Die letzte Krippe vor dem Abschied

Nach vielen Jahren wechselt das Team für den Aufbau der Krippe in der Kirche St. Helena.

Die letzte Krippe vor dem Abschied
Foto: Busch

Viersen. „Die Tannenbaumständer verkleiden wir immer mit den Holzstämmen. In einer der Kisten müssten noch weitere Holzscheite sein, die ich auch noch brauche“, sagt Marlies Kottke. Der Satz löst Betriebsamkeit bei Gabriele Poos sowie Margret und Paul Zellkes aus, die bis dahin zugesehen haben, wie Kottke oben auf der großen Krippenlandschaft hockend den ersten Baumständer schnell und geschickt verkleidet hat. Es entsteht der Eindruck, die Tanne wachse aus dem Moosboden heraus. Die drei gehen indes die Kunststoffboxen ab, die vor den Bänken in der Kirche St. Helena stehen. Dort sind Steine der Inhalt, ein Stückchen weiter ist es jede Menge Moos. Eine andere Box enthält Rinde und Wurzeln. Dann aber ist das Gewünschte entdeckt. Poos reicht die einzelnen Stücke an und Kottke zeigt das Verkleiden nochmals, wobei Miriam Di Cesare die einzelnen Schritte per Foto festhält. „Wenn wir das nächstes Jahr alleine machen, müssen wir ja wissen, wie es geht und wie es nachher wirken sollte. Schließlich soll keiner sagen, dass die Krippe völlig anders aussehen würde“, bemerkt Di Cesare.

Für das Ehepaar sowie Di Cesare und Poos steht nämlich ein Neustart an, während für Kottke und ihre Cousine Brigitte Hamacher eine Ära zu Ende geht. Die beiden Frauen waren seit mehr als 20 Jahren federführend für den Feinaufbau der Krippe in der Kirche St. Helena im Einsatz. Doch damit ist mit diesem Weihnachtsfest Schluss. „Meine Cousine schaffte es zeitlich einfach nicht mehr und ich denke, nach so vielen Jahren ist es an der Zeit, dass jemand anders diese Aufgabe übernimmt“, sagt Kottke. Die Gemeinde startete einen Aufruf im Pfarrbrief, auf den sich prompt die beiden Frauen und das Ehepaar meldeten.

„Als ich von der Suche gehört habe, war ich sofort dabei. Wenn niemand hilft, dann gibt es vielleicht irgendwann keine Krippe mehr und das kann nicht angehen“, bemerkt Di Cesare. Wenn jemand Hilfe brauche, sei sie dabei, schließt sich Poos an. Genauso dachten auch Margret und Paul Zellkes. Nun haben sich die vier erstmalig zum Feinaufbau der Krippe in der Kirche eingefunden und erfahren von Kottke alles Wissenswerte rund um den Aufbau. Bei ihr sitzt jeder Handgriff.

Mit zügigen Bewegungen verteilt Kottke das Moos in der Krippenlandschaft. „Das Moos vom vorigen Jahr kommt in den hinteren Bereich. Das neue lege ich nach vorne. Wobei Karl Heinz Kaum jedes Jahr für neues Moos sorgt. Darum müssen wir uns nicht kümmern“, sagt sie. Kaum gehört nämlich zur Fahnengruppe St. Mathias der Schützenbruderschaft Heimer und die beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Grobaufbau der Krippe. Das heißt, die Schützen setzen die Platte über den Kirchenbänken, bauen die gesamte Unterkonstruktion, stellen den Stall samt Zaun sowie die kleinen Tannenbäumen in den Halterungen auf und schleppen alle Kartons mit den weiteren Utensilien aus Sakristei und Keller heran. Dann erst beginnt die Feinarbeit des zweiten Teams.

Kottke ist inzwischen beim Ankleiden der Figuren angekommen. „Wir bügeln die Gewänder zuerst auf“, berichtet die Helenabrunnerin und greift zu Josef, der neben den anderen Figuren auf der Kirchenbank liegt. Mit wenigen Handgriffen ist das Untergewand angezogen und sein Umhang zu einem Mantel gerafft. Das Ganze erhält eine lederne Schnur als Gürtel. Auch hier hält Di Cesare alles im Bild fest. Gemeinsam geht es an die Maria und die Hirten, wobei eine Plastikbox diverse Einzelteile beherbergt, angefangen von Heiligenscheinen über Schmuck bis hin zu Körbchen und Fellkragen. Es sind nämlich gerade die vielen kleinen liebevollen Details, die die Krippe in Helenabrunn ausmachen.

Die Neulinge lernen an diesem Abend eine Menge. Zum Beispiel über die Konstruktion der Wüstenlandschaft, die hinter den Tannenbäumen entsteht und über die die heiligen drei Könige gewandert kommen oder den Engel, der wie frei schwebend wirkt — die vier zukünftigen Krippenbauer werden in die Geheimnisse eingeweiht. „Beim Abbau helfen wir nochmals. Danach ist die Bahn frei für unsere Nachfolger“, verkündet Kottke.

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