Ein stets präsenter Jurist, Prinz und knallharter Chef

Immer noch reden die Menschen über den tiefen Fall des Lothar Vauth. Wie konnte es soweit kommen?

Tönisvorst. Die Lage ist unübersichtlich, jedenfalls aus Sicht der Juristen. Im Fall Lothar Vauth laufen nach wie vor die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf Hochtouren, wann Anklage erhoben wird, ist nicht abzusehen. Vauth hat wegen der laufenden Ermittlungen gegen ihn alle Ämter niedergelegt.

Mal abseits der rechtlichen Abwägung: Wie hat das "System Vauth", von dem viele Menschen sprechen, eigentlich funktioniert? Wie führte der Mann seine Kanzlei, seine Partei, seine Vereine? Gab es dabei Dinge, die nicht in Ordnung waren? Die WZ machte sich auf die Spurensuche.

Keine Frage, Lothar Vauth war den Erfolg gewohnt. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, war noch ein Kind, als sein Vater starb. Schon als Halbwüchsiger trug er, unter anderem mit Nachhilfe-Unterricht, dazu bei, die Familie durchzubringen. Das prägt. Und macht wahrscheinlich auch hart. Er engagierte sich bei den Jungsozialisten, hatte ganz schnell raus, wie man sich erfolgreich mit älteren Genossen anlegt und diese aus ihren Ämtern und der Partei drängt.

Wer nicht auf seiner Seite war, war gegen ihn. Prominentes Opfer war Franz Kersten, der später die Unabhängige Wählergemeinschaft gründete. Ihn hatte Vauth nach Meinungsverschiedenheiten mit starken Ellbogen hinaus gedrängt. Damit war der Weg für ihn frei: schnell an die Spitze.

Auch beruflich ging’s steil bergauf. Jura-Examen, in dem Krefelder Juristen Dr. Stöber fand der St. Töniser einen Mentor, der ihn kräftig unterstützt, schnell ist Vauth Senior-Partner, nach dem Tod des Sozietät-Gründers wird er Geschäftsführender Gesellschafter. Hinter der oft freundlichen Miene verbarg sich ein knallharter Chef. "Sie bekommen doch auch kein halbes Gehalt", sagte er mal zu einer Beschäftigten, die einen Auftrag nicht vollständig erledigt hatte.

In der Partei hielt er die Zügel fest in der Hand. Bei den Fraktionssitzungen und SPD-Versammlungen sagte er, was aus seiner Sicht zu sagen war, dann war in aller Regel das Treffen zu Ende. Äußerte sich ein Genosse in der Öffentlichkeit, ohne es mit ihm abgesprochen zu haben, gab’s Ärger.

Vauth tat Vielen einen Gefallen, deshalb sollten sie sich verpflichtet fühlen. Was oft so war. Es gelang nur wenigen Sozialdemokraten, neben ihm ein eigenständiges Profil zu entwickeln und auszuleben.

Im Herbst des vergangenen Jahres begann so etwas wie eine "Omnipräsenz" von Lothar Vauth. Neben seinen offiziellen Ämtern (Parteichef und DRK-Vorsitzender) wurde er Prinz Karneval und Landrats-Kandidat der SPD. Sein Foto war jeden Tag irgendwo zu sehen. "Er gab Bier aus, verlieh Orden, zog Fäden - vielleicht hatte er tatsächlich so etwas wie Allmachts-Fantasien", spekuliert ein Weggefährte.

Möglicherweise machte Vauth auch den Versuch, sich "einzukaufen", wo er es für wichtig hielt. Im Fall der Kreis-SPD gab’s hierfür schon lange Hinweise und Indizien. Näheres dazu lesen Sie in der nächsten Folge.

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