäumt zu kommunizieren, dass wir natürlich mit den Trägern der Rettungswachen über die Ergebnisse des Gutachtens in einen Dialog treten wollen.“

Zugleich wies er die Kritik aus Viersen zurück, der Kreis habe beim Gutachten gespart oder gar ein „Gefälligkeitsgutachten“ in Auftrag gegeben. „Es ist ein renommiertes Sachverständigenbüro mit mehr als 40-jähriger Erfahrung.“ Und das Gutachten komme auch zu schmerzlichen Ergebnissen für den Kreis. So empfiehlt es die Aufgabe der Rettungswache in Schwalmtal. Heil: „Da sind wir als Kreis Träger des Rettungsdienstes.“ Er kritisierte, dass die Stadt bei den Planungen für eine neue Rettungswache den Kreis außen vor gelassen habe. „Die Abstimmung mit uns ist für den Standort Ransberg nicht geschehen.“

Norbert Dahmen, Ordnungsdezernent der Stadt Viersen, gab an, bereits im August 2017 den Kreis über die Planungen informiert zu haben. Er äußerte sein Bedauern, dass die im Gutachten angegebenen Fahrtzeiten zwar gerechnet seien, auf die Erfahrungen der Rettungskräfte in Viersen aber verzichtet wurde. „Süchteln in acht Minuten von der vorhandenen Rettungswache an der Gerberstraße zu erreichen, ist kein Regelfall. Ich wäre dankbar, wenn unsere gesammelten empirischen Daten mit einfließen würden.“

Vielleicht, auch das wurde deutlich, ist ja alles nur ein Missverständnis. Während die Viersener Politiker Wert auf die optimale Versorgung ihrer Bevölkerung legen, ging es beim Gutachten darum, ein bedarfsgerechtes Konzept zu erstellen, wie die Hilfsfristen eingehalten werden können.

Der Gutachter räumte auf die Fragen der Politiker ein, dass auch Ransberg als Standort denkbar wäre, das aber Auswirkungen auf die anderen Standorte hätte. „Der Spielraum ist sehr gering“, sagte er. Wurde berücksichtigt, dass Süchteln demnächst städtisches Gebiet werden könnte, dass die Bauarbeiten zum Tiefensammler zu Verzögerungen bei Rettungsfahrten führen können? Antwort: „Das Gutachten fußt auf dem Ist-Zustand.“ Am 22. August findet das Treffen von Kreis, Stadt und dem Träger der Rettungswache Viersen statt, bei dem Einigung erzielt werden soll.

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