Ende der Milchproduktion in Leuth

Mit Bauer Johannes Meiners geht jetzt auch der letzte Viehlandwirt im Stadtkern in Rente. Das Geschäft mit der Milch war zuletzt ohnehin nur wenig profitabel.

Ende der Milchproduktion in Leuth
Foto: Siemes

Leuth. Es ist still geworden im Stall des Landwirts Johannes Meiners. Nur noch wenige „Stück Rundvieh“ laufen dort umher. Ein Milch-Tankwagen hält schon seit einigen Wochen nicht mehr im engen Schlauch der Heronger Straße, denn von seinen Milchkühen hat sich Johannes Meiners schon getrennt. Er hat sie teilweise an Kollegen verkaufen können, musste einige auch an den Schlachthof geben. Nur zwei Kühe stehen noch im Stall, weil ihre Milch noch zur Kälberaufzucht gebraucht wird. Drei Tiere werden in den nächsten Wochen noch kalben, im Frühjahr erhofft er sich einen besseren Preis für ein Kalb. 20 Euro sind ihm kürzlich geboten worden. „Dafür kann man ein Tier doch nicht abgeben“, sagt er mit leicht erregter Stimme.

Überhaupt: Die vergangenen Jahre waren kein Zuckerschlecken, da der Milchpreis durch die großen Handelsketten immer wieder gedrückt wurde. „Wir haben in den letzten anderthalb Jahren bei der Milcherzeugung nicht nur nichts verdient, sondern sogar draufgelegt“, zieht er Bilanz. Deshalb hat Meiners den Viehbestand auch nach und nach zurückgefahren. Zu Hochzeiten standen in den Ställen auf dem Grundstück an der Ecke May/Heronger Straße 65 Kühe sowie 45 Rinder und Kälber, die immer die Straße überqueren mussten, wenn sie auf die Weide sollten. Einstige Wiesen und Ackerland hinter dem Hof sind in den vergangenen fünf Jahrzehnten in Bauland umgewandelt worden.

Aus diesem Grund auch war abzusehen, dass der Hof mit Beginn der Rente von Johannes Meiners am 1. November auslaufen würde. Denn eine Fortführung durch die nächste Generation hätte sich nicht gelohnt, „weil keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr bestanden“. Das hatte einst anders ausgesehen, denn Sohn Jochen, heute 35 Jahre alt, hatte vor knapp 20 Jahren zunächst die Familientradition weitergeführt und Landwirt mit ordentlichem staatlichen Abschluss gelernt. Doch nach langen Diskussionen im Familienrat wurden die Zukunftsperspektiven als nicht allzu rosig eingeschätzt. Jochen Meiners orientierte sich neu und ging zur Berufsfeuerwehr, bei der er in Viersen heute die Ausbildung des Nachwuchses leitet, seine Schwester Sandra wurde Krankenschwester.

Johannes Meiners’ Vater Heinrich hatte den Hof 1965 zunächst gepachtet und zwei Jahre später von der Pfarre St. Clemens Kaldenkirchen gekauft. Vorher hatten er und schon sein Vater Heinrich einen Hof am Hampoel bewirtschaftet. Das einstige Hofgebäude mit der Hausnummer 11 hat schon längst einem Mehrfamilienhaus Platz gemacht. Als die Familie Meiners den ehemaligen Schoemackershof übernahm, gehörten 2,5 Hektar Ackerland dazu. Zuletzt haben Johannes und Hanni Meiners 37,5 Hektar bewirtschaftet und vor allem Kartoffeln, Mais und Rüben angebaut. Wenn ihnen die Arbeit über den Kopf wuchs, haben die Kinder immer mal wieder kräftig mit angepackt.

Im Laufe der Jahre hat Johannes Meiners Gebäude und Gelände am Hof erweitern können, da er von „Opa Mülders“ („Das war noch ein echter Nachbar“) einige hundert Quadratmeter zukaufen konnte — und nach dessen Tod von den Erben das ganze Haus und den Garten, in dem heute die Familie der Tochter wohnt. So blieb trotz neuer Scheune und Stall noch Platz zum Rangieren mit den schweren Traktoren. Und Sohn Jochen hat heute genug Raum zum Unterstellen seiner Feuerwehr-Oldtimer.

Einerseits fällt dem Landwirt von Kindesbeinen an der Abschied von Stall und Feld nicht leicht, anderseits ist er froh, dass er künftig mit den gnadenlosen Preiskämpfen auf dem Lebensmittelmarkt nichts mehr zu tun hat. So ganz will er die Arbeitsgeräte noch nicht aus der Hand legen: Auf den Wiesen sollen künftig zwei Ponys weiden, die sich die Enkelkinder so sehr wünschen. An diesen haben Johannes und Hanni Meiners viel Vergnügen, denn „von unseren Kindern haben wir in jungen Jahren vor lauter Arbeit leider wenig gehabt“, sagt der letzte Viehlandwirt von Leuth.

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