Feuerteufel sorgt für schlaflose Nächte bei Viersenerin

Vor wenigen Wochen wurde der Wagen von Viola Hill in Brand gesteckt. Sie hat den Vorfall noch lange nicht verarbeitet.

Feuerteufel sorgt für schlaflose Nächte bei Viersenerin
Foto: Knappe

Viersen. Als Viola Hill aufwachte, war es schon zu spät. Zehn Meter von ihrem Schlafzimmer entfernt brannte es bereits lichterloh. Sekunden zuvor hatte ein lauter Knall sie und ihren Mann aus dem Schlaf gerissen. Hill erinnert sich noch genau: „Ich fragte, was denn los sei und er sagte: ,Dein Auto steht in Flammen’.“ Ende des vergangenen Monats sorgte eine Serie von Autobränden in Viersen für Aufregung. Ein 21-Jähriger steht unter Verdacht, in der Nacht auf den 26. März drei Fahrzeuge in Brand gesteckt zu haben.

Einer der Wagen gehört Viola Hill. „Ich habe jahrelang gespart, um mir meinen Traum erfüllen zu können“, sagt sie. Ihr Traum, das war ein Audi TT in Nimbus-Grau mit Mokassin-Ledersitzen. „Es war mein perfektes Auto“, sagt die 47-Jährige. Lange legt Hill Geld zur Seite, fährt andere Autos. Ihr großer Wunsch aber bleibt, im Audi zu sitzen. Vor nicht einmal drei Jahren dann geht ihr Wunsch in Erfüllung. Rund 10 000 Euro ist der Wagen inklusive Hardtop, das Hill noch einbaut, damals wert. Sie gibt dem Auto sogar einen Namen: Jerry. An einem frühen Sonntagmorgen keine 36 Monate später muss Hill dann hilflos mit ansehen, wie Jerry in Flammen aufgeht. Die Polizei geht in allen drei Fällen von Brandstiftung aus. Die Ermittlungen in dem Fall dauern laut Staatsanwaltschaft weiter an. Der mutmaßliche Täter befindet sich derzeit noch in Untersuchungshaft.

So tragisch die Augenblicke in jener Nacht für Viola Hill und ihren Mann sind — im Grunde haben sie und ihre Nachbarn sogar noch Glück: Der Audi fährt gasbetrieben, Hill hat ihn kurz vorher noch vollgetankt. „Das fiel mir erst nach ein paar Minuten wieder ein. Die Polizisten schickte uns sofort weg vom Wagen.“ Zu einer Explosion aber kommt es nicht. Auch das Grundstück der Hills trägt nur einen vergleichsweise kleinen Schaden davon, verglichen mit dem, was hätte geschehen können, wären die Flammen auf das Haus des Ehepaars übergetreten. „Ich will gar nicht daran denken, was noch alles hätte passieren können“, sagt Hill. Große materielle Besitztümer hat Hill beim Brand nicht verloren. Der emotionale Verlust aber wiegt schwer. „Jede Fahrt bleibt eine Erinnerung“, sagt sie.

Bis heute halten die Szenen aus der damaligen Nacht Hill vom Schlafen ab. „Man liegt wach und fragt sich, warum das alles passiert ist und hat Angst, dass es noch mal passieren könnte“, sagt sie. Ihr Mann sei vielmehr wütend — und gleichzeitig verletzt, sie so bedrückt zu sehen. Zurzeit fährt Hill mit ihrem Motorrad zur Arbeit. Eigentlich hatte sie es erst im nächsten jahr wieder fahrtauglich machen wollen — jetzt muss es schon früher als Ersatz für Jerry ran. Irgendwann aber will Hill wieder in einem Audi TT über die Straßen fahren — wieder in Nimbus-Grau, wieder mit Mokassin-Ledersitzen. Nur der Name wird ein anderer sein.

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