Tönisvorst/Kempen Ein neuer Träger für die katholischen Kindertagesstätten

Der Verband der Kirchengemeinden Kempen und Tönisvorst gibt die Verwaltung an eine gemeinnützige Gesellschaft ab.

Tönisvorst/Kempen: Ein neuer Träger für die katholischen Kindertagesstätten
Foto: Friedhelm Reimann

Tönisvorst/Kempen. 89 Erzieher und andere Mitarbeiter der sechs katholischen Kindertagesstätten in Kempen, St. Hubert und Tönisvorst haben ab 1. Januar 2017 einen neuen Arbeitgeber. Der Katholische Kirchengemeindeverband (KGV) Kempen/Tönisvorst übergibt die Trägerschaft seiner Einrichtungen an die gemeinnützige Gesellschaft Horizonte mit Sitz in Viersen.

Rechtliche Anforderungen — unter anderem durch das Kinderbildungsgesetz — machen die Leitung einer Kita immer anspruchsvoller. Daher habe man sich in den vergangenen Monaten in den verantwortlichen Gremien damit auseinandergesetzt, wie man auch in Zukunft den professionellen Anforderungen gerecht werden könne, erklärte Propst Thomas Eicker bei der Vorstellung der Pläne im Marienheim in St. Tönis. Die Personalsituation im Blick zu halten, was zuletzt in Kempen und Tönisvorst — neben vielen anderen Dingen — von KGV-Koordinatorin Monika Hübner-Karges geleistet wurde, sei mit einer Kraft kaum zu bewerkstelligen. „Die Leitungen brauchen professionelle Ansprechpartner“, schilderte Eicker. Daher hat sich der KGV nach intensiven Diskussionen einstimmig für die Übertragung entschieden.

Ein Träger entscheidet über wichtige Dinge wie die Anstellung von Kindergärtnerinnen, Baumaßnahmen und das pädagogische Konzept. Horizonte-Geschäftsführerin Hildegard Trosky-Michalek sieht durch den Wechsel Vorteile für die Einrichtungen. So werden die Erzieher von Verwaltungsaufgaben entlastet — ein erster Schritt soll die Vereinfachung der Bezahlung des Essens durch Lastschrifteinzug sein.

Und sie erhalten für die pädagogische Arbeit Unterstützung. Die Kindheitspädagogin Julia Wessel wird in den Kitas hospitieren und in der Folgezeit da helfen, wo sie gebraucht wird. Für die Erzieher soll es Schulungen und Fortbildungen geben. Durch gemeinsamen Einkauf, zum Beispiel von Bastel- oder Hygienebedarf, sollen Kosten gesenkt werden können. Bei der Suche nach Personal sei Horizonte erfolgreich. „Wir haben eine Einstellungsquote von 99,9 Prozent“, so Trosky-Michalek. In nächster Zeit soll es Gespräche zwischen den Kempener und Tönisvorster Einrichtungen und Horizonte geben, um zu sehen, wo in Sachen Personal Handlungsbedarf besteht.

Für Kinder und Eltern soll sich durch den Trägerwechsel wenig ändern. Die Kitas Marienheim und St. Antonius in St. Tönis, St. Godehard in Vorst, Hermann-Josef und Christ-König in Kempen sowie St. Raphael in St. Hubert bleiben katholische Einrichtungen. Der Rat der Einrichtung entscheidet weiterhin über die Aufnahme der Kinder. Und auch zum Beispiel bei der Wahl des Caterers, der das Mittagessen liefert, haben die Einrichtungen weiterhin freie Hand.

Die pastorale Betreuung soll in der Verantwortung der Pfarrgemeinden bleiben. Die Gemeindereferenten Andreas Bodenbenner in Kempen und Stephanie Müller in Tönisvorst übernehmen diese Aufgabe, zum Beispiel durch die Gestaltung von Feiern und Gottesdiensten.

Bodenbenner sieht in der Übergabe auch Chancen. Man lagere einen Teil der „fachfremden“ Bereiche aus und könne sich mehr der religiösen Arbeit widmen. Dabei gehe es nicht nur darum die Kinder, sondern auch die Eltern zu erreichen und ihnen zu vermitteln, wie Glaube eine Lebenshilfe sein kann. Auch interreligiöse Arbeit soll eine wichtige Rolle spielen.

Unabhängig vom Trägerwechsel nehmen die Kindergärten zurzeit an einem Pilotprojekt des Bistums Aachen „Qualität durch Religion“ teil. Im Frühjahr und Sommer fanden die ersten Kurse statt. Die Kindergärten durchlaufen ein Schulungs- und Zertifizierungsprogramm, das im Oktober 2018 abgeschlossen sein soll. Ziel ist es, das Gütesiegel „Qualität aus christlicher Überzeugung“ zu erhalten. Konkrete Pläne für eine gemeinsame Aktion der sechs Kindergärten aus Kempen und Tönisvorst gibt es schon. So ist eine religiöse Wallfahrt mit den Schulkindern und Familien der Einrichtungen geplant. Unter dem Gedanken „Gemeinsam unterwegs sein - Gott entdecken“ machen sich die Gruppen am 23. Juni zu einem Pilger-Tag auf.

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