Entscheidung über Schulschließung auf 13. Dezember vertagt

Mehr als 400 Schüler, Lehrer und Eltern verfolgten im Schulausschuss die Debatte über das mögliche Aus der Realschule an der Josefskirche.

Entscheidung über Schulschließung auf 13. Dezember vertagt
Foto: Röse

Viersen. Als alle Reden gehalten waren, als jedes Argument ausgesprochen war und Viersens ehrenamtliche Schulpolitiker mit den Stimmen von CDU, FDP, Grünen, Die Linke und FürVie die Entscheidung getroffen hatten, dass eine Entscheidung über mögliche Schulschließungen erst am 13. Dezember getroffen werden soll, da machte sich draußen vor dem „Forum“ am Rathausmarkt so etwas wie Niedergeschlagenheit breit. „Diese Entscheidung kommt psychologisch zu spät. Mitte Dezember haben die Eltern schon entschieden, auf welche Schule sie ihr Kind schicken werden“, sagte Silvia Handke, Geographie- und Musik-Lehrerin am Clara-Schumann-Gymnasium.

Sie trug, wie auch die anderen Lehrerinnen und Lehrer sowie Schüler des städtischen Gymnasiums, ein gelbes T-Shirt mit dem Konterfei der Pianistin und Komponistin, die der Schule ihren Namen gab. In kleineren und größeren Grüppchen standen Lehrer, Eltern und Schüler diverser weiterführender Schulen nach der Schulausschuss-Sitzung beisammen.

Mehr als 400 Zuhörer waren zu der Sitzung gekommen, um sich anzuhören, wie die Politiker über den Vorschlag der Schulverwaltung denken, die 440 Schüler starke Realschule an der Josefskirche auslaufen zu lassen. Hatten — mangels Sitzplätzen — stehend und mucksmäuschenstill den Wortbeiträgen der Schulpolitiker, Pflegschaftsvertreter sowie der Lehrer gelauscht, spendierten vereinzelt Applaus — wenn ihr jeweiliger Schulleiter sich für den Erhalt seiner Bildungseinrichtung aussprach.

Das Problem: Nach der Prognose des Schulministeriums wird die Zahl der Schüler künftig zurückgehen, und die Primus-Schule benötigt ab Sommer 2020 ein Gebäude für einen Zweitstandort. „Die Primus-Schule bestimmt den Zeitpunkt, aber nicht den Inhalt“, betonte Schulausschuss-Vorsitzender Moers zu Beginn der Sitzung, in der Kritik in vielerlei Richtungen ausgeteilt wurde.

Die CDU kritisierte den engen Zeitplan, den das Schulministerium vorgegeben habe — und Stephan Sillekens, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten, kritisierte auch die Bürgermeisterin. „Was das Ministerium zeitlich vorgibt, ist ein Anschlag auf die Verantwortlichkeit der kommunalen Ebene. Mitten in den Sommerferien wurde der Schuldezernent einbestellt. Da hätte ich mir ein deutliches Wort der Vorsitzenden des Rates gewünscht.“

Der Leiter der Realschule an der Josefskirche warf der Schulverwaltung vor, ein falsches Bild der Schule gezeichnet zu haben. „Laut Schulverwaltung leistet sie wenig, sie hat nur wenige Anmeldungen, blutet eigentlich von selbst aus, deshalb kann man sie auch direkt schließen“, sagte Konrektor Hartmut Banniza, bevor er das Bild einer funktionierenden Bildungsinstitution in der Südstadt mit zahlreichen Projekten und Kooperationen dagegensetzte. Dass die Schülerzahlen an der Einrichtung sinken würden, sei auch dem Umstand geschuldet, dass die Stadt Viersen zu wenig für die Anbindung der Schulen an die Stadtteile getan habe. Hartmut Banniza betonte: „Solange die Entscheidung einer Schließung im Raum steht, ist die Rufschädigung immens und wird den Bestand der Schule gefährden.“

Gunter Fischer, Schulleiter des Clara-Schumann-Gymnasiums, kritisierte, die Politik habe viel zu spät reagiert. „Schon vor zwei Jahren, als das ursprünglich als Zweitstandort der Primus-Schule vorgesehene Gebäude an den Kreis vermietet wurde, hätte jedem klar sein müssen, dass es Klärungsbedarf gibt. Was geschah? Nichts!“ Das Gymnasium sei immer wieder Spielball im Schulausschuss gewesen.

Die SPD warb für eine frühestmögliche Entscheidung: „Eine ideale Lösung gibt es nicht“, erklärte Ratsherr Jörg Dickmanns, aber es gibt eine Möglichkeit, wie sowohl die Realschule als auch das Clara-Schumann-Gymnasium erhalten bleiben können. Die SPD favorisiere die Einrichtung eines Hauptschulzweiges an der Realschule an der Josefskirche — bei Schließung der Süchtelner Hauptschule. Allerdings war die SPD die einzige Fraktion, die der Lösung zum jetzigen Zeitpunkt etwas abgewinnen konnte. Sillekens warf der SPD vor, die Hauptschule „zur Schlachtbank zu führen“, obwohl alle Schulleiter auf den Erhalt der Hauptschule gedrängt hätten. Die SPD-Variante ist aber ebenfalls Teil des Prüfauftrags. Untersucht werden soll auch, ob ein Oberstufenzentrum in Viersen möglich ist, ob der Kreis seine Förderschulstruktur ändern wird und wie sich die Gründung einer zweiten Gesamtschule auf die Funktion der Anne-Frank-Gesamtschule auswirken würde. Ebenfalls in der Überlegung: Wie kann die Schließung aller Schulen, außer Grundschulen, und die anschließende Neugründung einer Hauptschule, einer Realschule, eines Gymnasiums und einer Gesamtschule umgesetzt werden?

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