Ein dickes Lob für den Bürgerbus

Schlecht finden nur zehn Prozent der Befragten den Nahverkehr. Kritik gibt’s an der Vernetzung der Stadtteile.

Tönisvorst. Johannes Thelen darf sich freuen. Und Wolfgang Schouten natürlich auch. Denn der Vorsitzende und der Geschäftsführer des Bürgerbus-Vereins sowie alle 42 ehrenamtlichen Fahrer haben von den Teilnehmern am Bürgerbarometer der WZ ein ganz dickes Lob spendiert bekommen: 47 Prozent - das sind mehr als 300 Frauen und Männer - sagen übereinstimmend: "Das ist ein tolles Angebot, das noch ausgebaut werden sollte."

An welchen Stellen dieser Ausbau erfolgen könnte, lässt sich anhand der Antworten ebenfalls leicht ermitteln. 29 Prozent klagen darüber, dass die Vernetzung der beiden Stadtteile über die normalen Buslinien (062 und 064) schlecht ist. Was Wolfgang Schouten, in seiner Eigenschaft als Ordnungsamtsleiter auch für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) in der Stadt zuständig, so nicht stehen lassen will.

Er greift zum Fahrplan, blättert - und hebt dann hervor: Nach einer Kundenbefragung im Jahr 2006 sei Anfang 2007 der Fahrplan umgestellt worden. "Seitdem fährt montags bis samstags alle halbe Stunde ein Bus von Vorst nach St.Tönis." Bis abends um kurz vor 20 Uhr. Und sonntags gebe es immerhin alle zwei Stunden eine Verbindung. Den Bürgerbus könne man auf der Strecke nicht einsetzen, denn der dürfe den regulären Linien keine Konkurrenz machen.

Justament sonntags gibt es sie zwar, die Bürgerbus-Verbindung zwischen Vorst und St. Tönis. Doch gebraucht wird sie offenbar nicht: Wie Schouten berichtet, ist die Zahl der Fahrgäste extrem niedrig, man werde in Kürze über die weitere Zukunft dieses Angebots nachdenken müssen. Davon nicht betroffen sei der Vorster Bürgerbusverkehr am Freitag- und Samstagabend.

Schon reagiert hat Schouten an anderer Stelle. Und das Resultat kann ab 1.Juli getestet werden. Denn mit der Fahrplanänderung fährt der Bürgerbus zwei zusätzliche Ziele an: Das Ärztehaus am Wasserturm und das neue Seniorenheim in Vorst. "Wir kommen damit den Wünschen der Fahrgäste entgegen." Er hoffe, dass die Routenänderung angenommen werde, da man auch auf Wirtschaftlichkeit achten müsse.

Apropos: Wegen der ständig steigenden Spritpreise komme man wohl nicht umhin, den Fahrpreis des Bürgerbusses zu erhöhen. Im Augenblick zahlen Erwachsene innerhalb von St.Tönis 80Cent, Kinder 50 Cent für die Fahrt, für die Strecke St.Tönis-Vorst sind es 1,30Euro bzw. 80 Cent.

Deutlich teurer ist es, mit dem "normalen" Bus und der Straßenbahn von Vorst nach Krefeld zu fahren: 4,10 Euro sind da für eine Fahrt fällig, wer abends zurück fährt, zahlt nochmals den selben Preis. Doch abends wollen die Vorster und St. Töniser offenbar lieber in die Kempener Altstadt:

Wie sonst wäre es zu erklären, dass 63 Bürger im Barometer die schlechten Verbindungen in die Thomasstadt beklagen. Schouten greift erneut zum Fahrplan. Und erkennt: Nach 20 Uhr geht ab Vorst in Richtung Kempen tatsächlich wenig.

Vom Wilhelmplatz aber kann man immerhin bis 23.11 Uhr in Richtung Buttermarkt aufbrechen - allerdings mit dem Umweg über Krefeld, wo man dann den Zug besteigen muss. Wer noch später fährt, muss ein wenig Geduld aufbringen.

Denn laut VRR-Fahrplanauskunft kann man zwar um 0.41 Uhr noch mit der Straßenbahnlinie 041 nach Krefeld fahren - doch wer hier weiter in Richtung Kempen kommen will, muss noch bis 4.20 Uhr (Buslinie 069 ab Rheinstraße) warten. Über die Rückfahrt schweigen wir an dieser Stelle besser.

Trotz solcher Klagen darf nicht übersehen werden: Wirklich schlecht finden nur zehn Prozent der Gefragten die Bus- und Bahnverbindungen. Unter ihnen Bürger, die sich ungewöhnliche Routen wie die von St. Tönis nach Hüls (sieben Nennungen), von St.Tönis nach Süchteln (sechs) oder von Vorst nach Düsseldorf (zwei) wünschen.

Mit "Sehr gut" beurteilen dagegen 20 Prozent das ÖPNV-Netz in der Stadt. Ein Resultat, mit dem Wolfgang Schouten sehr gut leben kann. Beweise es ihm doch: "Mit der Fahrplan-Umstellung 2007 haben wir den überwiegenden Teil der Kundenwünsche erfüllt." Und wo es keine Fahrgäste gab - etwa sonntags auf der Strecke St. Tönis-Vorst - habe man das Angebot auch reduzieren können: "Ein Zwei-Stunden-Takt reicht da völlig aus."

Am Mittwoch, 7. Mai, beschäftigen wir uns mit der Frage: Senioren: Wird in Tönisvorst genug für sie getan?

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