Die Linke fordert weiter zweite Gesamtschule

Der jüngste Antrag, Grundschuleltern nach ihren Wünschen zu befragen, wurde abgelehnt.

Die Linke fordert weiter zweite Gesamtschule
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Viersen. Die Fraktion Die Linke verfolgt eine Mission — eine zweite Gesamtschule für Viersen. Auch der jüngste Antrag, Grundschuleltern nach ihrer favorisierten weiterführenden Schule zu befragen, wurde abgelehnt. „Wir müssen jetzt besprechen, wie wir weitermachen“, sagt Fraktionsvorsitzender Christoph Saßen nach der Schulausschuss-Sitzung enttäuscht. Seine Fraktion hält es für unverzichtbar, Mütter und Väter zu befragen: „Man nimmt den Eltern die Möglichkeit, sich zu äußern“, kritisiert Saßen. Nach seiner Einschätzung habe die Viersener Verwaltung eine Elternbefragung bisher hinausgezögert; seit 2011 habe Die Linke das Thema immer in die Diskussion gebracht.

Bevor eine Gesamtschule starten kann, sind einige Voraussetzungen zu erfüllen. Dazu gehört, dass es über einen Zeitraum von fünf Jahren ausreichend Schüler für ein vier-zügiges System gibt. Auch eine Elternbefragung muss vorliegen, die diesen Willen dokumentiert.

Unter den Viersener Schulleitern wird der Kampf um eine zweite Gesamtschule mit gemischten Gefühlen verfolgt. Martin Landmann, Leiter der sechszügigen Anne-Frank-Gesamtschule, hat im vergangenen Schuljahr 179 Kinder aufgenommen, 90 Kinder hat er abweisen müssen. Doch: „Das würde für eine zweite Gesamtschule nicht ausreichen“, sagt Landmann. Er geht davon aus, dass der Ansturm im nächsten Schuljahr deutlich abnimmt. Die Schülerzahlen in Viersen sinken laut Schulentwicklungsplan.

Und: „Bisher kamen viele Schüler aus Anrath, Kempen oder Vorst zu uns“, berichtet Landmann. Doch neue Gesamtschulen sind entstanden und werden starten. „Wir hatten gerade acht Schüler aus anderen Kommunen, vor vier Jahren gab es noch je eine Klasse aus Anrath und Vorst.“ Zudem binde die Primusschule in Viersen als Modellversuch des gemeinsamen Lernens potenzielle Gesamtschüler: „Der erste Jahrgang besteht aus 70 Kindern, die dort weiter lernen“, erläutert Landmann.

Die Primusschule, in der Kinder bis zur zehnten Klasse bleiben und die beim Abitur mit dem Clara-Schumann-Gymnasium kooperiert, ist für Christoph Saßen mit einem großen Fragezeichen versehen: „Was passiert denn, wenn der Modellversuch ausläuft?“ Niemand wisse, wie es dann weitergehe.

Gunter Fischer, Leiter des Clara-Schumann-Gymnasiums und früher selbst an einer Gesamtschule, warnt vor Ideologie in der Gesamtschulfrage: „Mit einer neuen Schule hätten wir eine weitere Oberstufe. Wo sollen die Schüler herkommen bei sinkenden Schülerzahlen?“, fragt er. In vielen Städten seien die Schulformen nicht perfekt verteilt: „Dort, wo es nur Gymnasium und Gesamtschulen gibt, gibt es Probleme. Nach Fischers Einschätzung „funktioniert die Schullandschaft in Viersen“. Das sagt auch Martin Landmann. „Man sollte die Situation zu gegebener Zeit erneut betrachten.“

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